VON CLEMENS POKORNY | 12.03.2012 15:00

Persönlichkeitsentwicklung: Persönliche Weiterentwicklung durch Selbstcoaching

Das, was wir unter unserer „Persönlichkeit“ verstehen, verändert sich im Laufe unseres Lebens – nicht immer zum Guten. Doch auf unsere psychischen Eigenschaften können wir aktiv Einfluss nehmen

Jeder Mensch besitzt nach bei uns gängigen Vorstellungen eine einzigartige Persönlichkeit, also eine unverwechselbare Kombination seiner psychischen Eigenschaften. Diese Konzeption ist als Produkt der europäischen Aufklärung freilich nicht unumstritten. Neben ihrer historisch-kulturellen Bedingtheit wurde von dem Philosophen Karl Jaspers kritisiert, dass die Beschreibung der Persönlichkeit eines Menschen durch einen Anderen eine Erledigung der Beschäftigung mit diesem und in der Folge eine Stigmatisierung darstelle. Und jenseits der Frage, ob die Wahrnehmung meiner Persönlichkeit durch einen Anderen objektiver und aussagekräftiger sein kann als meine eigene, bleibt Persönlichkeit schließlich auch nicht ein Leben lang gleich. Dieses Phänomen fasst die Psychologie unter dem Begriff der „Persönlichkeitsentwicklung“.

Wenn die Uni krank macht – Persönlichkeitsstörungen

Wie Persönlichkeitsmerkmale im Laufe des Lebens entstehen und sich verändern, beschäftigt die Entwicklungspsychologie. Dieser Zweig der Psychologie hat einige theoretische Blüten hervorgebracht: die Psychoanalyse nach Freud, das Stufenmodell der Persönlichkeitsentwicklung von Piaget oder auch das vom kanadischen Psychologen Albert Bandura inspirierte Konzept des Sozialen Lernens. Sie alle versuchen nachzuvollziehen und zu erklären, wie Persönlichkeit sich im Prozess von Sozialisation und Individuation verändert.

Wer weiß, wie Persönlichkeit sich entwickelt, kann sie auch gezielt beeinflussen. Weil Persönlichkeit sich normalerweise von selbst mit den Erfahrungen, die wir im Leben machen, verändert und weiterentwickelt, ist „Selbstcoaching“ freilich nur dann sinnvoll, wenn man mit seinen psychischen Eigenschaften nicht zufrieden ist. Wer sich leicht aus seiner seelischen Balance bringen lässt, zu sehr von Anderen abhängt, zu wenig Offenheit gegenüber Neuem zeigt oder seine eigenen Fähigkeiten oft unterschätzt, kann daran etwas ändern, statt seine Probleme zu verdrängen. Entspannungstechniken und Achtsamkeitsübungen, Sport, die Pflege sozialer Kontakte oder Tagebuchschreiben stehen nur beispielhaft für die vielfältigen Möglichkeiten zur selbstständigen Unterstützung der Persönlichkeitsentwicklung. Erst wenn diese Strategien dauerhaft versagen oder der Verdacht auf eine Persönlichkeitsstörung besteht, kann der Weg zu einem Experten, z.B. einem Psychotherapeuten, beschritten werden. Gelingt das Selbstcoaching aber, nehmen unsere psychische Stärke und Widerstandsfähigkeit, unsere Offenheit und seelische Gesundheit zu. Und wenn man sich weiterentwickelt, wächst nicht nur der persönliche wie berufliche Erfolg, sondern auch das individuelle Glück.