VON CHARLOTTE MEYER | 18.03.2015 13:32

Noch ein Tier bitte – Haben wir das Recht, Tiere auszunutzen?

Probleme der Tierethik sind so alt wie die Philosophie selbst. Animisten im antiken Griechenland etwa glaubten, Menschen und Tiere haben eine gemeinsame Seele und tauschten sie miteinander aus. Mechanisten hingegen bezweifelten die Existenz von Seele bei Mensch und Tier überhaupt. Die Frage nach der Ethik des Tieres beeinflusst heute vor allem Debatten um Tierschutz und artgerechte Haltung.




Darf das Tier benutzt werden?

Tierethik beschäftigt sich mit moralischen Fragen im Umgang von Menschen und Tieren. Dürfen Menschen Tiere für ihre Interessen nutzen? Gibt es jenseits des Menschen Lebewesen, die ein inneres Bewusstsein und Werte haben? Was ist eigentlich ein Tier und sind einige Tiere menschlicher während andere tierischer sind? Diesen Fragen geht die Tierethik nach. In der Praxis zeigen sich solche Überlegungen meistens beim Tierschutz. Dieser geht nämlich davon aus, dass Menschen Tiere für ihre Zwecke nutzen dürfen, diese dabei aber artgerecht behandelt werden sollen. Damit sind schon einmal viele Fragen der Tierethik auf einmal übergangen.

Die Zukunft der Landwirtschaft

Schlechte Haltung – gute Haltung

Hinter Bewegungen für den Tierschutz stehen aber meistens weniger philosophische, tierethische Überlegungen, als Mitgefühl oder Beklemmung beim Anblick von leidenden Tieren. Moderne Tiernutzung erscheint genau da unmenschlich wo Massentierhaltung, Tiertransporte und Tierversuche im Spiel sind. So will der Deutsche Tierschutzbund „Gegen die Übermacht der Tiernutzer ein Gegengewicht schaffen“ und ein tiergerechtes Leben ohne Leiden ermöglichen. Gemeinsam mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND), der Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. und der Schweisfurth-Stiftung hat sich der Tierschutzbund zu einer Allianz für Tiere in der Landwirtschaft zusammengeschlossen und kämpft für artgerechte Haltung. Auch der Bund der Ökologischen Lebensmittelwirtschaft setzt sich dafür ein, dass keine Hühner mehr ohne Tageslicht leben und Puten die Schnäbel nicht mehr kupiert werden. Doch dieser Kampf gestaltet sich schwierig gegen Vertreterinnen und Vertreter der Tierproduktion und der konventionellen Landwirtschaft. Hier geht es hauptsächlich um die ökonomische Ware Tier. Das Leitbild des Deutschen Bauernverbands lautet: „unternehmerisch im Denken, bäuerlich im Herzen“. Die Werte einer artgerechten Haltung und das Einfordern von Würde auch für Tiere wird als romantisches Ideal abgetan. Konkurrenzkampf, Preisdruck sowie weiteres Wachstum des Wirtschaftszweigs sind Aspekte, die hier Idealismus in weite Ferne rücken. Für den Verband ist die Welt der Nutztiere in Ordnung.

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft verlangt mehr Tierwohl

Ob nun das Tier eine Seele hat und ob man sie für seine Zwecke ausbeuten darf beantwortet die Debatte um Massentierhaltung nicht. Aber die Beschäftigung mit diesen Gedanken zeigt Wirkung. Der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft Christian Schmidt hat am 22. Januar 2015 den ersten Zwischenbericht des „Kompetenzkreises Tierwohl“ vorgelegt. Empfehlungen für mehr Tierwohl sind dort: Tierschutz soll messbarer werden, Tierhandel kontrollierter, Stalleinrichtungen geprüft und Landwirte geschult werden. Tieren soll es in der Haltung besser gehen, ausgebeutet werden sie aber trotzdem weiterhin.