VON MAXIMILIAN REICHLIN
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08.05.2015 12:18
(Un)blutige Modeerscheinung – Von Fakepelzen, falschen Fakepelzen und „Roadkill“
Tierschützer setzen sich bereits seit Jahren für die Ächtung von Pelzmode ein. Vor allem die nicht artgerechte Haltung der Pelztiere und die oft grausamen Tötungsmethoden der Farmer treiben PETA und Co. auf die Barrikaden. Doch die Modeindustrie wehrt sich verbissen und versucht, mit sogenannten „Fakepelzen“ unter dem Radar zu fliegen. Doch auch in Kunstpelzen können durchaus Teile aus echtem Pelz verarbeitet sein, wie die Tierschützer kritisieren. Derweil wagt eine Amerikanerin den Versuch, Pelzmode wieder ethisch korrekt zu machen – indem sie das Fell überfahrener Tiere verarbeitet. UNI.DE über die verschiedenen Formen des Pelztragens.
Nicht artgerechte Haltung auf engstem Raum, kaum Bewegungsfreiheit und grausamste Tötungsmethoden – diese Punkte kritisieren Tierschutzvereinigungen schon seit langem an der mittlerweile in Verruf geratenen Pelzindustrie. Trotz ihrer Bemühungen und diverser aktualisierter Gesetze zur Haltung der Pelztiere existieren in Deutschland noch acht Nerzfarmen mit etwa 80.000 Tieren, dazu kommt eine Dunkelziffer aus Chinchilla- und Kaninchenzuchten, die ebenfalls als Zulieferer der Pelzindustrie tätig sind. Das „Deutsche Tierschutzbüro“ dokumentiert regelmäßig die Zustände auf den bekannten Pelztierfarmen. Das Ergebnis: Winzige Käfige aus Draht, verängstigte Tiere, grausamste Tötung durch Elektroschock oder Genickbruch. In Billiglohnländern oder dem zweitgrößten Pelzlieferanten China sind die Zustände noch erschreckender.
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Um diesem Trend entgegenzuwirken wagte die Amerikanerin Pamela Paquin
den Versuch, ethisch korrekte Pelzmode herzustellen. Ihre Idee: Tiere, die durch Autos getötet wurden, sogenanntes „Roadkill“, zu sammeln und deren Fell zu verarbeiten. Das Modelabel „
Petit Mort“ (dt.: „Kleiner Tod“) war geboren. In der vergangenen Saison hat Paquin auf diese Weise über 100 Felle verarbeitet. So entstehen Unikate, die
Preise von über 1.000 US-Dollar erzielen. Unbedenklich, so Paquin selbst, und mit größtem Respekt vor dem Tier. So verabschiedet sich die Tochter amerikanischer Ureinwohner von jedem gesammelten „Roadkill“ mit einem Dankgebet ihrer Vorfahren und trägt die gehäuteten Tiere anschließend zurück in den Wald, um sie wieder der Nahrungskette zuzuführen.
Statt verwahrloster Nerze und Kaninchen verwendet „Petit Mort“ also überfahrene Waschbären, Wildkatzen oder Biber und findet dabei weltweit Anhänger. Im Moment hofft das relativ junge Label noch auf die Zusammenarbeit mit größeren Modeketten. Verschiedene Tierschutzorganisationen und private Blogs sprechen sich allerdings auch gegen diese Form des Pelztragens vehement aus. Selbst „ethisch korrekter Pelz“, wie Paquin ihn vorstellt, sei ein
Statement für die „blutige Modeerscheinung“ und trage damit zum ungebrochenen Boom der Pelzindustrie bei. Obwohl die Produktion in Deutschland derzeit stagniert, ist die Nachfrage weiterhin hoch. Im Jahr 2013 erzielte der deutsche Einzelhandel
rund 1,1 Milliarden Euro durch den Verkauf von Pelzbekleidung.
Aus den gleichen Gründen boykottieren diverse Umweltschützer auch das Tragen von Kunstpelzen. Erschwerend kommt hinzu, dass diversen Berichten zu Folge immer noch Echtpelz importiert wird, etwa aus China, der durch falsche Etikettierung als Kunst- oder Fakepelz „getarnt“ wurde, trotz eines entsprechenden Importverbots aus dem Jahr 2009. Grund dafür seien, so die Kampagne „
Kunstpelz ist echt“, die Kosten: So sei echtes Hunde- oder Katzenfell aus China billiger in der Produktion als ein komplett synthetischer Pelz. So besteht also die Möglichkeit, dass ein mit „100% Polyester“ gekennzeichnetes Fellprodukt
ganz oder in Teilen aus importierten Haustierfellen hergestellt wurde. Die Tierschutzorganisation PETA sowie die deutschlandweite Anti-Pelz-Kampagne „
Bist du gelabelt?“ zeigen daher Möglichkeiten auf,
wie echter Pelz von unechtem zu unterscheiden ist.