VON CLEMENS POKORNY | 13.06.2014 16:43

Gefahr für das Große Barriereriff

Das Große Barriereriff, auch als Great Barrier Reef bekannt, ist nicht nur das größte Korallenriff weltweit, sondern auch ein einzigartiger Biotop für tausende Tier- und Pflanzenarten. Doch der Mensch bedroht das Paradies: Schon vom Klimawandel geschwächt soll es nun auch noch unter dem Bau riesiger neuer Häfen leiden, die ironischerweise auch noch dem den Klimawandel forcierenden Kohleabbau dienen. Doch gegen den drohenden Umweltskandal vor Australiens Küste regt sich Widerstand.

Es ist 2300 Kilometer lang, besteht aus fast 1000 Inseln und 2900 kleinen Riffen: Das Große Barriereriff, auch als Great Barrier Reef bekannt. In einer Entfernung von bis zu 250 Kilometern zieht es sich in tropischen Gewässern an der Küste des nordöstlichen australischen Bundesstaates Queensland entlang. Weil dort die Wassertemperatur konstant über 18° Celsius liegt, konnten sich seit 600.000 Jahren Steinkorallen auf dem Kontinentalsockel ansiedeln und eine „Barriere“ zwischen Küstengewässern und Tiefsee bilden. Auf vielen Generationen abgestorbener Korallen, von denen über 350 verschiedene Arten vor Australiens Küste leben, sind mächtige Riffe gewachsen, die tausenden Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum bieten. Schon 1981 wurde das größte Korallenriff der Welt daher von der UNESCO auf deren Liste der Weltnaturerbestätten gesetzt. Doch das einzigartige Juwel ist in Gefahr.

Braunkohletagebau in Deutschland

Der Klimawandel bedroht die Korallen mit einer empfindlichen Erwärmung der Wassertemperatur ebenso wie mit der Versauerung der Meere durch den Eintrag von Kohlenstoffdioxid, die das Wachstum der ohnehin bereits geschwächten Korallen hemmt. Aus der intensiven Landwirtschaft gelangen Pestizide sowie ein Übermaß an Nähr- und Schwebstoffen ins Meer rund um das Riff. Der Tauchtourismus bringt weitere Schadstoffe in das Gebiet des Großen Barriereriffs. So sind seit 1985 bereits die Hälfte aller Korallen des gesamten Riffs zerstört worden, wenn auch nicht immer unwiederbringlich. Doch eine neue geplante Maßnahme bedroht den weltweit einmaligen Biotop.

Schon seit vielen Jahren wird im Nordosten Australiens Kohle gefördert. Doch anstatt die Zeichen der Zeit zu erkennen und künftig auf erneuerbare Energien zu setzen, will die australische Regierung den Tagebau noch ausbauen. Dazu hat sie für den Bau von insgesamt fünf „Megahäfen“ entlang des Great Barrier Reef grünes Licht gegeben. Der Schlick, der für den Bau der Häfen ausgebaggert wird, soll in unmittelbarer Nähe zum Großen Barriereriff verklappt werden – insgesamt geschätzte drei Millionen Tonnen. Das Problem für die zahlreichen alarmierten Naturschützer: Nur ein Drittel des Riffs ist streng geschützt, der Schlammeintrag mit Folgen unabsehbaren Ausmaßes für die Natur wäre daher sogar wohl ganz legal. Doch solche Schwebstoffe verdunkeln das Wasser und lassen so die Algen („Zooxanthellen“) absterben, mit denen die Korallen in Symbiose leben. Der australische Umweltminister Greg Hunt von der konservativ-liberalen Liberal Party hat sich indes auf die Seite der Kohlelobby geschlagen.

Doch es gibt noch Hoffnung für das Große Barriereriff. Auf Druck von Umweltschützern, z.B. des WWF, hin hat mittlerweile die Deutsche Bank der Finanzierung des Hafenbaus eine Absage erteilt. Das war lange nicht selbstverständlich, unterstützt das Kreditinstitut doch seit längerem die indische Adani Group, die die Häfen ausbauen soll. Doch ob das schon ausreicht, um die Finanzierung des Projektes zu stoppen, bleibt fraglich. Nächstes Jahr wird die UNESCO darüber entscheiden, ob sie das Große Barriereriff als bedrohtes Welterbe einstuft. Das könnte dann der letzte Warnschuss zur Rettung eines der „Sieben Weltwunder der Natur“ sein.