VON MAXIMILIAN REICHLIN | 21.02.2014 15:34

Punk's not dead – Die aufregende Geschichte des Punk-Rock

Sie sind heute beinahe zur Alltagserscheinung geworden: Punks. Das sind Typen mit grün gefärbten Haaren, zerschlissenen Jeans, Anarchie-Buttons an der Lederjacke. Doch woher der Kult der provokanten Nonkonformität kommt, wissen heute nur noch die wenigsten. Eng verbunden mit der prägenden Musik, dem Punk-Rock, war die Punk-Kultur in ihren Anfängen ein Lebensgefühl junger Kämpfer, arbeitsloser Studenten und genervter Jugendlicher. UNI.DE geht diesen Anfängen auf den Grund und erzählt die aufregende Geschichte des Punk-Rock.


Wer eine Geschichte des Punk schreiben wollen würde, käme um eine Erwähnung des beinahe schon mythisch gewordenen CBGB nicht herum. Der legendäre Konzert-Club in New York gilt heute als Geburtsort des Punk-Rock. Dort wurden Anfang der 70er Jahre Bands wie die „Ramones“, „Blondie“ oder die „New York Dolls“ bekannt. Mit nur mäßigem musikalischen Talent gesegnet, spielten diese und ähnliche Gruppen vor allem Rock'n'Roll, „puren, zerlegten Rock'n'Roll ohne Bullshit“ wie es der Drummer Tommy Ramone einmal beschrieb. Schon in den späten 60er Jahren wurden Bands bekannt, die, als eine Art „Proto-Punk“, minimalistischen Rock'n'Roll auf die Bühne zurückholten. Damit stellten sie sich bewusst gegen die populär gewordene Rock-Szene, zu der zum Beispiel auch Elvis und die „Beatles“ zählten, die, nach Ansicht vieler Fans, im Rock einfach nichts verloren hatten.

Jung, ledig, arbeitslos

Was am gezielten Dilettantismus der neuen Bands faszinierte: Nonkonformität. Zu den Fans der ersten Stunde zählten vor allem Arbeitslose, arme Studenten, mittellose Jugendliche, die am Rande der Gesellschaft standen. Um zu provozieren und zu schockieren entwickelten diese „Ur-Punks“ bald eine eigene Vorstellung äußerer Erscheinung: Springerstiefel, Lederjacken, zerrissene Jeans und bunte auffällige Frisuren zählten zum Beispiel zur Standard-Ausstattung. „Do it yourself“ wurde zu einem Lebensgefühl dieser jungen Punks, was sich auch auf die Musik niederschlug. Ohne Gesangsunterricht und andere musikalische Vorkenntnisse wagten sich bald immer mehr Bands aus der Garage und auf die Bühne.

Die musikalischen Eckdaten des Punk: harter, schlampiger Gitarrensound an übersteuerten Verstärkern, Gesang, der eher an Geschrei erinnert und nihilistische Texte. In dieser Konstellation schwappte der Punk bald aus Amerika nach Großbritannien und Deutschland. 1977 sollte dann das große Jahr des Punk-Rock werden. Mit britischen Gruppen wie den „Sex Pistols“ oder „The Clash“, die auch Einflüsse aus Ska und Reggae verwendeten, kristallisierten sich immer mehr die neuen Grundzüge des jungen Genres heraus: Die Songs wurden politischer und sozialkritischer, sprachen Missstände an und standen für die Abschaffung des verhassten Systems. Ähnlich entwickelte sich der Punk in Deutschland mit Musikern wie Nina Hagen oder der Band „Ton Steine Scherben“ rund um Frontmann Rio Reiser. Die Einstellung der Punk-Bewegung: Anti-Alles.

Doch ebenso schnell, wie der Punk die Musik-Szene aufgemischt hatte, verschwand er auch wieder. Bereits Anfang der 80er Jahre spaltet sich der Punk, viele Bands näherten sich der populären Musik und den zuvor verhassten größeren Labels wieder an. „New Wave“ und „Independent“ entstanden, dazu zahllose Sub-Genres des Punk: Horror Punk, Fun Punk, Punkabilly, Melodic Punk und noch einige mehr. In den USA bildeten sich etwa Bands wie „Bad Religion“, „Green Day“ und „NOFX“, in Deutschland „Die Toten Hosen“ oder „Die Ärzte“. Einflüsse des Punk sind auch in vielen anderen Genres des Rock zu finden, etwa im Gothic Rock, dem Trashmetal, oder dem durch „Nirvana“ legendär gewordenen Grunge. Punk ist heute beinahe zu einer Art Modeerscheinung geworden. Paradox, waren die Anfänge der Bewegung und der Musik doch das genaue Gegenteil. Der absolute Verzicht auf Trends und Popularität.