VON CHARLOTTE MEYER | 15.10.2015 13:52

Ohne Moos was los – zum digitalen und analogen Tauschen

Wer ist eigentlich noch bei Ebay? Die Frage habe ich mir bei den Recherchen für virtuellen Büchertausch gestellt. An sich sind sich nämlich die virtuellen Tauschbörsen und der Versteigerungsriese strukturell sehr ähnlich. Doch gibt es feine, aber wesentliche Unterschiede und auch in der nicht-virtuellen Welt existieren es viele Möglichkeiten, nicht mehr Gebrauchtes gegen neues Gebrauchtes einzutauschen. UNI.DE berichtet.




Tauschen mit Tauschtickets

Im zweiten Quartal 2015 waren bei Ebay 157 Millionen aktive Userinnen und User registriert, rund 9 Millionen mehr als zur gleichen Zeit im Jahr davor. Von solchen Nutzerzahlen können Tauschplattformen wie tausch-buecher.de oder tauschticket.de nur träumen. Dennoch haben sie einen Vorteil gegenüber dem virtuellen Versteigerungshaus: Man kann bei ihnen die Eingabe von Kontodaten vermeiden. Geld wird hier nämlich durch eine Art Tauschtickets ersetzt, mit denen man sich Dinge „ertauschen“ kann. Das funktioniert auf den meisten Tauschbörsen auf die folgende Art und Weise: Man meldet sich an, bietet einen Artikel zu einem selbstbestimmten Tauschwert an und bekommt dafür Tauschtickets. Mit diesen Tauschtickets kann man dann Artikel, die einem gefallen, wiederum eintauschen. Das heißt, im Unterschied zu Ebay muss hier ein Beitrag zum Tauschforum geleistet werden, um überhaupt am Warenverkehr teilzunehmen.

Mit weniger mehr erreichen – zur Notwendigkeit von Suffizienz

Tauschen vor allem eine Sache der Zugehörigkeit

Durch dieses Prinzip des Gebens und Nehmens kann so das Bezahlen mit Geld umgangen werden. Dies ist vor allem für jene ein Vorteil, die viele Dinge besitzen, die sie gar nicht mehr brauchen, aber dennoch etwas Ähnliches dafür bekommen möchten. Das klassischste Beispiel für so eine Tauschsituation sind Bücher: Man hat sie ausgelesen, braucht aber neue für die weitere Lektüre. Das macht vor allem Sinn, wenn die Suche nach einem neuen Buch ziemlich offen ist, da dann die Wahrscheinlichkeit steigt, dass man etwas Interessantes findet. Viele Tauschbörsen lassen darüber hinaus auch andere Artikelarten wie Kleidung oder Filme zu, was den Tauscherfolg im Großen und Ganzen potenziell erhöht. Der größte Vorteil von Tauschbörsen ist vor allem jedoch die Zugehörigkeit zu einer Tauschgemeinschaft, in der es vordergründig nicht darum geht, möglichst viel Geld für seine Inserate zu bekommen und wo nicht mehr Gebrauchtes Verwendung findet.

Kleidertausch, Bookcrossing – Tauschen in der realen Welt

Ziemlich populär sind mittlerweile aber auch nicht-virtuelle Tauschmöglichkeiten. Für Kleidung zum Beispiel gibt es Kleidertauschpartys oder auch Tauschstellen, wo man seine Kleidung abgeben und sich dafür von anderen abgegebene Kleidungsstücke nehmen kann. So veranstaltet das Eine-Welt-Haus in München an drei Sonntagen im Jahr einen Kleidertausch, aber auch in anderen Städten wie Köln beispielsweise gibt es so etwas beim „Café Kleidertausch“. Weniger zeremoniell geht es hingegen bei analogem Büchertausch zu: Für Bücher gibt es in ganz Deutschland öffentliche Bücherschränke oder auch BookCrossing. Letzteres ist eine nichtkommerzielle Internetgemeinschaft, die Büchertausch jeglicher Art befördert. Diese Gemeinschaft existiert seit 2001 und hat Userinnen und User auf der ganzen Welt, die es sich zum Hobby gemacht haben, Bücher zu finden, zu lesen und zu teilen. Mit knapp 1,5 Millionen Registrierungen kommt diese globale Bibliothek zwar nicht an die Zahlen von Ebay heran, zeigt aber, dass tauschen auf der ganzen Welt geliebt und gelebt wird.