VON CHARLOTTE MEYER | 18.08.2015 12:04

Vom Thron gestoßen - noch immer sind Löwen die Trophäen, die den meisten Gewinn einbringen

Der Skandal um den Löwen Cecil hat dem Image der afrikanischen Jagdindustrie stark geschadet. Noch immer sind die Könige der Tiere die Trophäen, die den Organisatoren von Großwildjagd den meisten Gewinn einbringen. Innerhalb Afrikas ist ihr Bestand allerdings stark bedroht und doch beschwören Verteidiger von Großwildjagd diese als Mittel zum Schutz der Tiere. UNI.DE berichtet.




Nach Tötung von Cecil erlässt Simbabwe Jagdverbot

Der Hwange National Park ist das größte Wildschutzgebiet Simbabwes. Er wurde 1928 gegründet und soll in das grenzübergreifende Kavango-Zambezi Naturschutzgebiet aufgenommen werden, in dem sich Namibia, Angola, Sambia, Botswana und Simbabwe treffen. Der Hwange Nationalpark ist zuletzt bekannt geworden, weil in ihm der Löwe Cecil gelebt hat. Und vor allem die Tatsache, dass sein dortiges Bestehen der Vergangenheit angehört, hat sich schnell herumgesprochen in den sozialen und internationalen Medien. Es war nämlich der Zahnarzt Walter Palmer aus den USA, der den Löwen zuerst mit einem Köder aus dem Park gelockt und diesen dann mit Pfeil und Bogen zu Fall gebracht hat. Da das Tier nicht sofort starb, erschoss es Palmer schließlich. Angeblich zahlte der Hobbyjäger, der mittlerweile abgetaucht ist, 50.000 Dollar, um Cecil abschießen zu dürfen. Die Tötung des Löwen wurde Palmer vor allem deshalb zum Verhängnis, weil es sich bei Cecil um keinen gewöhnlichen Löwen unter vielen gehandelt hat, sondern um ein Wahrzeichen des Hwange-Nationalparks. Simbabwe hat mittlerweile auf die internationale Empörung reagiert und ein Jagdverbot auf Löwen, Leoparden und Elefanten verhängt. Künftig darf nur noch mit schriftlicher Genehmigung und in Anwesenheit von Mitarbeitern eines Nationalparks Jagd auf diese Tiere gemacht werden. Simbabwe fordert zudem die Auslieferung Palmers aus den USA und auch ein anderer US-Jäger wird beschuldigt, im April ohne Genehmigung einen Löwen erjagt zu haben.

Bildung für alle – eine Utopie?

Die Löwenpopulation schwindet

Die Löwenpopulation in Afrika schwindet indes zunehmend. Mittlerweile leben auf dem gesamten Kontinent nur noch 23.000 Tiere und diese sind nicht nur durch Jagd bedroht. Der Lebensraum für Löwen wird vor allem durch die Zerstückelung und Zerstörung von Land eingedämmt; die Bevölkerung Afrikas wächst und dringt in Bereiche ein, in denen vorher Löwen zuhause waren. Auch Konflikte mit Farmern sind ein Problem, denn immer wieder brechen Löwen aus ihren Schutzgebieten aus und reißen Nutztiere. Da viele Farmer nicht das nötige Wissen haben, um die Tiere lebend zu fangen, erschießen oder vergiften sie sie, um ihre Herden zu schützen. Die gemeinnützige Stiftung SAVE, die sich für eine nachhaltige Förderung des Artenschutzes einsetzt, schlägt unterschiedliche Maßnahmen zum Schutz des Löwen vor: Von Feldforschung im Ökosystem des Löwen, Einfangen von Tieren auf Farmen, bis zu Aufklärungsarbeit und Konfliktvermeidung zwischen Mensch und Tier gibt es viele Alternativen, um dem Löwen zu helfen. Andere Stimmen jedoch sind der Meinung, dass gerade durch die Großwildjagd diese Art vor dem Aussterben gerettet werden kann.

Jagd als nötiges Übel?

Es sind vor allem Organisatoren der Großwildjagd, die die sozialen Vorteile der Jagd unterstreichen. Dadurch versuchen sie, gegen den Imageschaden anzukämpfen, der durch den Fall Cecil für die Großwildjagd entstanden ist. Den Kritikern wird dabei Sentimentalität und Weltfremdheit vorgeworfen. Doch steht hinter diesen Vorteilen der Jagd auch ein Geschäft, das satte Gewinne einbringt. In Südafrika beispielsweise erbrachte das Safari-Geschäft 2012 laut des nationalen Jagdverbands einen Umsatz von knapp einer Milliarde Euro, aufgerechnet durch Transport- und Unterkunftskosten sowie Kosten für Ausrüstung. Ein weiteres Argument der Jagdbefürworter ist zudem die Schaffung von Arbeitsplätzen: Für jeden Großwildjäger entstünden so rund 13 lokale Jobs. Palmer sei lediglich ein schwarzes unter weißen Schafen gewesen und dürfe nicht stellvertretend für die gesamte Jagdindustrie stehen. Außerdem werden durch den Schutz der Jagdgebiete Habitatverluste verringert, die ein Hauptfaktor für die Bedrohung des Löwenbestands ist. Es klingt paradox, dass die Population von Löwen genau durch eine Industrie gerettet wird, die zum Ziel hat, diese zu erschießen. Aber scheinbar handelt es sich bei der Jagd um ein nötiges Übel durch Mangel an Alternativen. Von afrikanischen Regierungen wird die Jagdindustrie zum Beispiel deswegen unterstützt, weil die meisten Jagdgebiete für Tourismus nicht geeignet sind und die Jäger weitaus mehr Geld bringen als Safari-Touristen.