Soziolekte treten in einer Lebenssphäre einer Person auf und werden nur in einer bestimmten Gruppe gesprochen und verstanden. Durch das Sprechen eines Soziolektes soll das Zugehörigkeitsgefühl unterstrichen werden (Jugendsprache) oder Themen behandelt werden, die eine bestimmte Art von Sprache voraussetzen (Wissenschaftssprache).
Soziolekte haben eine Sprachfunktion und sind zweckbestimmte, kommunikationsbereichsbezogene Teilsprachen einer Einzelsprache. Zu verschiedenen Kommunikationsbereichen gehören unterschiedliche zweckbestimmte Teilsprachen.
Die Herausbildung von Soziolekten – zwei Ansätze
Emile Durkheim erforschte, dass sich die Gesellschaftsstruktur in segmentären, einfachen Gesellschaften von der in funktional differenzierten, höheren Gesellschaften grundlegend unterscheidet. Die funktional differenzierte, in der wir heute leben, ist von der organischen Solidarität geprägt.
Die Arbeitsteilung bewirkt, dass nicht mehr „jeder alles kann“ sondern sich die Menschen auf Teilbereiche spezialisieren. Dadurch entsteht eine organische Solidarität – die Individuen sind durch ihre Spezialisierung voneinander abhängig, leben jedoch nicht mehr im Kollektiv sondern entfalten sich individuell.
Talcott Parsons, ein Klassiker der Systemtheorie, erläutert, dass sich Menschen in verschiedenen Teilsystemen aufhalten, die sich an Schnittpunkten überschneiden. Jedes Teilsystem braucht das andere um zu existieren; es herrscht jedoch ein Eigenleben in jedem Einzelnen unabhängig voneinander.
Diese soziologischen Theorien veranschaulichen auf unterschiedliche Weise, wie die Gesellschaft aus Teilsystemen/Gruppen besteht. Für diese Teilsysteme wird eine eigene Sprache gebraucht, um sich einerseits voneinander abzugrenzen, andererseits aber den Zusammenhang innerhalb der Gruppe zu stärken. Daneben besteht die Notwendigkeit der Herausbildung einer Sprache zur reibungslosen Kommunikation, die dem „Thema“ des Teilsystems angepasst ist.
Arten von Soziolekten nach ihrer Funktion
Michael Hoffmann unterscheidet verschiedene sprachliche Stile mit jeweils eigenen Funktionen. Die Alltagskommunikation dient unter anderem dem Besprechen familiärer Angelegenheiten und der Pflege sozialer Kontakte. Die Behördenkommunikation bedient sich einem sprachlichen Jargon im Sinne der Administration und orientiert sich an den Regeln offizieller Angelegenheiten. Das Vermitteln theoretischer Erkenntnisse über die Welt steht in der Wissenschaftskommunikation an oberster Stelle. Davon unterscheidet sich die Dichtersprache, die zum Ziel hat, Sprachkunstwerke herzustellen und Kunsterlebnisse zu bewirken.