VON JULIA ZETZ | 26.02.2014 13:33

Maßgeschneidertes Studium - von MOOCs und POOCs

So ein Studentenleben ist oftmals gar nicht mehr so schön, dem Bachelor sei Dank. Vorgefertigte Studienpläne, eintönige Vorlesungen und einheitliche Studienabschlüsse sollten das Studentenleben einfacher machen. Doch manchmal erreichen sie genau das Gegenteil, nämlich standardisierte Absolventen, denen das Denken abgenommen wurde. Dies soll kein Angriff auf die Studenten sein, denn sie sind es nicht, die sich dieses System ausgedacht haben. Sie sind es, die darunter leiden. Ja, Studenten an Universitäten können und müssen sich ihren Stundenplan selbst zusammenstellen, aber die Inhalte der Ausbildung sind vorgegeben. Lediglich die Studierenden an Fachhochschulen haben einen fertigen Stundenplan. Aber das Ergebnis ist immer das Gleiche: ein vorgefertigtes Studium. Doch was würde passieren, wenn es eine Personalisierung der Bildung geben würde?


MOOCs erobern die Studienwelt

MOOCs, sogenannte Massive Open Online Courses sind eigentlich nichts Neues. Wir kennen Sie aus der wundervollen Apple-Welt und finden sie bei iTunes. Universitäten aus der ganzen Welt bieten hier die Open-Courses aus verschiedenen Fachbereichen an. So kann sich jeder weiterbilden, wann und wo er will. Nun ja, das hat jetzt nicht wirklich etwas mit Studieren zu tun, aber es ist zumindest innovativ. Und wir alle wissen, die Vorlesungssäle der Unis und FHs sind voll und nicht nur die Münchner LMU überträgt Vorlesungen und Seminare interaktiv. Ist das der erste Schritt zum maßgeschneiderten Studium?

Personalisiert statt Massenware

Was macht erfolgreichen Unterricht aus?

Jeder Mensch lernt unterschiedlich, der eine langsam, der andere schneller. Aber darauf kann das Bildungssystem keine Rücksicht nehmen oder will es einfach nicht. Setzen wir also mal eine Zukunftsbrille auf und überlegen uns, wie aus MOOCs POOCs (Personalized Open Online Courses) werden könnten.

Marie ist 20 Jahre alt und hat gerade ihr Abitur in der Tasche. In Mathe war sie sehr gut, aber in Deutsch und Englisch hat es immer nur gerade so für eine Vier gereicht. Dennoch: Marie möchte BWL studieren. Aber nur studieren kann sie nicht, ein Job neben dem Studium muss leider auch sein.

Szenario 1:

Marie schreibt sich an einer Universität ein und arbeitet sich tagelang durch die Vorlesungspläne bis sie endlich alle Seminare zusammen hat. Schlussendlich stellt sie fest, dass über die Hälfte der Vorlesungen und Seminare Pflichtprogramm sind. Dummerweise sind die Termine mitten am Tag, arbeiten kann sie also nicht. Was tut sie? Anstatt sich einen Job zu suchen, der sie auf ihr späteres Berufsleben vorbereitet, arbeitet sie am Wochenende und abends in einer Bar. Schließlich braucht sie ja Geld. Ihre Grundkurse findet sie zudem besonders langweilig, aber es hilft ja nix. Schlussendlich hat sie anstatt sieben, neun Semester gebraucht, weil sie wegen ihrem Nebenjob als Kellnerin in einer Bar oft zu müde für die Vorlesungen war. Nun gut, Marie möchte sich für eine Stelle in einer Unternehmensberatung bewerben. Die Absage kommt prompt: fehlende Berufserfahrung und, sehr freundlich ausgedrückt, offensichtlich mangelnder Ehrgeiz im Studium. Dumm gelaufen für Marie.

Szenario 2:

Marie hat das Glück an einem Pilotprojekt teilnehmen zu können. In diesem Projekt haben Studenten die Möglichkeit, Seminare und Vorlesungen – egal ob Pflichtprogramm oder nicht – online und damit losgelöst von Zeit und Ort zu hören. Alles was Marie braucht ist ein Computer, einen Internetanschluss und etwas Zeit für das Zusammenstellen des Vorlesungsplans. Zudem hat sie die Wahl zwischen verschiedenen Kursen, die sie sich nach ihren persönlichen Interessen aussuchen kann. Und weil Marie unbedingt einen Job haben möchte, der sie auf ihre berufliche Zukunft vorbereitet, bewirbt sie sich schon im ersten Semester bei besagter Unternehmensberatung. Der Chef findet es gut, dass Marie zeitlich flexibel ist, denn sie kann sich ihre Vorlesungen und Seminare auch am Abend und am Wochenende hören. Gesagt, getan, Marie bekommt eine Stelle als Werkstudentin in dem Unternehmen. Und weil sie ja flexibel ist und sich ihre Kurse aussuchen kann, ist Marie schon nach sechs Semestern fertig. Gut, sie war auch sehr fleißig. Der Chef findet das auch gut und bietet ihr gleich eine Festanstellung an.

Es muss an dieser Stelle wohl nicht erwähnt werden, dass Szenario zwei mit Sicherheit einige Schwächen aufweist, dennoch sollte Bildung in Zukunft keine Massenware mehr sein. Die Vorbereitung auf das Berufsleben und damit Flexibilität soll und muss künftig im Bildungswesen ein Thema sein.