VON MAXIMILIAN REICHLIN | 07.11.2014 17:44

Mosambik im Rausch der Rohstoffe – Gold, Erdgas und ein armes Land

In den vergangenen Jahren wurden im afrikanischen Staat Mosambik reiche Vorkommen an Gold und Erdgas entdeckt. Nun hofft die arme Bevölkerung, von der Förderung zu profitieren und tatsächlich wächst die Wirtschaft stark an. Experten vermuten jedoch, dass von den Einnahmen nicht viel bei der Bevölkerung ankommen wird. Gutbezahlte Jobs werden vermehrt an Personal aus dem Ausland vergeben, währenddessen fürchten Kritiker, dass die korrupte Regierung des Landes sich selbst die Taschen füllt. Was bringen die Rohstoffe dem Land wirklich?


Das afrikanische Mosambik ist reich an riesigen Gold-, Kohle und Erdgasvorkommen, die in den letzten Jahren entdeckt wurden. Nun sollen sie langsam erschlossen werden, und dem Land damit aus der Armut helfen. Mosambik ist das viertärmste Land der Welt, die Hälfte der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. Die Erwartungen an Einnahmen aus den Rohstoffvorkommen sind also groß. Besonders profitabel könnten dabei die vor der Küste entdeckten Erdgasvorkommen des Rovuma-Beckens im Norden des Landes sein.

Gas, Kupfer und Gold in West-Papua

In das Geschäft mit dem Gas sind bisher vor allem der US-Konzern Andarko und ENI aus Italien eingestiegen. Sie investieren bereits kräftig in die Ausbeutung der Gasvorkommen. In der Nähe des kleinen Fischerdorfes Palma an der Ostküste Mosambiks will Andarko ein Projekt realisieren, dass klimatisierte Häuser, Kühl- und Förderanlagen, eine Landebahn und einen Hafen einschließt. Dafür müssen 3.000 Einwohner aus ihren Lehmhütten umgesiedelt werden. Erste Kostenschätzungen belaufen sich auf rund 16 Milliarden US-Dollar – und das alleine für die Kühlanlagen, mit denen das Erdgas verflüssigt und für den Transport vorbereitet werden soll.

Weitere Investitionen haben sich angekündigt. Nun ist das Land hoffnungsvoll, aber ungeduldig: Alle wollen am Geschäft mit dem Erdgas verdienen. Doch von den bisher investierten Milliarden ist noch nichts bei der armen Bevölkerung angekommen. Der Sozialforscher Rogério Ossemane aus der Hauptstadt Maputo hat eine ungemütliche Erklärung dafür: „Die Mitglieder unserer Regierung sind so korrupt, dass sie sich schon bei den ersten Verträgen die Taschen vollgemacht haben.“ Ossemane kämpft nun dafür, dass die ausländischen Investoren höher besteuert werden, und dass auch die einheimische Bevölkerung von den Rohstoffvorkommen profitiert.

Die wenigen gut bezahlten Jobs, die mit der Erdgasförderung einhergehen, werden vermehrt an ausländische Kräfte vergeben. In Mosambik gibt es kaum ausgebildetes Personal, rund die Hälfte der Bevölkerung kann nicht lesen und schreiben. Ex-Minister Oscar Monteiro, der bis 1992 im letzten Unabhängigkeitskrieg gekämpft hatte, will sich die Chance auf Arbeit jedoch nicht aus der Hand nehmen lassen. Er fordert, dass nicht alle Konzessionen an Ausländer vergeben werden, die Regierung solle vielmehr „etwas in der Hinterhand behalten, bis wir selbst das Kapital und das Know-how zur Förderung unserer Schätze haben.“

Indes kommt es in Mosambik bereits jetzt zu sozialen Unruhen. Präsident Armando Guebuza von der Partei Frelimo fürchtet den „Rohstoff-Fluch“, der bereits andere afrikanische Staaten befallen habe. Obwohl die ersten Förderungen von Erdgas in Mosambik frühestens 2018 beginnen könnten, meldet die Oppositionspartei Renamo bereits jetzt Forderungen an: Sie wollen am Erdgas mitverdienen und verlangen außerdem neue Wahlgesetze und eine stärkere Vertretung beim Militär. Bereits im vergangenen Jahr sind bei Überfällen radikaler Mitglieder der ehemaligen Guerilla-Bewegung 15 Menschen gestorben. Präsident Guebuza sucht nun den Dialog mit der Opposition, es ist jedoch auch vor diesem Hintergrund fraglich, inwiefern Mosambik und vor allem dessen arme Bevölkerung überhaupt von den Rohstofffunden profitieren wird.