VON MAXIMILIAN REICHLIN | 27.03.2015 14:40

Elefanten in der Krise – Die Nachfrage nach illegalem Elfenbein ist weiterhin hoch

Zu Beginn des Monats verbrannten Ranger des „Kenya Wildlife Service“ einen Teil des Vorrats an beschlagnahmten Elfenbein. Die rituelle Geste soll ein Zeichen setzen für den Schutz der bedrohten Elefanten in Afrika und gegen die Wilderei und den illegalen Handel mit Elfenbein. Schätzungen zufolge töteten Wilderer seit 2012 rund 100.000 Tiere wegen des begehrten Rohstoffes. Neueste Studien belegen, dass mittlerweile mehr Tiere getötet, als geboren werden. Fachleute sprechen von einer Krise. UNI.DE berichtet.


Insgesamt 15 Tonnen Elfenbein wurden am 3. März im Nairobi National Park in Kenia rituell verbrannt. Es handelte sich dabei um einen Teil des Vorrats, den die Regierung von illegalen Wilderern beschlagnahmt hatte. Präsident Uhuru Kenyatta hatte außerdem angekündigt, im Laufe des Jahres auch den Rest des illegalen Bestandes zu vernichten. Das diesjährige Feuerritual, das vor Kenyatta auch in unregelmäßigen Abständen von seinen Vorgängern begangen worden war, ist damit das größte, das jemals durchgeführt wurde. Es soll ein Zeichen gegen die Wilderei von Elefanten in Afrika und gegen den illegalen Handel mit Elfenbein setzen.

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Vor allem China und Japan kaufen Elfenbein in großem Stil

Einer Studie zufolge starben seit 2010 jedes Jahr etwa 10.000 Afrikanische Elefanten durch Wilderei, die Zahl der illegalen Tötungen sei noch um einiges höher. Fachleute gehen von 100.000 toten Elefanten alleine zwischen 2010 und 2012 aus. Welche Zahlen man auch zugrunde legt, in einem Punkt sind sich die Expertinnen und Experten einig: Die Afrikanischen Elefanten befinden sich in der Krise und steuern auf das Aussterben zu. Aktuelle Nachwuchszahlen können die Verluste durch Wilderei nur „teilweise“ ausgleichen, wie ein Forscherteam um den amerikanischen Biologen George Wittemyer herausfand. Demnach gebe es in Afrika nur noch eine halbe Million Elefanten.

Verantwortlich dafür ist, nach Meinung vieler Fachleute, die hohe Nachfrage nach Elfenbein in Asien, vor allem in China und Japan. Alleine im Jahr 2008 wurden aus Namibia, Botswana und Simbabwe über 100 Tonnen Elfenbein nach Ostasien exportiert. „China ist und bleibt dabei der größte Absatzmarkt für gewildertes Elfenbein“, wie die Tierschutzorganisation Pro Wildlife angibt. Die große Nachfrage fordert ihren Tribut: Noch vor knapp 10 Jahren lag der Anteil der durch Wilderei gestorbenen Elefanten in Afrika bei rund 25 Prozent, mittlerweile hat sich diese Zahl auf 65 Prozent erhöht.

Gesetzliche Grauzonen begünstigen den illegalen Handel

Solche Ausmaße hatte die illegale Tötung von Elefanten in Afrika zuletzt in den 80er-Jahren erreicht, bevor das Washingtoner Artenschutzabkommen 1989 den internationalen Handel von Elfenbein verbot. Auf Druck einiger Regierungen hin wurden seitdem allerdings immer wieder Ausnahmen dieser zunächst resoluten Regelung formuliert, die den Handel mit Elfenbein zu „nicht kommerziellen Zwecken“ wieder legalisierten. Laut eines Berichts von Pro Wildlife existieren mittlerweile diverse Grauzonen und „Schlupflöcher“, sowohl für den legalen als auch für den illegalen Handel mit Elfenbein, vor allem durch größere organisierte Verbrecherbanden.

"Es handelt sich um ein grenzüberschreitendes Netzwerk, das Geschäfte in vielfacher Milliardenhöhe macht", sagte Achim Steiner, Direktor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (Unep). Selbst die afrikanischen Regierungen selbst scheinen in die organisierte Wilderei verstrickt zu sein. Eine Untersuchung des Kenya Television Network (KTN) im März 2014 ergab, dass Präsident Kenyatta die größten Drahtzieher von Wildererbanden nicht nur kannte, sondern auch gezielt vor Übergriffen schützte. Die Kenyatta-Administration hat sich bis heute nicht zu den Vorwürfen geäußert.