VON SUSANNE BREM
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24.06.2016 13:11
„Siri, wo ist die nächste Tankstelle?“ – Warum sich ein Studium der Computerlinguistik lohnt
Die Computerlinguistik genießt noch keine allzu große Bekanntheit unter Studieninteressierten. Dabei stellt dieses Fach beste Jobchancen in Aussicht. So jung wie die Digitalisierung der Gesellschaft füllt die Computerlinguistik berufliche Nischen, die erst mit dem technischen Fortschritt der jüngsten Zeit entstanden sind. Handys, denen man Fragen stellen kann und die antworten, oder Navigationssysteme, die einem den Weg erklären: Wenn ein technisches Gerät Sprache versteht und sie auch selbst spricht, steckt in der Regel Computerlinguistik dahinter. Klassische Leseratten müssen hier wohl nicht aufhorchen; diejenigen, die künstliche Intelligenzen spannend finden, hingegen schon.
Die Computerlinguistik beschäftigt sich damit, wie natürliche Sprachen am PC verarbeitet werden (können). Sie tritt als Nahtstelle zwischen Sprachwissenschaft und Informatik auf. Die systematische Untersuchung von Eigenheiten im Deutschen kann dabei z. B. Thema sein; allerdings findet dieses Erforschen maschinell statt durch Algorithmen. Vom simplen Erkennen einer Sprache als solche (für die Maschine: aneinander gereihte Buchstaben) und ihrer Gruppierungen zu Wörtern und Sätzen, dem Analysieren von Grammatik und Syntax reicht die maschinelle Untersuchung bis hin zum Erfassen der Bedeutungsebene dieser Buchstaben- und Wortketten und sogar dem Zusammenhang mehrerer Sätze und Absätze. So kann ein Computeralgorithmus dann z. B. die Beziehung einer Frage zu ihrer Antwort als solche erkennen und „verstehen“. Das heißt, dass Maschinen natürliche Sprachen und darauf basierende Diskurse zwischen Menschen verarbeiten und sogar daran „teilnehmen“ können – wie eine künstliche Intelligenz. Doch auch, wenn ein hohes Interesse an Sprache in diesem Studium motivierend sein dürfte: Technisches Verständnis und eine mathematische Begabung sind ebenso notwendig. Neben Sprachwissenschaft stehen nämlich auch Informatik, Programmierpraxis und statistische und algorithmische Methoden auf dem Stundenplan. Wer nicht der klassische Bücherwurm ist, sondern ein systematisches und theoretisches Interesse an Sprache hat, für den könnte Computerlinguistik das Richtige sein.
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Der praktische Nutzen: im täglichen Alltag
Die Computerlinguistik ermöglicht ein schnelles und systematisches Erforschen der Sprachverarbeitung. Durch die Analyse von syntaktischen Mehrdeutigkeiten oder Bedeutungsdoppelungen (wie bei dem Homonym „Schloss“) wird in diesem Forschungszweig das Potential natürlicher Sprachen versucht stärker zu erschließen, um es damit auch besser ausschöpfen zu können. Nützlich ist das für den digitalisierten Mensch an vielen Stellen. Die klassische technische Wartungsarbeit von Informatikern trifft hier auf die Möglichkeit, Programme zu entwickeln, die selbstständig Sprache erkennen, verarbeiten und in einem gewissen Rahmen auch selber anwenden können – Siri und Cortana sind dafür schon berühmt. Ein Ergebnis dessen ist also z. B. die automatische Texterkennung, wie sie moderne Handys vorweisen können, oder das Textverarbeitungsprogramm Microsoft Word, das Rechtschreibung und Grammatik prüfen und korrigieren kann, Synonyme vorschlägt und kurze Zeichenkombinationen in Sonderzeichen umwandeln kann. Jede Online-Suchmaschine bedarf computerlinguistischer Programmierung, um eingegebene Suchbegriffe erfassen und relevante Informationen im Datenozean herausfischen zu können. Auch automatische Übersetzungsmaschinen oder die Erzeugung von Wegbeschreibungen in digitalen Kartendiensten und Navi-Systemen sind Spielplätze für Fans der Computerlinguistik.
Wo kommt man mit einem Abschluss in Computerlinguistik beruflich unter?
Dementsprechend öffnet sich mit der wachsenden Informationsgesellschaft auch eine breite Palette an Jobmöglichkeiten für Absolventen dieses Fachs. Gerade durch die Digitalisierung der Gesellschaft und der rasanten technischen Entwicklung entstehen immer neue Kerben, in die die Computerlinguistik schlagen kann. Ein weites Feld macht die webbasierte Anwendungsentwicklung aus: Content Management und Portale und Plattformen für E-Learning oder E-Publishing werden immer beliebter, z. B. in Form von Apps für autodidaktisches Erlernen einer Fremdsprache oder für Vokabeltrainer. Groß ist auch der Bereich Infotainmeant, der Unterhaltung und Information zusammenbringt, z. B. in unterschiedlichen Funktionen für digitale Anzeigefelder und die Bedienung in Fahrzeugen (Radioeinstellungen, Navigation, Musik, Warnsysteme…); also Features, die auf einer Interaktion zwischen Mensch und Maschine basieren, bekannt als „Voice User Interfaces“. Auch Bibliotheken und Rechercheportale, Multimedia Agenturen und Verlage bieten computerlinguistische Aufgabenbereiche, seit immer mehr Arbeitsprozesse digitalisiert ablaufen oder ablaufen sollen. Abgesehen von der freien Wirtschaft steht Person mit entsprechendem Abschluss natürlich auch hier der Weg in die Wissenschaft offen, um sich der Forschung in diesem Gebiet zu widmen. Angekommen ist das Fach als Bachelor- und Master-Programm in deutschsprachigen Universitäten schließlich schon lange, wenn auch unter verschiedenen Namen: „Computerlinguistik“ bieten z. B. die Universitäten in
München,
Saarbrücken und Heidelberg an;
Stuttgart nennt es „Maschinelle Sprachverarbeitung“, Trier „Sprach- und Texttechnologie“ und
Düsseldorf „Informationswissenschaft und Sprachtechnologie“.