VON NORA GRAF | 31.05.2016 14:43

Bei Studierenden immer beliebter: Asienwissenschaften

Asienwissenschaften wird in Deutschland ein immer gefragteres Studienfach. Die meisten interessieren sich dabei in erster Linie für China. Die jahrtausendealte Geschichte, die reiche Kultur und die bevölkerungsmäßig weite Verbreitung der chinesischen Sprache: All das macht das vielfältige Land so beliebt bei jungen Menschen und daher gibt es auch immer mehr Studienanfänger. Jedoch sollte man sich schon frühzeitig, am besten vor Studienantritt, klar machen, in welcher Branche man nach dem Abschluss landen möchte.



Es gibt viele exotische Studienfächer und mit Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge kann man sich auch immer mehr auf ganz dezidierte Inhalte spezialisieren. Regionalstudien erfreuen sich großer Beliebtheit, sei es Skandinavistik, Afrikanistik oder eben Asienwissenschaften. Während jedes Jahr etwa 10.000 Menschen ein Anglistikstudium beginnen, sind es in Asienwissenschaften lediglich etwa 500. Jedoch wird das Interesse an dem asiatischen Kultur- und Sprachraum immer größer, was wohl auch auf die aktuelle ökonomische Bedeutung Chinas und die mediale Erwähnung zurück zu führen ist.

Josephine Kummer hat schon sehr bald ihre Liebe zur chinesischen Sprache und Kultur entwickelt. Sie hat daher früh während ihrer Schulzeit neun Monate bei einer Gastfamilie in Shanghai verbracht. Und ein solcher Aufenthalt vor Ort ist in jedem Fall hilfreich für jeden, der mit dem Gedanken spielt, Asienwissenschaften zu studieren. Denn die Erfahrungen, die man in vielen asiatischen Ländern macht, kann man nicht im Studium lernen, sondern lassen sich nur praktisch erleben.

In jedem Fall sollte man sich vor einem Studium der Modernen Ostasienkunde, der Regionalstudien Asien, Kulturen und Gesellschaften Asiens oder Ostasienwissenschaften wie der Bachelorstudiengang auch genannt wird, überlegen, in welche Richtung es danach gehen soll. Denn, wie bei vielen Geisteswissenschaften auch, sind die Chinastudien recht breit gefächert und umfassen ein Potpourri an unterschiedlichen Themen. Das hat zum einen den Vorteil, dass man auch viele verschieden Fähigkeiten und sogenannte Schlüsselqualifikationen erwirbt, andererseits haftet diesen Studiengängen auch immer der Ruf an, alles nur ein bisschen zu können und nichts ganz.

Survival of the fittest?

Josephine Kummer hat sich deswegen dazu entschlossen, Regionalstudien China mit dem Nebenfach BWL in Köln zu studieren. Denn nur mit einem einfachen asienwissenschaftlichen Studium sind die Möglichkeiten begrenzt, außer man kann darüber hinaus eine kaufmännische Ausbildung vorweisen oder hat durch Jobs oder Praktika schon Kontakte zu Unternehmen geknüpft. Wer zwar die chinesische Sprache beherrscht und sich mit den sehr eigenen Gepflogenheiten der Kultur, der Gesellschaft, der Politik oder der Religion auskennt, hat gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt, doch das alleine reiche nicht aus, da werde der Studiengang in seiner Bedeutung häufig überschätzt. Mit einem geeigneten Nebenfach wie BWL stehen den Studierenden jedoch einige Türen offen.

Viele Universitäten in Deutschland bieten den Studiengang an, entweder als Kernfach mit einem Begleitfach, als Nebenfach oder auch als Ein-Fach-Bachelor. Manche Hochschulen setzen bestimmte Schwerpunkte, bei anderen kann sich jeder Studierende selbst durch bestimmte Wahlmodule nach seinen Interessen spezialisieren. In jedem Fall lernt man eine asiatische Sprache, die meisten entscheiden sich für Chinesisch oder Japanisch. Auch wenn das Beherrschen der vielen Schriftzeichen viel Disziplin erfordert, kann das Erlernte oft gleich in der Praxis angewendet werden, da bei den meisten Hochschulen ein Auslandssemester obligatorisch ist oder zumindest die Möglichkeit besteht, ein Berufspraktikum im jeweiligen Land zu absolvieren. Nach dem Bachelorstudium kann man dann den viersemestrigen Masterabschluss machen.

Ohne Plan drauf los zu studieren ist in jedem Studiengang ohne klare Berufsbezeichnung schwierig. Wer also überhaupt nicht weiß, was er sich für sein späteres berufliches Leben vorstellt, sollte es sich mit den Asienwissenschaften gut überlegen oder es erst einmal mit einer Summer School in China versuchen. Für alle anderen Asienbegeisterten kann dieses Fach genau das Richtige sein, da man besonders bei Unternehmen, die auf den asiatischen Markt steuern, vielfältig einsetzbar ist, so zum Beispiel in der Wirtschaft, der Entwicklungszusammenarbeit, bei Internationalen Organisationen, in Forschung und Lehre oder in den Medien.