Was ist Empathie?
Empathie bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, Gedanken, Emotionen, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen und zu verstehen. Überdies gehört zur Empathie auch die Antizipation, das heißt auf die Gefühle seines Gegenübers dann auch angemessen zu reagieren. Der US-Psychologe Daniel Goleman prägte dazu den Begriff der Emotionalen Intelligenz, die als Gegenentwurf zur klassischen Intelligenzforschung definiert werden kann. Golemans Konzept umfasst neben der Empathie eine Vielzahl von Kompetenzen wie die Kommunikationsfähigkeit, die Soziale Kompetenz, Motivationsfähigkeit, Selbstbewusstsein oder die Selbstkontrolle.
Empathie als erworbene Fähigkeit
Empathie ist somit auch nicht eine angeborene Eigenschaft, die man wie etwa grüne Augen besitzt oder eben nicht, sie kann gelernt und trainiert werden. Im besten Fall versucht man schon als Eltern seinen Kindern Mitgefühl und Empathie zu vermitteln. Ein erster Schritt ist natürlich der liebevolle Umgang und die sichere Bindung zu seinem Kind. Zusätzlich lässt sich die Empathiefähigkeit noch fördern, indem die Eltern selbst als Vorbild fungieren. Denn Kinder lernen viel mehr, wenn sie im Alltag sehen, dass ihre Eltern für sich und andere sorgen, sich durchsetzen oder auch zurücknehmen. So sehen die Kinder wie sie ihr Leben und ihr Verhalten gestalten können. Neben dem Modellverhalten ist es auch wichtig, dass Erziehungsberechtigte den Kindern immer wieder die Konsequenzen ihres Verhaltens verdeutlichen und sie anregen, sich in andere hineinzuversetzen. Dieser sogenannte induktive Erziehungsstil ist aller Erkenntnis nach weit wirksamer als alles Strafen und Schimpfen. Werte wie Rücksichtnahme und Höflichkeit werden verinnerlicht anstatt durch Druck erzeugt. Ein weiteres sehr einfaches Mittel zur Empathievermittlung ist das Vorlesen. Zum einen regen die Geschichten die kleinen Zuhörenden an, sich in andere hineinzuversetzen und zum anderen verbessert sich dadurch auch die Sprachkompetenz. Und: Studien bestätigten einen Zusammenhang zwischen sprachlichen Fähigkeiten und emotionalen Fertigkeiten.
Doch auch für Menschen, denen in der Kindheit weniger Empathie vermittelt wurde, ist es nicht zu spät, denn Empathie lässt sich trainieren vergleichbar mit dem Erlernen einer Sprache oder Matheformeln. Das bestätigt auch eine Studie aus dem Jahr 2014. Britische Psychologen untersuchten dazu 300 Freiwillige mit stark narzisstischen Zügen, die aber psychologisch gesund und oft sehr erfolgreich waren. Eine Form des „subklinischen Narzissmus“, der scheinbar immer öfter vorkommt. Sie fanden heraus, dass sogar Narzissten Mitgefühl empfinden können, wenn man sie aktiv dazu auffordert, sich etwa bei gewalttätigen Videos in andere hineinzuversetzen.
Auf einer weniger extremen Ebene ist es aber auch nicht verkehrt, sein Einfühlungsvermögen zu schärfen. Fachleute empfehlen dazu vor allem drei Schritte: Aufmerksam zuhören, Perspektivwechsel vornehmen und sich selbst auch immer wieder hinterfragen.