VON JASCHA SCHULZ | 17.04.2015 18:04

Transition Town – Die Stadt auf dem Weg zur Unabhängigkeit

Initiativen der Transition Town Bewegung setzen sich seit knapp zehn Jahren für die Unabhängigkeit der Städte von externen Industrieprodukten ein. Insbesondere der Rohölbedarf soll reduziert werden, da die Ölproduktion in einigen Jahren bereits rückläufig sein wird. Bei dem Vorhaben, die eigene Region zu einem autarken System zu wandeln, spielt außerdem die Nachhaltigkeit von lokalen Ressourcen eine entscheidende Rolle.

Schon einmal von Peak Oil gehört? Oder dem Ölfördermaximum? Nein? Zahlreiche Non-Profit Organisationen wollen dies nun ändern und versuchen ein stärkeres Bewusstsein für den Rückgang der Ölreserven zu etablieren. Dies scheint notwendig, da der Punkt, an dem die Ölförderung zurückgeht, vermutlich schon vor 2030 erreicht sein wird. Dies ist prekär, da sich der Ölbedarf, vor allem in westlichen Ländern, nicht nur auf die Energieversorgung bezieht. Man benötigt ihn ebenfalls um etwa Pflanzenschutzmittel und Kunststoffe herzustellen, für die Verbrennungsmotoren von Autos oder zur Betreibung von Ölheizungen.

Smart City

Die Bewegung, die diese Initiativen hervorgebracht hat, nennt sich Transition Town (dt. Stadt im Wandel). Um für den Peak Oil gewappnet zu sein, streben sie einen generellen Wandel an. Die Stadt soll sich von der ölabhängigen Region zum autarken System entwickeln. Auch in den Köpfen der Leute soll dieser Wandel von statten gehen. Man hofft unter anderem, dass sich immer mehr Menschen gegen das private Auto und für das Fahrrad oder den öffentlichen Nahverkehr entscheiden werden. Das Vorantreiben der Energiewende, also der Übergang von fossilen Energieträgern wie Rohöl hin zu erneuerbaren Energien, bildet ebenfalls einen entscheidenden Bestandteil der Initiativen.

Der britische Umweltaktivist Rob Hopkins gilt als Initiator der Transition Town Bewegung. 2005 entwickelte er zusammen mit seinen Studenten für die irische Stadt Kinsale ein Programm, um die Abhängigkeit der Kommune von Industrieprodukten zu verringern. Mittlerweile gibt es unzählige Transition Town Initiativen, alleine 100 davon in Deutschland. Diese versuchen, eine Autonomie der Städte oder Gemeinden nicht nur im Hinblick auf die Ölabhängigkeit zu erreichen. Ihr Ziel ist es, dass eine Stadt ohne die Zuhilfenahme von externen Rohstoffen oder Produkten funktionieren kann. Die Resilienz, also die Krisenfestigkeit oder Widerstandsfähigkeit einer Stadt wird somit zum Gradmesser, an dem sich die der Erfolg des Transition Town Projekts festmachen lässt.

Für das Programm der Organisationen sind die Leitideen des Permakultur-Konzepts konstitutiv. Dieses hat die Schaffung von nachhaltigen und unabhängig funktionierenden Kreisläufen zum Ziel. Ursprünglich war es auf die Landwirtschaft ausgerichtet. Den Transition Town Bewegungen gilt es nun als Denkprinzip für die Gestaltung der eigenen Stadt und umfasst unterschiedliche Bereiche.

Zum einen soll die Nahrungsmittelversorgung wieder regional von statten gehen. Die Initiativen hoffen deshalb, durch öffentlichkeitswirksame Auftritte die Bereitschaft der Menschen, regionale Produkte zu kaufen, zu steigern. Auch Großstädte sollen sich selbst versorgen können, weswegen die Ausweitung das Urban Gardening einen festen Bestandteil in der Agenda vieler Initiativen bildet.

Auch die Energieversorgung soll von der Region allein gestemmt werden können. 2008 veröffentlichte Rob Hopkins den Ratgeber Energiewende. Ein Handbuch, in dem er Strategien beschreibt, mit denen kleinere Regionen ihre Energieversorgung nachhaltig und eigenständig betreiben können.

Selbst die Gründung einer alternativen Währung haben sich manche der Initiativen vorgenommen. Dies ist kein allzu abwegiges Vorhaben, wie etwa der 2010 eingeführte Donau-Taler beweist. Dieser besteht seitdem neben dem Euro und soll den regionalen Wirtschaftskreislauf stärken.