VON CHARLOTTE MEYER | 29.12.2015 16:07

Ein Gewinn für die Umwelt und das Klima - Keystone XL annulliert

Eine 2.000 Kilometer lange Röhre von West-Kanada bis an den Golf von Mexiko sollte es werden. Der Betreiber der Ölpipeline Keystone XL warb mit der Schaffung von Arbeitsplätzen, der Förderung des Wirtschaftswachstums und Energieunabhängigkeit für die USA. Protest formte sich, das Projekt wurde von der US-Regierung abgelehnt. Was die Ölsande sind, die Keystone XL speisen sollten und warum Präsident Barack Obama dem Projekt eine Absage erteilte, berichtet UNI.DE.



Teersande machen Kanada zum Erdöllager Nr. 2

Teersand oder Ölsand ist ein Gemenge aus verschiedenen sandkorngroßen Mineralkörnern, Erdölbestandteilen und Wasser. Je nachdem, wie viel Erdöl in dem Teersand enthalten ist, macht man die Unterscheidung zwischen Schweröl, das noch relativ flüssig ist und dem sehr zähen oder festen Naturbitumen. Meistens lagern Ölsande in geringer Tiefe oder direkt an der Erdoberfläche. Man geht davon aus, dass sie durch aus der Tiefe aufsteigendes Rohöl in Sanden über Erdöllagerstätten entstehen. Dementsprechend befinden sich Teersande meistens dort, wo es auch konventionelle Erdöllagerstätten gibt. Ölsande kommen auf der ganzen Welt vor, die größten Lagerstätten liegen allerdings im westlichen Kanada und in Venezuela. Vergleicht man diese Vorkommen mit konventionellen Lagerstätten, steht Kanada vom Umfang her weltweit an zweiter Stelle hinter Saudi-Arabien. Durch die in der Vergangenheit steigenden Ölpreise und den technischen Fortschritt wurde der Abbau von synthetischem Rohöl aus Ölsanden zunehmend rentabler.

Öl aus kanadischem Ölsand: Profit oder Umwelt- und Menschenschutz?

Umweltschützer protestierten gegen Pipeline

Vor diesem Hintergrund entstand das Projekt Keystone XL, das durch eine 2.000 Kilometer lange Pipeline die Teersand-Felder Kanadas mit Ölraffinerien in Texas in den USA verbinden sollte. Das Projekt wurde 2005 vom kanadischen Pipelinebeteiber TransCanada vorgeschlagen und 2008 beteiligte sich der US-Ölkonzern ConocoPhillips zu 50 Prozent daran. Keystone XL sollte eine Erweiterung der bereits bestehenden Keystone-Pipeline werden, die bereits Vorkommen aus den kanadischen Ölsanden zu Raffinerien in den Westen der USA transportierte. Im Gegensatz zur alten Pipeline sollte das neue XL-Projekt eine direktere und größere Leitung legen und auch südliche US-Raffinerien beliefern. Gegen den Bau mehrte sich der Widerstand im Laufe der Jahre. Indigene, Farmer, Klima- und Umweltschutzorganisationen protestierten vor allem wegen der schlechten Klimabilanz der Teersande, der Zerstörung der Natur und möglichen Umweltverschmutzungen entlang der Pipeline. Zum Abbau von Ölsanden werden Wälder gerodet, eine erhebliche Menge an Wasser und Energie wird verbraucht, um das Öl vom Sand zu trennen und Giftstoffe werden bei der Ölproduktion freigesetzt. Das führt nicht nur zur Versauerung von Böden und Wäldern, sondern die Giftstoffe gelangen auch in die Nahrungskette von Wild und Fischen und werden so zu einer Gefahr auch für den Menschen.

Demokraten legten Keystone XL auf Eis

Im November nun wurde das Projekt von der US-Regierung endgültig abgelehnt. „Ein Sieg für die für die Farmer und indigenen Gemeinden“, so Annie Leonard, Chefin des amerikanischen Greepeace-Büros. Für sie zeigt die Absage der US-Regierung an Keystone-XL „die Kraft des organisierten Widerstands gegen die Mächte der fossilen Energiebranche“. Das Projekt, das mit der Schaffung von Arbeitsplätzen, Energieunabhängigkeit und Wirtschaftswachstum für die USA warb, hätte scheinbar seine Versprechen nicht einlösen können. Präsident Barack Obama begründete nämlich seine Entscheidung gegen das Pipelineprojekt damit, dass es keinen langfristigen positiven Effekt auf die Wirtschaft habe und die Treibstoffpreise nicht senken würde. Mittlerweile seien die Rohölpreise auch ohne Keystone XL spürbar gefallen. Für die Energieunabhängigkeit der USA benötige man Keystone XL nicht, da bereits jetzt schon die Öl-Eigenproduktion den Import übersteige. Vielmehr müsste der Umstieg auf erneuerbare Energien weiter vorangetrieben werden, wobei der Bau eines Pipeline-Projekts ein gegenteiliges Signal senden würde. Obama hatte das Projekt 2012 bereits auf Eis gelegt und eine Überprüfung durch das Außenministerium angeordnet. Die Republikaner brachten schließlich ein Gesetz durch den Kongress, das TransCanada den sofortigen Baubeginn erlauben sollte, wogegen der Präsident allerdings im Februar sein Veto einlegte. Sollten die Demokraten weiter an der Macht bleiben, könnte es in den USA tatsächlich einige Fortschritte bei der Bekämpfung des Klimawandels geben.

Bild: "White House Message". © Joe Brusky - flickr.com
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