VON JULIA ZETZ | 19.07.2012 17:45

Korruption – auch „Billy“ ist geschmiert

Korruption gibt es doch nur bei Mafia! Falsch, denn auch Deutschland kämpft gegen die systematische Bestechung und das nicht nur in der freien Wirtschaft. UNI.DE zeigt einige Beispiele und was der Staat gegen Bestechung unternimmt.

Nach Meinung der Korruptionswächter des Europarats sind die Maßnahmen zur Korruptionsbekämpfung durch die Bundesregierung mehr als unzureichend. In einem Bericht aus dem Jahr 2009 listeten sie 20 Missstände auf, nur in vier Punkten wurde bisher eingegriffen.

Der Rat zur Korruptionsbekämpfung wirft der Bundesregierung vor, nicht genügend zu handeln. Deutschland sei, im Gegensatz zu seinen europäischen Partnern, nicht genügend bereit, Bestechlichkeit zu bekämpfen. Ganze 17 Seiten umfasst die erstellte Mängelliste. Aber nur in vier Fällen wurde nach Meinung der „Staatengruppe gegen Korruption“ (Greco) des Europarats zufriedenstellend gehandelt. Im Jahr 1999 wurde die Greco gegründet um 49 Mitgliedsstaaten im Kampf gegen Bestechlichkeit zu unterstützen.

Korruption gibt´s doch nur bei der Mafia

Wer an Bestechlichkeit denkt, hat wahrscheinlich schnell den Paten mit Zigarre im Mund vor sich. Zusammen mit zwei kräftigen Mafiosi schüchtern sie den kleinen Pizzabäcker Luigi ein und fordern Schmiergeld. Das ist zwar sehr klischeehaft, aber nicht ganz falsch.

Des Deutschen liebstes Möbelhaus zahlt auch gern mal ein paar Euro Schmiergeld. Die Mitarbeiter der deutschen Zentrale kassierten Schmiergeld für die Vergabe wahrscheinlich viel zu teurer Bauaufträge. Das Landgericht Frankfurt verurteilte einen Unternehmer wegen Korruption.

Im Fall des Möbelhauses flog die Korruption im Jahr 2005 auf, der Hauptbeschuldigte nahm sich in der Untersuchungshaft das Leben. Im Laufe der Jahre wurden Korruptionszahlungen in Millionenhöhe geleistet.

Korruption kostet Milliarden

Machtmissbrauch

Laut einem Zeitungsbericht der Welt verursacht Bestechung in Deutschland einen Schaden von rund 250 Milliarden Euro. Dabei beruft sich die Welt auf eine Studie des Wirtschaftswissenschaftlers Friedrich Schneider. "Gelänge es, die Korruption wieder zurückzufahren, zum Beispiel auf den Wert des Jahres 2004, würde der Schaden, den die deutsche Wirtschaft erleidet, um 30 Milliarden Euro sinken", schreibt der Experte.

Für Experten errechnet sich der Grad der Bestechlichkeit aus der wirtschaftlichen Situation eines Landes. Zwar ist die konjunkturelle Lage in Deutschland relativ stabil, aber Schneider erklärt die wachsende Korruption mit einer „zunehmenden Verlotterung der Sitten“.

Kampf gegen Korruption

Es gestaltet sich für die Bundesregierung als nicht ganz einfach, die wachsende Bestechlichkeit in Deutschland zu bekämpfen. Dabei wären die Maßnahmen erschreckend einfach: strengere Verfolgung und Bestrafung der Täter oder einfach eine bessere Bezahlung für die Beamten. Beides zusammen wäre die optimale Lösung.

Zwar zählt Deutschland zu den Ländern mit wenig Korruption, jedoch sollten sich Politiker aller Parteien schnellst möglich Gendanken über die dauerhafte Bekämpfung der Bestechlichkeit machen. Oder wir fragen mal bei den Griechen nach, wie das mit der Bestechung so ist, derzeit haben wir ja ganz guten Kontakt.