VON MAXIMILIAN REICHLIN
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15.03.2016 15:02
Gebietsfremde Pflanzen – Wie Neophyten Umwelt und Wirtschaft bedrohen
Gebietsfremde Pflanzen, die aus ihrer Ursprungsheimat in neue Gebiete eingeschleppt werden, können immense Auswirkungen auf ihre neue Umgebung haben. Die sogenannten Neophyten bedrohen oft die heimischen Pflanzen und können auch zum Gesundheitsrisiko für den Menschen werden. Sogar auf das Wirtschaftssystem können Neophyten Einfluss nehmen, indem sie immense Kosten verursachen. UNI.DE berichtet über die unliebsamen Einwanderer.
Rund 800 gebietsfremde Tier- und Pflanzenarten sind inzwischen in Deutschland heimisch geworden. Die sogenannten Neobiota, die ursprünglich nicht in Deutschland heimisch waren, sind erst vom Menschen durch Einschleppung hier angesiedelt worden und haben immense Auswirkungen auf das empfindliche Ökosystem. Vor allem neobiotische Pflanzen, Neophyten genannt, bedrohen in vielen Fällen die heimische Flora.
Warum Neophyten eine Bedrohung sind...
Wayne Dawson von der Universität Konstanz kennt die Probleme, die damit verbunden sind. Er weiß, dass jede neue Pflanze auf ihre Umgebung einwirkt. „Das tut sie zwangsläufig, weil sie immer mit den Arten zusammentreffen, die schon da sind. Wenn eine eingebürgerte Pflanzenart Eigenschaften hat, die sich stark von denen der einheimischen Pflanzen unterscheiden, kann das Änderungen für das ganze Ökosystem bedeuten“. So sind etwa besonders bunte oder nektarreiche Pflanzen für bestäubende Insekten attraktiver und haben gegenüber ihren Artgenossen mit weniger Nektar einen immensen Vorteil. Einige Neophyten, wie die Herkulesstaude, setzen sogar Giftstoffe ein, um andere Pflanzen gezielt zu schädigen.
Bewegte Erreger
Kaum jemand macht sich Gedanken, wie die mikroskopisch kleinen Viren sich verbreiten. Geldscheine und Flughäfen gehören zu den größten Virenverbreitern
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Die Pflanze ist auch als
Riesen-Bärenklau bekannt und kam, Schätzungen zufolge, in den 80er Jahren aus dem Kaukasus nach Deutschland. Aufgrund der ungeheuren Menge an Samen, die dieses Gewächs hervorbringt, kann sie sich explosionsartig in neuen Gebieten verbreiten und dadurch heimische Pflanzen verdrängen. Da sie sich vor allem an Bächen ansiedelt und ihre Wurzeln das Ufer nicht stabilisieren, trägt sie außerdem zur Erosion der Böden bei. Der Saft der Heraklesstaude
kann auch für den Menschen zum Problem werden, da er den natürlichen Sonnenschutz der Haut auflöst und Krankheiten verursachen kann.
… und was man dagegen tun kann
Die Ansiedlung von Neophyten hat also nicht nur ökologische Auswirkungen, sondern kann auch gesundheitliche und vor allem wirtschaftliche Folgen haben. Die Entfernung der unliebsamen Einwanderer, etwa durch Abmähen oder Brandrodung, ist oft aufwändig und teuer. Zudem beeinträchtigen manche Pflanzen durch Wildwuchs die menschliche Infrastruktur, können Straßen und Gebäude schädigen und sogar das Flutrisiko erhöhen. Die „
Invasive Species Specialist Group“ der Weltnaturschutzorganisation IUCN errechnete vor einigen Jahren für die Europäische Kommission die Kosten, die durch eingeschleppte Neophyten entstehen könnten. Das Ergebnis: Mehr als 13 Milliarden Euro pro Jahr könnten auf die EU zukommen.
Aus diesem Grund arbeitet die Europäische Kommission aktuell nicht nur an einer umfassenden Liste besonders bedrohlicher Neophyten sondern auch an einer Regelung, die Ausfuhr und Handel der gebietsfremden Pflanzen künftig eindämmen soll. Zusätzlich sollen invasive Arten, sobald sie zum ersten Mal in einem fremden Gebiet auftauchen, umgehend entfernt werden, um eine Ausbreitung effektiv zu verhindern. Die Liste wird aktuell im Rahmen der 2015 in Kraft getretenen
Verordnung über die Prävention invasiver Arten erstellt.