Joachim Gauck wird 1940 als Sohn eines Kapitäns der Kriegsmarine und einer Bürokauffrau in Rostock geboren. Erste Erfahrungen mit dem SED-Regime machte Gauck bereits im Alter von elf Jahren, als sein Vater wegen angeblicher Spionage und antikommunistischer Hetze zu 50 Jahren Freiheitsentzug verurteilt wurde. Erst im Herbst 1953 erfuhr die Familie, dass er in einem sibirischen Arbeitslager sitzt. Dieses Erlebnis prägte gemeinsam mit dem Arbeiteraufstand im Mai 1953 Gaucks Ablehnung des kommunistischen Systems, sodass ihn nicht einmal die Freizeitangebote der FDJ in Versuchung brachten. Diese Ablehnung des DDR-Regimes änderte sich auch nicht, als sein Vater aufgrund der Moskauer Verhandlungen von Konrad Adenauer zu seiner Familie zurückkehrte.
Nach dem Abitur heiratete Joachim Gauck 1959 seine Schulfreundin Gerhild Radtke. Sie bekamen gemeinsam vier Kinder, bis sie sich 1991 trennten. Seit dem Jahr 2000 lebt er mit der Journalistin Daniela Schadt zusammen. Gauck wurde jedoch nie von seiner Frau geschieden, was bei der erneuten Ernennung zum Bundespräsidentenkandidat von einigen Politikern kritisch begutachtet wurde, da somit eine Lebensgefährtin und keine Ehefrau an der Seite Gaucks ins Schloss Bellevue einziehen wird.
Da Gauck in der DDR sein Wunschstudium Journalismus nicht aufnehmen konnte, weil für ihn ein Studium unter den vorgeschriebenen Bedingungen nicht in Frage kam, entschied er sich für die Theologie. Nach dem Abschluss seines Studiums im Jahre 1965 arbeitete er bis 1982 als Pastor in verschiedensten Gemeinden. 1982 wurde er Leiter der Kirchentagsarbeit in Mecklenburg. Anfang 1990 wurde er schließlich über einen Listenplatz in die Volkskammer gewählt und beschäftigte sich überwiegend mit der Rolle der Stasi in der DDR. Dieses Engagement führte letzten Endes dazu, dass er am 3.Okober 1990 als Sonderbeauftragter der Bundesregierung für die Personenbezogenen Unterlagen des ehemaligen Staatssicherheitsdienstes bestätigt wurde. Dieses Amt hatte er bis 2000 inne, und die nach ihm benannte Gauck-Behörde erlangte Bekanntheit über Deutschlands Grenzen hinaus. 2010 wurde er von der SPD und den Grünen als Gegenkandidat zu Christian Wulff für das Amt des Bundespräsidenten nominiert und verlor erst im dritten Wahlgang, bevor er jetzt nach dem freiwilligen Ausscheiden Wulffs wohl der erste Mann im Staat wird.
Wahre Wunderdinge werden von Joachim Gauck erwartet, viele fordern nicht weniger als die Erneuerung der Demokratie. Das Thema Freiheit und Demokratie zieht sich wie ein roter Faden seit seiner Kindheit durch Gaucks Leben und genau dies sind die Themen, die zu vertreten von einem Bundespräsidenten erwartet werden. Zudem ist er ein ausgezeichneter Redner und weiß mit Worten zu begeistern. Dass er keiner Partei angehört macht ihn besonders für die Bevölkerung zu einem idealen Kandidaten, da er sich keinen politischen Ränkespielchen ausgesetzt sieht. Doch seine größte Stärke ist gleichzeitig auch seine größte Schwäche: Es gibt für ihn nur ein großes Thema: Freiheit und Demokratie. Ist das genug für den mächtigsten Mann im Staat?
Nach dem 18. März werden wir es wissen.