VON Marie-Thérèse | 17.11.2014 15:37

Die ganze Palette: die Vielfalt der Fördermöglichkeiten für Künstler

Künstler wollen aus dem Vollen schöpfen, aber wenn die Umsetzung einer Idee am Geld scheitert, bleibt es häufig bei der Idee. Was Künstler oft vergessen: Nicht nur sie selbst haben Interesse an der Realisierung ihrer Idee, sondern andere auch. Sprich: Viele Institutionen haben es sich zum Ziel gesetzt Kunst zu ermöglichen und konkrete Projekte fördern. Und das in einer enorm großen Bandbreite. Bandbreite sowohl, was die geförderten Künstler und Projekte als auch, was die Geldgeber angeht. Das Resultat? Eine hohe Vielfalt an Fördermöglichkeiten und künstlerischen Ausdrucksformen, welche die Vielfalt der Interessen innerhalb der Gesellschaft widerspiegeln.

„Kunst ist schön, macht aber auch viel Arbeit“ – dieses dem Münchner Original Karl Valentin zugeschriebene Bonmot ist weithin bekannt. Weniger bekannt ist die Tatsache, dass künstlerische Arbeit wie jede andere Arbeit bezahlt werden kann und sollte. Hierfür stehen Künstlern und solchen, die es werden möchten, in Deutschland eine ganze Palette an vielfältigen Fördermöglichkeiten zur Verfügung. Bewerben kann und sollte man sich, sofern man ein gutes, förderungswürdiges Projekt hat, mehrgleisig, also bei kleinen und großen Geldgebern auf Landes- und Bundesebene sowie auf europäischer Ebene und im Ausland. Bei der Auswahl hilft das Wissen über die wichtigsten Institutionen und deren Homepages weiter.

Kehrseite der Kunst

Bezahlt arbeiten als Künstler

Vielfältig sind die Fördermöglichkeiten, die etwa von einer Sparkassen-Stiftung über die Kulturstiftung des Bundes bis hin zu europäischen und internationalen Ausschreibungen reichen. Vielfältig sind aber auch die geförderten Kunstformen: von sämtlichen Formen der klassischen bildenden Kunst inklusive Photographie, Medienkunst und Architektur über Förderinstrumente für Schriftsteller und Übersetzer hin zu Stipendien und Preisen für die Handwerkskünste wie Goldschmieden, Schreinerei oder Bühnenbild. Für letztere sind beispielsweise die Danner-Stiftung oder die regionalen Industrie-und Handelskammern aktiv. Aber selbst Comiczeichner und Karikaturisten können beispielsweise mit dem e.o. Plauen-Preis und etlichen weiteren Fördermitteln Geld für ihre Arbeit erhalten.

Wohnen und arbeiten in Villa und Schloss

Künstler aller Art sind immer wieder gern gesehene Gäste der Villa Massimo in Rom. Dort können sie ein Jahr lang bei freier Unterkunft plus Atelierraum und einem Stipendium von 2.500 Euro pro Monat ihre Ideen realisieren. Der Aufenthalt dauert jeweils vom 15. Februar bis zum 6. Januar des Folgejahres. Bewerbungen für dieses edle Stipendium können bis zum 15. Januar des Vorjahres des geplanten Aufenthalts bei der jeweiligen für Kunstförderung zuständige Behörde des Bundeslandes, in dem man seinen ersten Wohnsitz hat, eingereicht werden. Berühmte ehemalige Stipendiaten der Villa Massimo sind Heinrich Böll, Sarah Kirsch, Thomas Demand und Thomas Ruff. Um einen Arbeitsaufenthalt von 3 Monaten können sich Künstler, Architekten und Schriftsteller, die es nach Rom zieht, aber auch bei der Casa Baldi bewerben, wobei eine Altersbeschränkung bis 40 Jahre vorliegt. Auch hier gilt als Bewerbungsfrist der 15. Januar des Vorjahres im jeweiligen Bundesland, und auch hier werden bei freier Unterkunft 2.500 Euro pro Monat gezahlt. Ein ganz ähnliches Konzept wie die Villa Massimo und die Casa Baldi vertritt Schloss Solitude bei Stuttgart für die oft vernachlässigten Künstler des Wortes. Schriftsteller und Übersetzer, aber auch Maler haben hier die Möglichkeit, sich ungestört einem neuen Projekt zu widmen. Zu den berühmtesten Alumni von Schloss Solitude gehören beispielsweise der Dramatiker Réne Pollesch oder der Maler Neo Rauch. In einem eigenen Programm („art, science & business“) versucht man seit 2002 auch den Dialog der Künstler mit Menschen aus Wissenschaft und Wirtschaft zu fördern, seit 2013 werden zusätzlich zwei Stipendien für Filmemacher vergeben (Spielfilm und Dokumentarfilm). Wie man an Geld für Filme kommt verrät im Übrigen auch die Homepage des Kuratoriums junger deutscher Film. Den Stipendiaten von Schloss Solitude stehen insgesamt 45 Ateliers zur Verfügung, wobei alle 24 Monate 50 bis 70 Stipendiaten für Arbeitsaufenthalte zwischen drei und zwölf Monaten ausgesucht werden. Es lohnt also, sich rechtzeitig zu bewerben, zumal Antragsteller – anders als in der Villa Massimo oder der Casa Baldi – nicht älter als 35 Jahre sein sollten (für Antragsteller, die älter als 35 Jahre alt sind, gilt, dass der Studienabschluss nicht länger als 5 Jahre zurück liegen darf). Studierende können sich bei Schloss Solitude nicht für ein Stipendium bewerben, Doktoranden hingegen schon. Die nächste Bewerbungsrunde findet vom 1. Juli 2016 bis 31. Oktober 2016 statt.

Deutschland, Europa und die Welt

Eine Vielfalt an Fördermöglichkeiten für Künstler im Ausland bietet das ebenfalls in Stuttgart beheimatete Institut für Auslandsbeziehungen. Und, was oft vergessen wird: auch die großen Fördertöpfe auf Bundes- und Europaebene stehen Künstlern zur Verfügung. Zu den klassischen Institutionen gehören hier der Deutsche Akademische Austauschdienst, die Volkswagenstiftung und diverse Förderprogramme der Europäischen Union (siehe z.B. die Zusammenstellung unter www.deutsche-kultur-international.de). Zur Orientierung hilft neben einer gründlichen Internetrecherche der Weg ins Akademische Auslandsamt an der eigenen Hochschule oder eine Nachfrage beim Studentenwerk vor Ort. Auch Gesang, Instrumentalmusik und Theater werden übrigens gefördert. Einen guten Überblick über die Vielfalt kleinerer Stiftungen und Fördermöglichkeiten verschaffen der Stiftungsindex des Bundeverbandes Deutscher Stiftungen und die auf Künstler spezialisierten Portale Kulturpreise, Artports und KunstinForm sowie die Seite über die Vielfalt der Fördermöglichkeiten des ifa. Man sieht an diesem Überblick über die Vielfalt an Fördermöglichkeiten, dass die Einwerbung von Geldern für Künstler sehr zeit- und arbeitsintensiv sein kann. Karl Valentin hatte Recht: Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit.