VON SINEM S.
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29.10.2012 12:48
Pussy Riot
Drei maskierte Frauen stürmen eine Moskauer Kirche und geben lautstark ein Punkgebet gegen Putin von sich. Für ihr regimekritisches Verhalten wurden zwei der Musikerinnen zu mehreren Jahren Straflager verurteilt, eine erhielt eine Bewährungsstrafe, während die vierte schon durch Flucht einer Verhaftung entgehen konnte. Die russische Kirche, die Putin unterstützt, fordert Buße von den Gotteslästerinnen, der Rest der Welt ist bestürzt und muss doch hilflos zusehen, wie die jungen Mütter für ihren Mut bestraft werden.
Russland ist nicht gerade bekannt für seine demokratische Grundhaltung, und doch ist es absurd mit anzusehen, wie ein wichtiger Geschäftspartner Deutschlands drei junge Frauen ins Straflager schickt - wegen ihren regimekritischen Ansichten. Dass die Punkrockband „Pussy Riot“ mit radikalen Mitteln versucht, ihre Meinung kundzutun, ist in einem Land wie Russland nicht so einfach und bisweilen gefährlich. Da ist es auch egal, ob zwei der Frauen Mütter von kleinen Kindern sind, die nun ohne sie auskommen müssen. Was die einen für waghalsig halten, ist für die anderen wahrer Mut zur Rebellion. Knapp zwei Wochen nach der umstrittenen Verhandlung wurde eine der Musikerinnen wieder frei gelassen. Maria Aljochina und Nadeschda Tolokonnikowa jedoch, wurden aus dem Untersuchungsgefängnis in Moskau ins Straflager verlegt. Die drei Frauen geben sich nach wie vor kämpferisch, obwohl sie mittlerweile um Verzeihung bei den Gläubigen gebeten haben. Die Idee des Punkgebets sei politisch und nicht religiös motiviert gewesen.
Entfachte Demokratie
Die Selbstverbrennung des Tunesiers Mohamad Bouazizi lies innerhalb weniger Wochen eine wütende Protestwelle entstehen, die über Ländergrenzen hinweg auf die gesamte Region und gegen die autoritären Regime prasste.
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Die Frauenrockband hatte sich in der Vergangenheit schon mehrmals künstlerisch mit dem Regime auseinandergesetzt, unter anderem kritisierten sie stark die enge Verbindung Putins zur russisch-orthodoxen Kirche. Der Kreml hat durch diesen Prozess zwar einen starken Imageschaden erlitten, andererseits war dieser aber wichtig für das Regime, so Russland-Experte
Meister im Spiegel-Interview. Für Russland sei die Demonstration von innenpolitischer Stärke wichtiger als der Gesichtsverlust gegenüber dem Westen. Putinwähler, die eher konservativ eingestellt sind, lehnen solche Aktionen, wie die der Band Pussy Riot scharf ab, und sind daher große Unterstützer von Putins Machtdemonstration in diesem Verfahren. Zudem sei dies als ein Warnsignal gegenüber der Opposition zu werten, die mit der linksliberalen Gesinnung der verurteilten Musikerinnen übereinstimmten. Die Band spricht eher nicht-mehrheitsfähige intellektuelle Randgruppen in Russland an, die zwar stetig versuchen, gegen Putins Regime zu demonstrieren, aber in der Mehrheit der Bevölkerung keinen Rückhalt finden.
Die Gruppe Pussy Riot, die im Oktober 2011 gegründet wurde und aus zehn losen Mitgliedern besteht, begann mit friedlichen Auftritten an markanten Plätzen, die sich dem Thema Meinungsfreiheit, Gleichstellung der Geschlechter und Wahrung der Grundrechte widmeten. Ihr Markenzeichen sind bunte Sturmhauben und leichte grelle Kleidung, mit denen sie auf verschiedenen öffentlichen Plätzen auftreten. Die Musik steht dabei nicht im Mittelpunkt, eher dient sie der politischen Performance. Die Mitglieder filmten sich selbst und veröffentlichten ihre Auftritte auf YouTube.