Dass in Seminarräumen nur Mädchen sitzen, ist im Französisch-Kurs nichts Ungewöhnliches. In einem Informatikkurs hingegen, würde man ein solches Bild nicht erwarten, außer man besucht einen der fünf Frauenstudiengänge in Deutschland (z.B. in Bremen, Stralsund oder Berlin). Hier nämlich können Frauen Wirtschaftsingenieurwesen oder Informatik studieren und dabei völlig unter sich bleiben. Eine Chance für all diejenigen, deren Interessen für Physik und Mathe in der Schulzeit aufgrund mutigerer Jungs vielleicht unentdeckt blieben und die sich unter Ihresgleichen sicherer fühlen.
In Zeiten vermeintlicher Gleichstellung, gibt es reine Männerdomänen, in denen Frauen kaum Fuß fassen können (selbstverständlich gilt dies auch andersherum). Diese Branchen jedoch suchen zurzeit händeringend kompetente Fachkräfte – sowohl Männer als auch Frauen. Doch weibliche Hochschulabsolventen sind in Informatik, Maschinenbau und Co. nur schwer zu finden. Laut statischem Bundesamt haben sich im Wintersemester 2011/2012 in Informatik nur knapp 9600 Frauen eingeschrieben. Das macht einen Anteil von 20% aller Informatikstudierenden. Die Elektrotechnik zählte letztes Semester nicht einmal 3000 Studentinnen – ein Frauenanteil von knapp 11%. Doch was ist es, das die Frauen von diesen Studiengängen fern hält? Susanne Ihsen, Professorin für Gender Studies in den Ingenieurswissenschaften an der TU München meint: „Es gibt in der Arbeitswelt, in Hochschulen, in Schulen heute immer noch Traditionen und Stereotype, die Frauen und Männer unterschiedlich bewerten. In denen es eben kein Normalfall ist, dass eine Frau in einem technischen Beruf arbeitet und vielleicht auch eine Führungskraft ist“. Das Problem der Ungleichverteilung liegt also nicht nur in der Diskriminierung von Frauen in Männerberufen, sondern vor allem in überholten Vorurteilen gegenüber manchen Branchen. Ziel der Frauenstudiengänge ist es, diese aufzubrechen und mithilfe von weiblichen Vorbildern zu einem neuen Verständnis zu gelangen.