VON JULIA ZETZ | 15.04.2013 13:04

Zero-Waste-Jam oder warum man Müll auch essen kann

Marmelade aus Früchten, die eigentlich für den Abfall bestimmt sind? Das kann doch gar nicht schmecken, oder? Evelina Lundquist hat mit einigen Freunden ein Konzept entwickelt, heraus kam die Zero-Waste-Jam.


Ein Garten voller Obstbäume und Beerensträucher. Das schreit geradezu nach Marmelade in allen Formen und Geschmäckern. Aber spätestens bei dem Gedanken, das ganze Obst einzukochen und auch noch zu essen, vergeht den meisten Menschen die Lust auf Marmelade. Was passiert dann? Das Obst landet auf dem Komposthaufen. Evelina Lundquist hatte gemeinsam mit ein paar Freunden die Lösung für dieses Problem: Sie stellt Marmelade aus „Spender-Obst“ her.

Zero-Waste-Jam oder warum Müll doch schmecken kann

Das Image der Lebensmittelindustrie ist schlecht wie nie

Zum Glück gibt es Menschen mit guten Ideen. Evelina Lundquist, Gründerin des Unternehmens, möchte mit der Zero-Waste-Jam der zunehmenden Entfremdung von Lebensmitteln entgegentreten. Die junge Schwedin verarbeitet Obst, das eigentlich im Abfalleimer landen würde, weil es niemand isst, zu Marmelade.

Ihren ersten großen Auftritt als junge Social-Start-Upperin hatte Evelina bei der Fair Fair im Jahr 2012. Dort stellte sie Zero-Waste-Jam und Ihr Ziel vor, natürlich hatte sie viele leckere Gläser mit Bratapfelmus, Rhabarber-, Himbeer- und Stachelbeermarmelade dabei. Dass ihre Idee nicht nur erfolgreich sein kann, sondern auch andere zum Nachdenken anregen kann, zeigt die interaktive Karte von Mundraub.org. Hier findet man in der Umgebung Bäume und Sträucher mit Obst und Nüssen, die niemandem gehören.

Zero-Waste-Jam – Bio und lecker

Mit ihrer Zero-Waste-Jam verarbeitet Evelina nicht nur Obst zu einer leckeren Marmelade, sondern sie verzichtet dabei auch noch auf jegliche Zusatzstoffe. Ihre ersten Marmeladen hat sie aus rund 60 Kilo Obst der Arche Noah, einer Biogärtnerei in Österreich, hergestellt. „Das englische Wort waste hat eine Doppelbedeutung: Einerseits meint es Abfall, andererseits Verschwendung“, so Evelina. „Genau dagegen wendet sich unser Projekt“.

Zwar ist die Zero-Waste-Jam keine Discount-Marmelade, aber es steht eine Philosophie dahinter. Denn mittlerweile ist aus dem kleinen Unternehmen ein Social-Franchise-Unternehmen geworden. Aber Evelina geht es nicht um den Gewinn: „Uns geht es nicht um Profit, sondern darum, soziale, ökonomische und ökologische Problemen zu lösen“, sagt Evelina.

Nicht nur die Idee hinter der Zero-Waste-Jam ist zukunftsorientiert, auch die Produktionsplanung. Das Unternehmen ist nicht vom Lebensmittelmarkt abhängig, denn es bezieht seine Produktionsgüter von Parkanlagen, Kleingärten und zweitklassiger Ware aus der Landwirtschaft.