VON JANA NOSSIN
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28.01.2016 13:37
Tu dir mal was Gutes, oder: Warum man Glück nicht kaufen kann
„Tu dir mal was Gutes!“ - Wenn wir diesen Satz hören, denken wir vermutlich zuerst an ein gutes Essen in einem schönen Restaurant, an Wellness, Urlaub oder vielleicht daran, etwas zu kaufen, was ohnehin schon länger auf unserer imaginären Wunschliste steht. Woran wir dabei sicher nicht denken, ist, anderen zu helfen. Moment mal. Geht es denn nicht darum, uns etwas Gutes zu tun? Warum sollten wir denn jetzt anderen helfen? Und überhaupt, das ist doch ein Paradox, oder nicht?
Dass Urlaub, Wellness, Shopping etc., alles Dinge sind, die Spaß machen können und sich meist auch ganz gut anfühlen, ist uns ja allen schon ziemlich klar. Aber mal ganz ehrlich? Wie lange hält die Freude darüber dann eigentlich an? Der Urlaubseffekt ist spätestens nach dem dritten Büroalltag wie von Zauberhand verflogen. Beim Shopping macht uns Erwerben mehr Spaß als Besitzen (... ja, das haben wir nur noch nicht so ganz durchschaut) und das gute Essen, das ist oftmals noch viel schneller vergessen, als es verdaut werden kann. Trotzdem glauben wir, dass uns genau solche Dinge glücklich machen. Tun sie vielleicht sogar. Aber eben nur sehr kurz. Und wo sich Konsum stetig und nachhaltig ausbreitet, freut sich immerhin die Wirtschaft. Eben, was kostet die Welt? Auch wenn wir uns dabei manchmal fühlen wie ein Hamster im Laufrad. Und zuweilen bekommen wir – zumindest dann, in unserer „Tretmühle des Glücks“ - doch ab und an mal den Hauch einer Idee, was uns die Welt wirklich kostet. Dabei wollen wir alle doch nur glücklich sein, Anerkennung, Selbstwertgefühl, …. Ja. Aber bitteschön langfristig. Nur wie?
Geld allein macht nicht glücklich,...
weiß der Volksmund. Eine materialistische Lebensweise schadet nicht nur unseren Mitmenschen, sondern auch uns selbst. Aber kann nicht auch im Konsum der Schlüssel zum Glück liegen?
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Eine Möglichkeit, langfristig glücklicher zu werden ist tatsächlich, anderen zu helfen. Ja, Engagement macht uns glücklich. „Geben ist seliger denn Nehmen“, würde jetzt meine Oma einwerfen; und ich mit verdrehten Augen erwidern, dass das wie ein ausgelatschter alter Schuh klingt. Übersetzt man den Satz allerdings in „Engagieren macht langfristig glücklicher als konsumieren.“ lässt sich darüber schon mal nachdenken.
Studien haben ergeben, dass Menschen, die sich sozial engagieren, nicht nur ihrer Umwelt etwas Gutes tun, sondern auch selbst viel glücklicher sind. Das ist insofern nicht weiter verwunderlich, betrachtet man einmal genauer, wie unser Belohnungssystem im Gehirn arbeitet. Helfen wir anderen, werden im mesolimbischen System Botenstoffe freigesetzt. Endorphine beeinflussen die Dopamin-Ausschüttung, also unsere körpereigenen Glückshormone. Diese wirken dann positiven auf unseren gesamten Organismus und somit auf unser seelisches und
körperliches Wohlbefinden. Endorphine gelten als körpereigene Opiate, lösen Glücksgefühle aus, wirken schmerzstillend, darüber hinaus sorgen sie für einen Zustand der Entspannung. So kann soziales Engagement nachweisbar sogar beruflichem Stress entgegenwirken. Ja bereits die Erinnerung an unsere guten Taten, aktiviert unsere Glücks-Botenstoffe.
Aber auch aus psychologischer Sicht lässt sich unser Helfer-Hochgefühl gut erklären. Engagieren wir uns, verbessert sich natürlich zuerst einmal auch unser Selbstbild und somit unser Selbstwertgefühl. Menschen, die sich engagieren, fühlen sich stärker, selbstbestimmter und einflussreicher, denn sie gestalten ihre Umwelt und die Gesellschaft aktiv mit. Durch unser bewusstes engagiertes Handeln, leben wir also nicht nur unsere Werte, sondern geben unserem Leben auch ein Gefühl der Sinnhaftigkeit. Darüber hinaus verbindet uns ein soziales Engagement auch immer mit anderen Menschen. Wir erleben Dankbarkeit und Anerkennung, erweitern unsere sozialen Kontakte und empfinden ein stärkeres Wir-Gefühl. Wir fühlen uns zugehörig. Und das macht uns glücklich.
Kein Wunder also, dass Menschen, die sich sozial engagieren, insgesamt zufriedener sind und seltener depressiv werden, als Menschen, die sich nicht engagieren - insbesondere dann, wenn sie sich der gemeinnützigen Arbeit regelmäßig über einen längeren Zeitraum widmen.
Im Jahr 2015 engagierten sich in Deutschland ca.
13,44 Millionen Menschen.
Warum sich also nicht einfach auch mal was Gutes tun?