SINEM S.
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22.10.2012 11:59
Den Glauben studieren
Für die einen ist der Glaube reine Privatsache, für die anderen sogar ein Grund, ihn zu studieren. Wer sich für ein Studium der Theologie entscheidet, hat die Möglichkeit, später einmal Glaube und Beruf zu verbinden, und damit sogar anderen Menschen zu helfen. Die Vertiefung des eigenen Glaubens durch die ausführliche Exegese der religiösen Schriften ist auch oftmals der Beweggrund, sich einem Studium der „anderen Art“ zu widmen.
Theologie zu studieren, ist nicht nur ein Glaubensbekenntnis, sondern auch die bewusste Entscheidung für ein Leben, dass sich meist ganz und gar der Religion widmet. Um Pfarrer oder Priesterin werden zu können, müssen Interessenten auch ein Studium der katholischen oder evangelischen Religion auf sich nehmen, um dann anschließend im Vikariat die religiösen Aufgaben eines Geistlichen oder „Vertreter Gottes“ zu praktizieren. Meist werden im Studium nicht nur das Alte und das Neue Testament besprochen, sondern auch Themen wie Kirchengeschichte, systematische, sowie praktische Theologie stehen auf dem Stundenplan. Diakoniewissenschaft und Kirchensoziologie bilden weiteren Themenfelder, aber auch kirchliche Kunst und Kirchenmusik kommen nicht zu kurz.
Irgendwas Soziales studieren...
Was kann man genau studieren und wie sind die Berufsaussichten? UNI.DE zeigt die Unterschiede der einzelnen Studiengänge und gibt Tipps fürs Studium.
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In Deutschland kann man derzeit an 19 regulären Universitäten evangelische Theologie studieren, sowie an zwei kirchlichen Hochschulen in
Wuppertal und
Neuendettelsau. Aber nicht nur angehende Pfarrer studieren Theologie, der Studiengang bildet auch zukünftige Religionslehrer aus. Zudem können Theologen in der Seelsorge, Bezirksarbeit oder bei gemeinnützigen Einrichtungen arbeiten.
Neben evangelischer Theologie kann man natürlich auch katholische Theologie studieren, dies ist an mehr als 50 Standorten in Deutschland möglich. Es gibt 20 katholisch-theologische
Hochschulen und Fakultäten, mehr als 30 Institute und Lehrstühle, sowie
drei Hochschulen mit dem Studiengang „Religionspädagogik und kirchliche Bildungsarbeit“. Zudem kann man an der kirchlichen
Arbeitsstelle für Fernstudien „Theologie im Fernkurs“ studieren.
Am
Abraham-Geiger-Kolleg an der Universität Potsdam können sich Juden zum Rabbiner oder zur Rabba ausbilden lassen, sowie zum Kantor, dem Vorsinger. Voraussetzung für ein Rabbinerstudium ist der Master in Jüdischen Studien, darüber hinaus sind Aramäisch, Hebräisch und Jiddisch natürlich wichtige Kenntnisse, die ein zukünftiger jüdischer Seelsorger mit sich bringen muss.
Dass die Studenten der verschiedenen Theologien manchmal ein ganz anderes Leben führen als ein BWLer oder ein Germanistikstudent zeigt sich darin, dass viele sich bereits während dem Studium dem Zölibat widmen oder versuchen, ihr Leben getreu den Glaubenssätzen ihrer Konfession zu leben, d.h. zum Beispiel auch keinen Alkohol trinken.
Aber nicht nur christliche und jüdische Theologen werden an deutschen Universitäten hervorgebracht: Ab diesem Wintersemester kann man sich in Osnabrück, Münster und Tübingen zum Imam ausbilden lassen. Hier lernt man, vorzupredigen und den Koran zu rezitieren, allerdings steht dieser Beruf erst einmal nur Männern offen. Bislang konnten sich Imame entweder durch ein Selbststudium, oder, noch weiter verbreitet, durch die Lehre in einer religiösen Schule und einer anschließenden Lehrzeit bei einem älteren, erfahrenen Imam für diesen Beruf qualifizieren. Anschließend entscheiden die Gemeinden selbst durch Abstimmung, wen sie für die Position des Gemeindevorstehers geeignet halten. Um Imam werden zu können, reicht aber im Gegensatz zum Christen- oder Judentum ein ausgiebiges Selbststudium aus, welches auch neben dem Hauptberuf geschehen kann. So gibt es zum Beispiel studierte Rechtsanwälte, Chemiker oder andere Berufe, die nebenher als Vorprediger in der islamischen Gemeinde arbeiten.