VON MAXIMILIAN REICHLIN | 29.01.2013 14:43

Master of Peace – Friedensforschung als studierbare Wissenschaft

„Ich studiere den Weltfrieden!“ - Was sich anhört, wie eine Zeile aus einem Utopie-Roman oder einem Reggae-Song ist heute in Deutschland bereits pure Realität. „Friedensforschung“ ist an einigen Universitäten ein belegbarer Studiengang. Doch was wird zukünftigen Friedensforschern beigebracht? Und was macht man dann mit dem abgeschlossenen Studium? UNI.de hat sich umgehört.

„Die politische Herausforderung des Islam“, „Internationale Strategien zur Armutsbekämpfung“ oder „Wasser als Konfliktstoff“ sind nur einige der möglichen Lehrveranstaltungen die man im Zuge eines Studiums der "Konflikt- und Friedensforschung" besuchen kann. Das Fach dient in erster Linie dazu, regionale und internationale Konflikte zu analysieren, den Auslöser des Konflikts zu bestimmen und dann den Versuch zu unternehmen, Strategien für eine gewaltfreie Lösung des Konflikts zu entwickeln.

Irgendwas Soziales studieren...

Hier findet sich auch schon die Besonderheit der „Friedensforschung“: Da Konflikte oft ziemlich unterschiedliche Ursachen und Auslöser haben, sei es beispielsweise eine spezielle religiöse Lehre, eine ethnische Bewegung oder auch rein wirtschaftliche Faktoren, ist die „Friedensforschung“ sehr vielfältig, verbindet Sozial-, Politik- und Wirtschaftswissenschaften, Ökologie und Theologie oder auch Kommunikations- und Geschichtswissenschaft. Es ist eine sogenannte "Interdisziplin" vieler verschiedener Wissenschaftszweige.

In der Regel lässt sich die „Friedensforschung“ als Masterstudiengang studieren. Das Tätigkeitsfeld, auf das der Absolvent sie schließlich anwendet, entscheidet sich dann durch das Erststudium. Mit einem Studium in Politikwissenschaften und einem anschließenden Masterstudiengang „Friedensforschung“ könnte man zum Beispiel Mitarbeiter in internationalen Institutionen und Nichtregierungsorganisationen werden. Mit einem Erststudium in Wirtschaftswissenschaften könnte man als Berater oder Kooperationspartner von Firmen und Organisationen tätig werden. Und als „Friedenspädagoge“ ruft man möglicherweise Friedens- und Konfliktlösungsprojekte für Schulen oder Medieneinrichtungen ins Leben. Grob ausgedrückt lässt sich sagen: Hier werden auf vielfältige Art und Weise Streitschlichter ausgebildet, Vermittler zwischen Organisationen, Institutionen und Staaten.

Das Studium ist dabei stark praxisorientiert. Modellkonflikte und Planspiele, bei denen die Studierenden Strategien zur friedlichen Konfliktlösung erarbeiten müssen, sind oft fester Bestandteil des Studiums. Die Universität Marburg beispielsweise regt darüber hinaus Auslandsaufenthalte an und vermittelt internationale Praktika, etwa bei „Amnesty International“ in Thailand oder im "Anne-Frank-Haus" in Amsterdam.

Da die „Friedensforschung“ als solche eine noch recht junge Disziplin ist, hat man noch nicht an jeder Hochschule die Möglichkeit, den Studiengang zu belegen. Außer in Marburg bieten zum Beispiel die Universitäten Magdeburg und Tübingen einen viersemestrigen Masterstudiengang mit dem Abschluss Master of Arts (M.A.) an, die Universität Hamburg einen zweisemestrigen Studiengang mit dem Abschluss Master of Peace and Security Studies (M.P.S.).