VON JULIA ZETZ | 13.11.2014 14:19

Hypotopia – Oder wie man Geld visualisiert

Eine Stadt, die Platz für rund 100.000 Menschen bietet ist an sich nichts Besonderes. Sie verfügt über eine funktionierende Infrastruktur, hat eine gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr, viel Platz für Grünes, ein Krankenhaus und ist zudem fast autofrei. Kostenpunkt: 19 Milliarden Euro. Diese Stadt könnte zudem nahezu energieautark sein und wäre ein Ort für Menschen aus aller Welt. Sie wäre der perfekte Ort um zu leben und zu arbeiten. Wiener Studenten haben mit der Modellstadt „Hypotopia“ gezeigt, was man mit 19 Milliarden Euro machen könnte, hätte man damit nicht eine fast bankrotte Bank gerettet.


Knapp fünf Jahre ist es her als die Welt-Wirtschaftskrise ihren Lauf aufnahm und nicht nur unzählige Privathaushalte in die Insolvenz getrieben hat, sondern auch dazu beitrug, dass viele Banken verstaatlicht wurden. Und das kostet Geld, rund 19 Milliarden Euro im Fall der Hypo-Alpe-Adria-Bank aus Kärnten. Um zu verdeutlichen, was man mit diesem Geldbetrag tun könnte, hat Lukas Zeilbauer zusammen mit Studienkollegen eine Stadt entworfen. Der Entwurf war den Studenten aber noch nicht Beweis genug, sie haben die Stadt auch visualisiert, nämlich mit einem Modell auf dem Wiener Karlsplatz. Mehr als 10.000 Stunden haben sie dafür gebraucht.

Der Crash ist die Lösung

19 Milliarden Euro müssen visualisiert werden

19 Milliarden, das klingt nach nicht viel. Doch umgerechnet sind das rund 6.000 Euro für jede Familie in Österreich.“, sagt Zeilbauer, der an der Technischen Universität Wien studiert. Keiner der Studenten hatte den Anspruch eine perfekte Stadt zu planen, Hypotopia soll nur zeigen, was mit einer solchen Summe Geld geplant und auch realisiert werden könnte. Die Idee ist sicher nicht neu, aber sie ist greifbar, ganz im Gegensatz zu den Milliardenbeträgen, die täglich im Bankwesen verhandelt werden.

Die Studenten aus Wien haben sich aber nicht nur einfach überlegt, wie sie Hypotopia bauen könnten, sie haben auch konkrete Pläne, welche Möglichkeiten sich bieten. Erneuerbare Energien mit Windkraft, Solaranlagen und Wasserkraftwerken sorgen für eine öl-unabhängige Energieversorgung. Häuser werden nicht aus Beton, sondern aus Holz gebaut, die Flüsse dienen als Transportwege. Nahrungsmittel werden größtenteils selbst angebaut, eine spezielle Architektur sorgt für gutes Licht.

Hypotopie auf höchstem Niveau

Hypotopia ist in sehr vielen Bereichen an die Kärntner Landeshauptstadt Klagenfurt angelehnt. Ein dezenter Hinweis der Studenten an den Hauptsitz der Hypo-Banken-Gruppe. Den Kern der Stadt bildet ein Stadion, dass dem Vorbild der „Hypo-Arena“ nachempfunden wurde. Für die Studenten ein echtes Beispiel wie sinnlos Geld in Projekte investiert wird. Auch die Grundstückspreise von Klagenfurt wurden als Referenz herangezogen. Zeilbauer sagt, dass es dem Team sehr wichtig war, mit korrekten und nachvollziehbaren Zahlen zu arbeiten.

„Die Hypo ist ein Symptom des Kapitalismus. Das ist ein System, das zerstört und wo die Gier regiert.“, so Zeilbauer, deshalb möchte er mit dem Projekt auch eine ernstzunehmende Debatte anstoßen, denn es fehle in erster Linie an einer Proteststruktur, die eine Veränderung in Gang bringen könne.