Ein Ehrenamt während des Studiums bietet zahlreiche Vorteile. Vor allem steht zunächst einmal das Bewusstsein, etwas Gutes zu tun. Sich für benachteiligte Menschen oder insgesamt für die Gesellschaft einzusetzen, kann verdammt gut tun. Zusätzlich bietet ein Ehrenamt Abwechslung vom Studium und verhindert, dass man zum Fachidioten wird. Ein Ehrenamt macht sich des Weiteren gut im Lebenslauf. Ehrenamtliche Tätigkeiten schulen sogenannte Soft Skills. Hierzu zählen unter anderem Teamkompetenzen, eigenverantwortliches Arbeiten und organisatorische Fähigkeiten. All diese Qualifikationen sind in der Arbeitswelt sehr gefragt und können durch die Arbeit in einem gemeinnützigen Verein, einer Nichtregierungsorganisation, einer Partei usw. erlernt werden. Des Weiteren fällt ein Ehrenamt im Lebenslauf einfach ins Auge. "Wenn jemand bei der Bergrettung oder in einem Verein mithilft, das bleibt hängen", sagt Michael Herz, Vorstand im Bundesverband Selbständiger Personalleiter. Ein Ehrenamt macht individuell. Es steht dem Bild des roboterhaft die auf dem Arbeitsmarkt benötigten Qualifikationen sammelnden Studenten entgegen. Aber ist dies wirklich so? Denn tatsächlich ist das Ehrenamt ja ein weiterer Punkt im Lebenslauf, der wie das Praktikum, der Auslandsaufenthalt, die guten Noten und der Werkstudentenjob die Personalverantwortlichen von der persönlichen Eignung überzeugen soll. Wird nicht die Grundidee des Ehrenamts auf diese Weise unterlaufen? Werden die künftig ehrenamtlich arbeitenden Studierenden nur noch auf die Kosmetik ihres Lebenslaufs aus sein? Der Grundtenor bezüglich dieser Frage lautet: nein. Wer ein Ehrenamt nur aus egoistischen Gründen und nicht wegen der Arbeit ausübt, wird nach Einschätzung vieler das Ehrenamt bald wieder hinwerfen. Denn dieses kostet Zeit und Engagement. Wer seiner Tätigkeit nicht mit Leidenschaft nachgeht, wird diese deshalb kaum durchhalten. Das erste Gebot bei der Suche nach einem Ehrenamt lautet deshalb: Engagiere dich in einem Bereich, für den du brennst. Das zweite Gebot lautet: Mache nicht zu viel. Wer sich in zu vielen Bereichen engagiert, dem geht schnell die Puste aus, so dass er keine Sache mehr mit voller Kraft ausüben kann. Wer sowieso einen vollgestopften Terminkalender hat, sollte sich also ein Ehrenamt suchen, das vielleicht nur ein, zwei Stunden Einsatzbereitschaft pro Woche erfordert.
Der Weggang vom klassischen Ehrenamt hin zum Engagement, das auch die persönliche Entwicklung fördert, kann auch Vorteile haben. Nach der Bologna Reform sind die Stundenpläne straffer, die Prüfungen zahlreicher geworden. Des Weiteren ist in der heutigen Leistungsgesellschaft der ständige Druck da, immer noch etwas mehr zu machen. Ein Auslandsaufenthalt, ein Sprachkurs oder ein Praktikum kosten Zeit. Die meisten Studierenden haben außerdem einen Nebenjob, um sich das Studium finanzieren zu können. Studierende haben deshalb häufig das Gefühl, dass sie sich Tätigkeiten nicht mehr leisten können, die nicht auf die persönliche Weiterbildung ausgerichtet sind. Viele würden gerne helfen, verspüren aber Angst, im allseitig spürbaren Konkurrenzkampf um den besseren Lebenslauf abgehängt zu werden. Ein Ehrenamt, das zum einen den sozialen Drang befriedigt, zum andern auch die persönliche Qualifikation erhöht, scheint dieses Problem zu lösen.
Viele Hochschulen haben dies mittlerweile erkannt und Ehrenamtsprojekte ins Leben gerufen. Engagement für die Gesellschaft wurde von den betreffenden Hochschulen in ihrem Bildungsauftrag verankert. An der Uni Augsburg etwa heißt das Programm „Bildung durch Verantwortung.“ In einigen Fällen besteht sogar die Möglichkeit, durch Teilnahme an einem gemeinnützigen Projekt Credit Points zu erwerben.
Die Idee, soziales Engagement unmittelbar in die universitäre Lehre einfließen zu lassen, kommt aus den U.S.A. und nennt sich Service Learning. Der theoretische Stoff kann hierbei im günstigsten Fall unmittelbar im Projekt praktisch umgesetzt werden. Zum Beispiel könnte ein Web-Designer den Internett-Auftritt einer sozialen Einrichtung erstellen. Oder Lehramtsstudierende helfen lernschwachen Kindern den schulischen Stoff aufzuarbeiten. IT-Studierende könnten Computerkurse für Seniorenstudenten anbieten. Auf diese Weise werden Studierende zum Ehrenamt angespornt, haben aber gleichzeitig nicht das schlechte Gewissen, durch dieses die eigene Entwicklung zu vernachlässigen.
Was kann ich machen?
Nun bleibt die Frage, wo genau man sich denn engagieren kann. Tatsächlich gibt es zahlreiche Möglichkeiten.
Wer gerne etwas für Studierende tun möchte, kann sich beispielsweise in der Fachschaft seines Studiengangs engagieren. Die Mitglieder der Fachschaft vertreten die Gesamtheit der Studierenden des betreffenden Faches. Sie sind vor allem dafür verantwortlich, eine Anlaufstelle für Studierende zu bilden und deren Eingewöhnung in das studentische Leben zu fördern. Sie organisieren Erstsemestereinführungen und Semesterpartys und erstellen Orientierungsmagazine.
Wer verhindern möchte, dass die studentische Stimme in der weitläufigen Landschaft der Hochschulpolitik verloren geht, der kann sie im allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) oder in vergleichbaren studentischen Gruppen engagieren. Diese sind für die Außenvertretung der Studierenden verantwortlich.
Des Weiteren gibt es zahlreiche studentische Initiativen, deren Mitgliedschaft vorteilhaft sein kann. Wer später in die Medien- und Kommunikationsbranche möchte, kann sich zum Beispiel im Uni-Radio engagieren oder für Uni-Magazine schreiben. IT-ler sind in der Technik stets gefragt, um beispielsweise die Server der Uni am Laufen zu halten.