von Susanne Brem | 27.12.2017 17:41

BWL extended: „Digital Transformation“ studieren

Deutsche Universitäten beginnen langsam, der Digitalisierung Rechnung zu tragen. Aus der digitalen Transformation ergeben sich in Unternehmen viele neue Anforderungen; explizit darauf vorbereitet haben die einschlägigen Studiengänge hierzulande bisher nicht. Das ändert sich nun: An der Fernuni AKAD in Stuttgart kann man im BWL-Studium den Studienschwerpunkt auf „Digital Transformation“ setzen. Was zeichnet dieses Spezial-Studium aus?

Digitalisierungsprojekte sind in zahlreichen Firmen erst am Anlaufen oder gerade im Prozess. Wer verantwortet die nötigen Umstrukturierungen und Entwicklungen in den Unternehmen? Wer konzipiert überhaupt neue digitale Strategien oder Geschäftsmodelle und welche Skills zählen dabei? Die Position des „Chief Digital Officer“, kurz CDO, schaffen immer mehr Unternehmen. Die AKAD in Stuttgart greift diese Entwicklungen mit ihrem neuen Fernstudienfach „Betriebswirtschaftslehre – digital Transformation“ auf. Während des sechssemestrigen Bachelorstudiums erlernt man einerseits Fachwissen und Zusammenhänge der Betriebswirtschaft; andererseits liegt der Fokus auch auf technischen Inhalten, die bei der späteren Bewältigung und Gestaltung der Digitalisierung in einem Unternehmen helfen sollen.

Dazu zählen z. B. Grundlagen in BWL, Recht und Wirtschaftsinformatik, Methodik und effizientes Arbeiten. Es geht darum zu erlernen, welche digitalen Infrastrukturen nötig sind, sein werden und wie diese geschaffen werden können – und auch, wie diese in Unternehmen implementiert werden, so dass es finanziell tragbar ist. Dem Studierenden stehen dafür verschiedene Spezialisierungen zur Wahl: Die technologische Seite der Digitalisierung, marktforschungsrelevante Fragen oder die Management-Perspektive sind mögliche Vertiefungen. Das Studium beinhaltet außerdem ein Praxisprojekt, in dem man das Gelernte anwenden kann. Insgesamt ist dieser Bachelorstudiengang als Fern- oder Teilzeitstudium konzipiert – ideal also für bereits Berufstätige, die sich weiterbilden möchten ob der anstehenden digitalen Herausforderungen.

Der erste Digitalisierungs-Master in Deutschland

Die Universität Potsdam hat derweil zu diesem Wintersemester den ersten Masterstudiengang zum Thema eingeführt. „Wirtschaftsinformatik und digitale Transformation“ setzt ebenso wie das AKAD-Bachelorfach an der steigenden Nachfrage der Unternehmen nach Fachleuten an, die sowohl betriebswirtschaftlich als auch technologisch der Digitalisierung begegnen können. Prof. Dr. Pousttchi, der den Studiengang mitkonzipiert hat, hebt besonders das Baukastensystem hervor, in dem die Studierenden sich ihre Fächer individuell zusammenstellen können. Die Digitalisierung greift im Alltag jedermanns ein und in verschiedensten Themenbereichen. Es sei daher wichtig, dass die Digital-Strategen von morgen in diesem Studium ihr individuelles Profil entwickeln können, um differenziertes Know-how aufzubauen. Das Angebot hält z. B. Mobile + Digital Business oder Social Media Research bereit; andere Disziplinen erweitern das Lehrkonzept zum ganzheitlichen Ansatz, etwa VWL- oder Soziologie-Kurse.

Wie wichtig ist berufliches Networking?

Studie: Anzahl an „Digitalisierungs-Beauftragten“ nimmt zu

Dass solche Studienfächer notwendig sind, zeigt sich nach einem Blick in die Unternehmen selbst. Die Professoren Dr. Christian Heinrich und Dr. Christian Gärtner von der Quadriga Hochschule Berlin haben in einer Studie („Chief Digital Officer: Relevanz, Rolle und Roadmap“) untersucht, welche Bedeutung CDOs mittlerweile in Firmen haben und von welchen Erfahrungen entsprechende Mitarbeiter berichten. Es ging dabei um Themen wie Erfolgswirkung von CDOs, ihre Persönlichkeit, Gehälter und allgemeine Zufriedenheit mit der Arbeit. Ergebnis: Die meisten fühlen sich wohl in ihrer Position – was verwunderlich ist angesichts dessen, dass die meisten auch angaben, über viel zu wenig Ressourcen zu verfügen, gestresst zu sein und mit einem teils unklaren, undifferenzierten Aufgabenpool konfrontiert zu sein.

Zwar gäbe es gegenüber 2016 in diesem Jahr bereits doppelt so viele CDO-Stellen in Unternehmen; die Firmen möchten sich den Anforderungen der Digitalisierung also durchaus anpassen. Allerdings werden die betroffenen Stabsstellen meist finanziell kurz und personell knapp gehalten. Die eigentliche Bedeutung dieser Position passt also nicht zum geringen Handlungsrahmen, der den CDOs gewährt wird. Ob sich die Chancen der digitalen Transformation so ausschöpfen lassen?

Bild von Aichi8Seiran auf Pixabay.
Lizenz: CC 0 – Public Domain.