VON NORA GRAF | 23.02.2015 17:18

Bildung in Entwicklungsländern: Von der Armut in die Armut

Armut verhindert Bildung, Bildung verhindert Armut. Dieser Satz lässt sich auf alle Regionen dieser Erde anwenden, selbst auf Deutschland, wo die Bildungschancen immer noch ungleich verteilt sind. Doch insbesondere trifft dies auf die ärmsten Gebiete dieser Welt zu: Die Entwicklungsländer. Und dort stellt die fehlende Bildung ein umfassendes und zum Teil schwer zu lösendes Problem dar, das viele Institutionen und Organisatoren schon seit Jahren versuchen zu bekämpfen. Mangelnde Bildung ist eine wesentliche Ursache von Armut und wiederum deren größte Folge.


Im Jahr 2000 verabschiedete die internationale Gemeinschaft auf dem Weltbildungsforum in Dakar die Initiative „Bildung für Alle“ (Education for All, EFA). 164 Länder verpflichteten sich dazu sechs Bildungsziele bis zum Jahr 2015 umzusetzen, wie zum Beispiel den Ausbau frühkindlicher Bildung und den Zugang zu kostenlosem, verbindlichem und qualitativ hochwertigem Grundschulunterricht für alle Kinder. Doch keines der Ziele wurde bis jetzt, also kurz vor Ablauf der Frist, verwirklicht. Immer noch besuchen 57 Millionen Kinder im Grundschulalter keine Schule. Die Hälfte dieser Kinder kommt aus den afrikanischen Ländern südlich der Sahara und mehr als 20 Prozent stammen aus Süd- und Westasien. Lediglich 56 Prozent der in dieser Region lebenden Kinder schließen überhaupt die Grundschule ab. Ein weiteres Problem ist die Benachteiligung von Frauen und Mädchen: In Somalia zum Beispiel kommen auf 100 männliche Grundschüler nur lediglich 55 weibliche. Und knapp zwei Drittel der 774 Millionen Analphabeten weltweit sind Frauen. Die Zahl der Kinder auf der Erde, die eine Grundschule besuchen, stieg zwar erheblich, doch gerade in den letzten Jahren waren kaum mehr Fortschritte zu verzeichnen. Das Ziel der Grundbildung für alle wurde definitiv verfehlt.

Armut - Alltag in Deutschland

Der Kreislauf mangelnder Bildung

Ein Grund für mangelnde Bildung sind die schlimmen Verhältnisse in den Entwicklungsländern. Gerade in den ländlichen Regionen abseits der Metropolen haben die Kinder oft keinen Zugang zu Bildungseinrichtungen. Sie sind zu weit weg und oftmals schaffen die Kinder es nicht, den langen Weg auf sich zu nehmen, da sie infolge Mangelernährung einen schlechten Gesundheitszustand aufweisen. Außerdem möchten viele Lehrende, die zu den besser Ausgebildeten gehören und einen besseren Lebensstandard gewöhnt sind, nicht aufs Land ziehen und dort in ärmlichen Verhältnissen leben. Den Eltern fehlt letztlich das Geld für die Schule und, falls diese kostenfrei ist, für die Uniform, Bücher, Lebensmittel oder Fahrtkosten. Daher müssen viele Kinder schon sehr früh arbeiten, um ihre Familie zu unterstützen.

Ein weiterer Grund sind die Kriege und grausamen Auseinandersetzungen, die die Entwicklung vieler Länder in Afrika, Asien und Lateinamerika unmöglich machen. Aufgrund der politischen Instabilität können Wirtschaft und Bildungssystem zusammenbrechen. Schulen geraten laut dem Weltbildungsbericht der UNESCO immer wieder in die Schusslinie der Konfliktparteien und werden sogar als Ziele betrachtet. 613 Schulen wurden im Jahr 2009 angegriffen, etwa doppelt so viele wie im Jahr davor. Überdies investierten die 21 ärmsten Länder der Welt mehr Geld in das Militär als in Bildung.

Ohne eine umfassende Grundbildung entsteht ein Mangel an Wissen und an Empowerment. Empowerment bedeutet, dass Kinder und Erwachsene Fähigkeiten entwickeln, die sie brauchen, um ein selbstbestimmtes und selbstverantwortliches Leben zu führen. Nur so lernen die Menschen aus ihrer Opferrolle, dem Gefühl der Einflusslosigkeit heraus zu kommen und letztendlich dem Teufelskreis der Armut zu entfliehen.

Neben dem Aufbau von Schulen und Bildungseinrichtungen für alle Menschen in den Entwicklungsländern müssen nationale und internationale Verantwortliche in erster Linie die Lebensbedingungen der Ärmsten dieser Welt ändern. Denn die Bekämpfung extremer Armut geht auch mit der Verwirklichung der Menschenrechte einher, wie das Recht auf Nahrung, sauberes Trinkwasser und eben Bildung für alle.