VON BERNHARD DRAGASCHNIG | 17.02.2014 11:27

Die Blues-Harp - Wie ein Instrument „auswanderte“ um Musikgeschichte zu schreiben

Der Weg der Mundharmonika zur Blues-Harp beschreibt die Erfolgsgeschichte eines einfachen Instrumentes zu einem weltweiten Bestseller, der zahlreiche Musikrichtungen im 20 Jahrhundert beeinflusst und mitgestaltet hat. Ob Jazz, Blues, Pop, Rock oder Country, in vielen Stilrichtungen kommt dieses Instrument zum Einsatz. Die Mundharmonika verkörpert wie kaum ein anderes Instrument, wie effektiv einfache Ideen sein können.



Ein Herr Richter macht es möglich

Die Geschichte der Blues-Harp beginnt mit einem Volksmusikanten in Deutschland. Ein gewisser Herr Richter, hat sich nämlich überlegt wie er die Töne auf einer Mundharmonika so anordnen kann, dass ein möglichst vielseitiges und variables Spiel möglich wird. Er spielte das Instrument mit dem rechten Mundwinkel und legte die Zunge rhythmisch auf die tiefen Töne. Dadurch konnte er sowohl Melodien spielen, wie auch sich selbst begleiten. Dieser Schritt trug beträchtlich zur Erweiterung des Facettenreichtums der Mundharmonika bei, die in den Anfangsjahren auch oft als „Ohrenquäler“ bezeichnet wurde. Ausschlaggebend für den Erfolg war ihr Handlichkeit und ihr geringer Preis. Sie war das perfekte Freizeitinstrument.



Amerika entdeckt ein europäisches Volksmusikinstrument
Eine Mundharmonika kostete lediglich wenige Cent und war der perfekte Zeitvertreib für Unterwegs. So kam das Instrument auch Ende des 19 Jahrhunderts über den Atlantik nach Amerika, wo es überwiegend von mittellosen schwarzen Musikern entdeckt wurde. Diese erkannten relativ rasch, dass man mit dem Instrument auch Töne erzeugen kann, die eigentlich so nicht beabsichtigt waren. Über eine Veränderung des Hals- / Rachentraktes, konnte man einzelne Töne - ohne absetzen zu müssen - um mehrere Halbtonschritte verändern. Nimmt man dann noch die Hand und den Kehlkopf zur Tonmodulation hinzu, ergeben sich unendlich viele Ausdrucks- und Gestaltungsmöglichkeiten. Die Blues-Harp war geboren! Das Instrument weint, jubelt und schreit. Der Spieler reagiert darauf mit seinem Gesang und tritt mit dem Instrument in einen Dialog. Gerade die unsauberen nicht perfekten Töne sind es, die den Reiz der Blues-Harp ausmachen.



Den Bezug zur „Volksmusik“ hat dieses Instrument bis heute nicht verloren. Häufig trifft man die Harp auch in der modernen Pop und Country-Musik an. Neben Österreich, Deutschland, Amerika und der Schweiz, findet man Mundharmonikas auch in der mexikanischen, brasilianischen und asiatischen Volksmusik wieder. In der klassischen Musik hingegen, spielt sie kaum eine Rolle. So gibt es bis heute kaum Stücke, die speziell für die Mundharmonikas komponiert wurden.

Unverkennbarer Sound
Bemerkenswert ist, dass die Harp auch heute noch in modernen populären Stücken, von Menschen eingespielt und nicht technisch erzeugt wird. Vermutlich liegt es daran, dass der spezielle Sound nur schwer technisch reproduzierbar ist. Hinzu kommt dass jeder Spieler - beeinflusst durch physiologische Besonderheiten wie Handgröße, Rachen und Mundhohlraum - seinen ganz eigenen Sound hat. Der Spieler macht die Mundharmonika erst zur Blues-Harp.