VON CLEMENS POKORNY | 13.02.2014 14:29

YouTube – eine Erfolgsgeschichte made by Google?

Schon 18 Monate nach ihrer Gründung wurde YouTube für weit über eine Milliarde Dollar von Google gekauft. Der Internetriese führte das Videoportal aus den roten Zahlen und auf den dritten Platz in der Rangliste der weltweit am meisten besuchten Websites. Jeder kann selbstproduzierte Musik- oder Videodateien hochladen und so zum Internet-Star werden. Doch für die Nutzung eines immer gigantischeren Angebots an Clips bezahlen wir – mit unseren Online-Daten.

Es ist die am dritthäufigsten besuchte Website in Deutschland und weltweit: Fast jeder zweite Deutsche nutzt YouTube, die „DuRöhre“. Jede Minute werden über 70 Stunden Videomaterial hochgeladen. Musikvideos haben einen großen Anteil, oft auch als reine Audiodateien, deren Videospur aus einem oder wenigen, mehr oder weniger lose mit der Musik verbundenen Bild(ern) besteht. Was steckt hinter dem Erfolg von YouTube?

Wikipedia

Man mag es kaum glauben, aber YouTube gibt es erst seit dem Jahr, in dem Angela Merkel erstmals deutsche Bundeskanzlerin wurde (2005). Damit ist die Website selbst für die Verhältnisse in der sich rasant wandelnden Internetbranche recht neu, jünger als etwa Facebook (2004) oder Wikipedia (2001), von Ebay (1995) oder Amazon (1994) ganz zu schweigen. Drei ehemalige PayPal-Mitarbeiter, darunter ein Deutscher, gründeten das Unternehmen am 15. Februar 2005 und konnten es bereits anderthalb Jahre später für umgerechnet 1,31 Mrd. Euro an Google verkaufen. Da machte die Website wegen der hohen Betriebskosten noch monatlich einen Verlust von einer geschätzten Million Dollar – die Übernahme war also unvermeidlich. Bis heute aber bietet YouTube seinen Nutzern kostenfreie sogenannte „Kanäle“, auf denen sie wie in einem Twitter- oder Facebook-Account Informationen über sich einstellen und eben Videos hochladen können. Bedingung: Die Uploader haben alle Rechte daran – und das trifft natürlich am ehesten auf selbstproduzierte Musik- und sonstige Clips zu.

Besonders beliebte Kanal-Betreiber beteiligt YouTube sogar an seinen Werbeeinnahmen. Ein Beispiel dafür (jenseits der Sparte Musik) ist der deutsche Ingenieur Jörg Sprave, der in seinem Kanal „The Slingshot Channel“ immer neue Schleudern präsentiert, die zum Beispiel Messer oder Klobürsten abschießen. Natürlich nur auf Gegenstände. Kommentiert wird das alles auf Englisch mit deutschen Akzent – die meisten der fast ausschließlich männlichen Fans des 48-Jährigen sitzen im Land der Waffennarren, den USA.

Bei den hohen Upload-Raten kommen die YouTube-Mitarbeiter kaum mehr mit der Überprüfung hinterher, ob das Hochladen jeder einzelnen Musik- oder Videodatei legal ist. Zwar steht schon fest, dass Urheberrechtsverstöße nur von den Kanalbetreibern begangen werden können. Doch seitdem im März 2009 eine Vereinbarung zwischen GEMA und YouTube ausgelaufen ist, streitet die Verwertungsgesellschaft für Musikwerke mit YouTube um die Löschung einzelner Inhalte und eine Anschlussvereinbarung für die übrigen.

Inhalte, deren Urheberrechte unklar sind, bleiben also oft online, wenn auch manchmal nicht direkt von jedem Land aus zu erreichen. Deutsche YouTube-Nutzer müssen sich in keinem Fall Sorgen machen, dass sie für das Downloaden oder auch nur das Streamen möglicherweise illegal hochgeladener Musik strafrechtlich belangt werden. Auch mit der Einrichtung kostenpflichtiger Kanal-Abonnements im Mai 2013 bleibt das Videoportal userfreundlich, ermöglicht dies den Nutzern doch, sich für relativ wenig Geld professionell gemachte Filme (etwa von National Geographic) anzusehen. Für alle Vorteile von YouTube bezahlen wir aber mit unseren Daten, die von Google als dem Eigentümer der Website abgegriffen und für individuell abgestimmte Werbung (Targeting) genutzt werden. Alternativen zu YouTube sind etwa Clipfish.de, das ausdrücklich darauf hinweist, wie man das von der Website verwendete GoogleAnalytics umgehen kann, Tape.tv oder MyVideo, das anders als YouTube mit der GEMA kooperiert und daher auch deren Musik zeigen kann.