VON CLEMENS POKORNY | 20.09.2014 16:09

Grünes Geld - Ethische Banken und nachhaltige Geldanlagen

Alternative Banken investieren das Geld ihrer Kunden in nachhaltige, z.B. ökologisch sinnvolle, Unternehmen und Projekte. Das bringt beiden Seiten Gewinn. Doch nicht jeder grüne Fonds hält, was er verspricht. Und wer ein ethisch korrektes Girokonto eröffnen will, muss bei allen zur Auswahl stehenden Kreditinstituten einen Nachteil in Kauf nehmen.

Jeder EU-Bürger hat das Recht auf ein eigenes Girokonto. Doch wo soll der ökologisch und ethisch bewusste Mensch es eröffnen? Viele Geldinstitute betreuen Privatkunden – aber nur wenige legen das ihnen anvertraute Geld nachhaltig an.

Solche Banken erstellen meist Listen von solchen Kriterien, die für ein Investment erfüllt sein müssen (Positivkriterien), bzw. von solchen, die nicht vorliegen dürfen (Negativkriterien). So wird sichergestellt, dass das Geld in Kredite etwa für erneuerbare Energiegewinnung oder kleinbäuerliche Initiativen fließt, aber nicht zur Finanzierung von Rüstungsgütern oder Atomkraftwerken verwendet wird. Dabei schließen nicht alle „grünen“ oder „nachhaltigen“ Kreditinstitute alle Anlagemöglichkeiten aus, die fragwürdig sein könnten – z.B. Investments in Ölfirmen. Das Auswahlkriterium „best in class“ verlangt nur, dass die Unternehmen oder Projekte, in die investiert wird, zu den ethisch besten unter ihresgleichen zählen.

Greenwashing

Diese Aspekte sind insbesondere dann relevant, wenn es darum geht, größere Summen fest anzulegen statt nur ein Girokonto zu eröffnen. Die niederländische Triodos-Bank beispielsweise wendet das „best in class“-Kriterium für ihren Sustainable Equity Fund ziemlich großzügig an: Unter den Unternehmen, die ihren Umsatz zu mehr als 50% durch „nachhaltige“ Produkte oder Dienstleistungen erzielen, zählt Triodos auch adidas, BMW, Vodafone oder Walt Disney – Branchenriesen, die nicht gerade für alternatives oder nachhaltiges Wirtschaften bekannt sind. Auch nicht zu 100% ethisch konsequent investieren die kirchlichen Institute KD Bank und Steyler Bank, nämlich auch in Firmen, die zu nicht mehr als 5% an Rüstungsproduktion oder Atomkraft beteiligt sind. Konsequenter sind da die EthikBank und die GLS. Letztere legt das Geld ihrer Kunden ausschließlich in Unternehmen und Projekten an, die dem Umweltschutz dienen. Das tut auch die UmweltBank, die allerdings keine Girokonten anbietet, sondern nur Kredite vergibt und Fonds anbietet.

Die drei zuletzt genannten Geldinstitute sind allesamt Direktbanken, sie verfügen also nicht über ein flächendeckendes eigenes Filialnetz, sondern nur über wenige oder gar keine Ableger. Das erscheint in Zeiten des Online-Bankings auch immer weniger wichtig – doch die Bargeldversorgung möchten viele Bankkunden gewährleistet sehen. Und genau darin liegt das Problem der alternativen Banken: Mit ihren normalen Bankkarten kann man bei den Filialen anderer Kreditinstitute nur gegen Gebühr Geld abheben. Immer mehr Banken beteiligen sich deshalb an Zusammenschlüssen zu Geldautomaten-Netzen um ihren Kunden ein kostenfreies Abheben auch bei anderen, am jeweiligen Netz beteiligten Kreditinstituten anbieten zu können. Diese Netze verfügen über eine - oft auch regional - sehr unterschiedliche Automatendichte, weshalb es sich immer lohnt, genauer hinzusehen, ob das jeweilige Netz auch zu den eigenen Bedürfnissen passt.

Wer also ein ethisch korrektes Girokonto haben will, tut gut daran sich vorab genau über dessen Konditionen informieren. Bei der Geldanlage hilft ein Vergleich grüner Fonds, den Stiftung Warentest im August 2014 veröffentlicht hat. Wer einen Kredit für die Gründung eines alternativen Unternehmens braucht, hat mit den genannten Banken zumindest schon mal eine Auswahl zur Hand, um einen genauen Vergleich wird man aber nicht herumkommen. Natürlich kann alternatives Banking aber nur die Ergänzung zu einem auch sonst nachhaltigen Lebenswandel sein.