VON DAVID SEITZ
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14.06.2012 15:19
Schweineleasing: Persönliche Begleitung von der Aufzucht bis zum Metzger
Zuerst waren es BSE und Maul und Klauenseuche, dann wurde Dioxin im Tierfutter entdeckt – mit der Gefahr von Antibiotika im Fleisch ist der Konsument mittlerweile vertraut, auch der Mangel an artgerechter Tierhaltung ist bekannt - involviert waren und sind Großhändler genauso wie einzelne landwirtschaftliche Betriebe.
Die Liste der Lebensmittelskandale wird immer länger, die Abstände zwischen jedem neuen medialen Aufschrei immer kürzer. Kurzum: Beim Kauf von Fleisch wissen immer weniger Verbraucher wem sie wirklich vertrauen können. Dem Fleischfachverkäufer im Discounter, dem Bio-Siegel, oder doch dem Metzger von nebenan? Ein neuer Bio-Trend versucht nun besorgten Verbrauchern mit ökologischem Gewissen eine neue Perspektive zu bieten: Beim Schweineleasing begleitet der Konsument sein zukünftiges Fleisch von der Aufzucht bis zur Schlachtung.
Kontrolle durch Kontakt zum Tier
Bio ist nicht gleich Bio
Was steckt wirklich hinter den Biosiegeln?
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„Bisher kam es noch nie vor, dass jemand es nicht übers Herz brachte sein Schwein am Ende schlachten zu lassen,“ erklärt
Anton Dapont, bayrischer Bio-Bauer, der auf seinem Hof Schweineleasing anbietet - eine Tatsache die manch einen verwundern könnte. Denn beim Schweineleasing gehen Konsument und Endprodukt eine Art persönliche Bindung ein. Bereits im Alter von 6 Wochen verkauft der Bauer seine Ferkel an den Endverbraucher, bis zur Schlachtreife dürfen die Tiere jedoch auf seinen Weiden leben. Der neue Besitzer kann jederzeit vorbeikommen um seinem Schwein einen Besuch abzustatten und sich von den Lebensbedingungen der Schweine zu überzeugen. Tiere, die viel Auslauf haben und natürliches Futter fressen ergeben später besseres Fleisch, das ist bewiesen – beim Schweineleasing ist genau das gewährleistet. Somit freut sich der Konsument doppelt, wenn er sieht, wie sich sein Schwein freudig im Dreck suhlt und frisches Fallobst frisst.
„Manche Leute kommen vorbei um ihre Tiere zu streicheln, andere wollen eher die Bedingungen kontrollieren,“ erzählt Dapont über seine ersten
Erfahrungen mit dem Schweineleasing. Jedes seiner Schweine lässt sich durch eine Markierung am Ohr sofort seinem Besitzer zuordnen. „Manche geben ihrem Schwein sogar Namen,“ sagt Dapont, für den das Schweineleasing eine Win-Win Situation darstellt. Die Leaser können mit ruhigem Gewissen ihr Fleisch genießen, weil sie genau wissen wo es herkommt – der Bauer hat von Anfang an die Sicherheit, dass er seine Tiere nach einem Jahr wieder loswird. So lange dürfen die Kunden beim Schweineleasing nämlich maximal warten, dann muss das Tier zum Schlachter gebracht werden. Wer sein Schwein als Spanferkel braten will, kann es auch schon früher schlachten lassen – Dapont arbeitet dafür mit einem Bio-Metzger zusammen.
400 Euro für ein reines Gewissen
Etwa 400 Euro bezahlt der Verbraucher für ein Schwein, inklusive Futter und Unterbringung. „Das ist kein Luxus,“ meint der Verleaser. Dapont rechnet mit einem Schlachtgewicht von 80 kg für ein ausgewachsenes Schwein – mit 5 Euro pro Kilo ist das Fleisch vom eigenen Schwein zwar etwas teurer als Discounterfleisch, liefert jedoch zusätzlich eine unvergleichliche Transparenz bezüglich Herkunft und Lebensbedingungen. Eine Gewissheit, für die viele Fleischkonsumenten bereits sind, ein paar Euro draufzulegen. Das gilt übrigens nicht nur für Fleisch. Speziell in der Alpenregion bieten Bauern mittlerweile das Leasen von Kühen an, die auf Hochalmen würziges Alpengras fressen. Statt Fleisch erhält der Leaser dann jedoch Milch und Käse
seiner eigenen Kuh. Das Leasingprinzip sorgt so nicht nur für aromatische Produkte, deren Ursprung sich genau zurückverfolgen lässt, sondern trägt auch dazu bei eine Art der Tierhaltung zu fördern, die rechtliche und ethische Standards erfüllt.