VON JASCHA SCHULZ | 04.12.2015 13:00

Kreativ, vernetzt und global – Die „Creative Cities“ der UNESCO

Das UNESCO Programm „Creative Cities“ vernetzt Städte miteinander, die in einem bestimmten kulturellen Bereich besondere Verdienste aufweisen können. Der Erfahrungsaustausch dieser Exzellenz-Zentren soll Städten weltweit zugutekommen. Im Vordergrund steht der UNESCO die Frage, wie Kultur in die städtische Alltagswelt kreativ eingebunden werden kann.

Hannover ist als Festivalstadt bekannt. Allein das Festival Fete de la Musique lockt jedes Jahr bis zu 200.000 Menschen in die Stadt. Es verdeutlicht insbesondere die Harmonie der unterschiedlichen Musikszenen in Hannover. Von Pop über Rock hin zu Jazz und Klassik kommen auf der Fete de la Musique international erfolgreiche Musiker aller Sparten zusammen. Das gesamte Jahr über gibt es in Hannover weitere zahlreiche Musikevents wie etwa das Rockfestival Fährmannsfest oder das internationale A-Cappella-Festival.

Seit Dezember 2014 darf sich Hannover nun offiziell „City of Music“ nennen. Damit wurde das Engagement der Stadt rund um die Musik gewürdigt. Die Auszeichnung erfolgte im Rahmen des „Creative Cities“ Programms der UNESCO. Dieses soll weltweit Städte miteinander vernetzen, die sich in einem bestimmten kulturellen Bereich besonders hervortun. Neben dem Titel „City of Music“ verleiht die UNESCO noch Auszeichnungen im Bereich Folk Arts, Design, Media Arts, Gastronomie, Literatur und Kino.

Die Stadt auf dem Weg zur Unabhängigkeit

Die ausgezeichneten Städte gelten fortan als Exzellenz-Zentren für den jeweiligen Bereich. Sie verpflichten sich in enger Kooperation nach Wegen zu suchen, wie ihre kulturelle Vielfalt weiter gesteigert werden kann. Das Wissen soll dann auch an Städte außerhalb des Programms, insbesondere auch an urbane Zentren in Entwicklungsländern weitergegeben werden. Es geht vor allem darum, die Teilhabe der Menschen am kreativen und kulturellen Leben der Stadt zu erhöhen. Des Weiteren sollen Wege gefunden werden, wie Städte ihr kreatives Potenzial auch wirtschaftlich nutzbar machen können. Die Relevanz der verschiedenen Kulturgüter soll auf kreativem Wege direkt in das alltägliche Stadtleben der Bewohner, in die lokale Wirtschaft sowie in die soziale Entwicklung eingebunden werden. Wer in das Projekt der UNESCO aufgenommen werden möchte, muss deshalb bereit sein, Kultur in die Stadtplanung strukturell und kreativ einzubinden.

Von der UNESCO selbst gibt es allerdings kein Geld, um die geplanten Vorhaben umzusetzen. Es sind andere Gründe, aus denen sich zahlreiche Städte auf eine Auszeichnung durch die UNESCO bewerben. Zum einen können die Städte nach Aufnahme in das Programm auf ein breites Wissensspektrum zuzugreifen, das durch den Austausch mit anderen Exzellenz-Zentren erlangt wird. Des Weiteren lenkt die Auszeichnung die internationale Aufmerksamkeit auf die Stadt, was beim Vorantreiben lokaler Initiativen hilfreich sein kann.

Die Stadt verpflichtet sich durch Aufnahme in das UNESCO Programm dazu, ihre kulturellen Angebote in dem betreffenden Sektor weiter auszubauen. Hannover möchte unter anderem im Zweijahresrhythmus Musikmessen und Kongresse geben, bei denen in Zusammenarbeit mit anderen Cities of Music weitere Initiativen geplant werden sollen.

Auch weitere deutsche Städte sind von der UNESCO ausgezeichnet worden. Berlin gehört bereits seit 2006 zum Creative Cities Netzwerk. Als „City of Design“ hat die Stadt nach eigener Aussage insbesondere mit den Städten Buenos Aires, Montreal, Nagoya, Kobe, Shenzen und Shanghai enge Kontakte geknüpft. Auch Mannheim, ebenfalls als „City of Music“ und Heidelberg als „City of Literature“ sind in dem Creative Cities Netzwerk vertreten. In Heidelberg freut man sich darüber, dass durch die Auszeichnung das sowieso schon große internationale Besucherinteresse noch gestiegen ist.