VON CLEMENS POKORNY
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08.05.2013 15:59
Der Weltrat für biologische Vielfalt (IPBES): Artenschutzmotor oder Rohrkrepierer?
Mit der IPBES gibt es ein neues UN-Gremium zum Artenschutz an der Schnittstelle zwischen Politik und Wissenschaft. Ob die Biodiversität aber auf internationaler Ebene geschützt werden kann, ist angesichts der Misserfolge der ebenfalls international konzipierten und von einem UN-Gremium beratenen UN-Klimakonferenzen fraglich.
Fast ein Jahr brauchte die neugeschaffene internationale Institution „Intergovernmental Platform on Biodiversity and Ecosystem Services“, kurz IPBES, um im März 2013 in Bonn zu ihrer ersten Plenarsitzung zusammenzutreten. Wie der Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) soll dieses UN-Gremium Regierungen und andere UN-Organisationen beraten, und zwar in Fragen der biologischen Vielfalt (Biodiversität). Worum geht es da genau, und welche Macht hat IPBES?
EU-Saatgut Verordnung - eine Bedrohung für die Artenvielfalt?
Wie streng ist die Regelung wirklich? Was bedeutet das für Hobbygärtner und die biologische Vielfalt der Gemüse- und Obstsorten?
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64.000 Arten von Lebewesen hat die
Internationale Tierschutzunion (IUCN), die sich u.a. der Erstellung Roter Listen gefährdeter Arten widmet, im Jahr 2012 auf ihre Gefährdung untersucht –
Ergebnis: fast jede dritte ist nicht nur bedroht, sondern steht sogar kurz vor dem Aussterben. Da Artenschutz in einer globalisierten Welt auch ein länderübergreifendes Problem ist, wurde 2009 beschlossen, eine UN-Institution auf der Grundlage des Wissens und der Erfahrung früherer UN-Initiativen zu schaffen, die den Entscheidungsträgern in der Politik bei Entscheidungen zum Artenschutz zuarbeitet. Insbesondere bestehen die Aufgaben der IPBES darin, die Erforschung von Biodiversität und Ökosystemfunktionen zu fördern, die Forschungsergebnisse zu prüfen und aufzubereiten, die Verbesserung der Vernetzung von Wissenschaft und Politik anzuregen sowie den Entscheidungsträgern in Regierungen und Gremien konkrete Konzepte zum Artenschutz vorzuschlagen.
So weit die gute Idee, die zur Koordination und Verbesserung der nationalen Bemühungen um den Artenschutz führen soll. Doch die Mühlen der UN arbeiten langsam, wie schon die lange Zeitspanne zwischen Gründung und erster Plenarsitzung der IPBES zeigt. Und dass der Artenschutz auf internationaler Ebene verbessert werden kann, lässt sich
unter Verweis auf die ausbleibenden Erfolge im internationalen Klimaschutz bezweifeln. Obwohl nämlich mit dem Weltklimarat ein Gremium für die alljährlichen Beratungen der internationalen UN-Klimakonferenz („Klimagipfel“) existiert, haben diese Klimagipfel in den letzten Jahren trotz vollmundiger Versprechen im Vorfeld
nie handfeste Ergebnisse erzielt. Immer mehr Experten fordern, die fruchtlosen Klimakonferenzen zu beenden und im Klimaschutz stattdessen verstärkt auf die einzelnen Länder zu setzen – ganz nach dem Motto der
lokalen Agenda-21-Programme: „Global denken, lokal handeln!“ Wie viel die IPBES daher zu Artenschutz und Biodiversität auf internationaler Ebene tatsächlich beitragen kann, wird sich erst noch zeigen. Dass sie nationale und lokale Initiativen nicht ersetzen kann, versteht sich von selbst.