von Susanne Brem | 26.10.2017 11:20

Oben, unten, links, rechts? Wie man berufliche Orientierung gewinnt

Stunden am Schreibtisch, Pauken und Prüfungsstress: Irgendwann ist jede Ausbildungszeit geschafft und der Abschluss in der Tasche. Und dann? Die Vielfalt an Möglichkeiten, was danach folgen kann, überfordert zunächst viele. Schließlich prägt diese Entscheidung den weiteren Lebensweg stark und gibt die Richtung an, in die man sich weiter entwickeln wird. Hier kommen einige Tipps, die dabei helfen, sich Orientierung im Berufswald zu verschaffen!

Kaum ist die Zeit des Vorbereitens und Prüfens endlich vorbei, steht direkt die Entscheidung ins Haus, wie es beruflich weitergehen soll. An eine Hochschule? Berufsausbildung? Oder beides gleichzeitig in einem dualen Studium? Nicht wenige fühlen sich dabei überfordert, hilflos, ängstlich. Ein paar gute Nachrichten gibt es jedoch vorab: Es geht oder ging den meisten so. Dabei gibt es Mittel und Methoden, um herauszufinden, welche nächsten Schritte die richtigen für einen persönlich sind.

Schritt 1: Get your facts right

Die Gedanken und Überlegungen vorab sind bereits dafür entscheidend, welche Richtung man einschlagen wird. Denn wer nicht weiß, was er oder sie zu bieten hat und wo die eigenen Begabungen liegen, der oder die wird sich schwerer tun mit der Berufswahl. Zu erkennen, was einen motiviert oder welche Ziele man verfolgen möchte, ist als erster Schritt für die eigene Orientierung daher sehr sinnvoll. Diese Punkte sollte man konkret zusammentragen und benennen können.

Unterstützen kann dabei ein Berufsorientierungstest. Er hilft, Stärken und Schwächen zu erkennen, und schlägt außerdem unter Berücksichtigung angegebener Interessen weitere mögliche Berufsfelder vor. Die Ausbildungsberufe und Studiengänge sind heute sehr differenziert; sie eröffnen auch innerhalb einer einzigen Branche oder inhaltlichen Richtung eine breite Palette an Möglichkeiten. Der nächste Schritt muss deshalb sein, von möglichst vielen Seiten ausführliche Informationen dazu zu sammeln.

Schritt 2: Sich frühzeitig und umfassend informieren

Einrichtungen wie das Berufsinformationszentrum (BiZ) der Bundesagentur für Arbeit erleichtern das. An über 180 Stellen in Deutschland hält es Infos zum Themenfeld Bildung, Beruf und Arbeitsmarkt bereit. Der Vorteil: Das BiZ ist kostenlos nutzbar, so lange man möchte und steht jedem ohne vorherige Anmeldung offen. Persönliche Beratung gibt es nicht, dafür jedoch Infomappen und -veranstaltungen, Zeitschriften, Bücher, Auslandsinfos sowie Internet-Arbeitsplätze zur weiteren Recherche bis hin zur Ausbildungs- oder Studiengangsuche. Wer einen konkreten Ansprechpartner sucht, der kann einen Beratungstermin bei der Bundesagentur für Arbeit in seiner oder ihrer Nähe vereinbaren.

Schritt 3: Mehr auf den Kopf als auf den Bauch hören

Psychologe Marc Schreiber rät davon ab, einschneidende Entscheidungen wie die künftige Berufswahl rein nach dem Bauchgefühl zu entscheiden. Neben dem Bewusstmachen und Anerkennen eigener Talente, Fähigkeiten und Interessen empfiehlt er, sich auch über Eltern, Bekannte, (frühere) Lehrkräfte, Kontakte aus Nebenjobs und Praktika zu informieren – also mithilfe von Menschen, die bereits im Berufsleben stehen. Sie können wichtige Ratgebende sein, wenn auch deren Aussagen genauso reflektiert werden müssen, wie die eigenen Beobachtungen, Gedanken und Erfahrungen.

Verkauf dich nicht unter Wert

Schreiber trennt außerdem die äußere von der inneren Karriere: Ist es mir wichtig, gesellschaftlichen Erwartungen gerecht zu werden? Dazu zählt beispielsweise ein hohes Einkommen oder eine prestigeträchtige Tätigkeit. Die innere Karriere umfasst dagegen eher die intrinsische Motivation, individuelle Wünsche, die zum Zugpferd für langanhaltende Zufriedenheit und Strebsamkeit im Berufsleben werden. Hilfreich ist dabei, schon während der Schule oder im Studium praktische Erfahrungen zu sammeln, um sich ein Ausprobieren zu ermöglichen.

Schritt 4: Einsicht – Irrtümer und Fehler sind Wegmarken, keine Endstation

Trotz umfassendster Informationen und Gedanken: Manchmal schlägt man dennoch nicht den richtigen Weg ein und merkt es erst später. Fehler kennzeichnen jedoch keine Sackgasse – sie sind Teil des Lebensweges, geben Aufschluss und zeigen meist an, dass man eine neue Abzweigung erwägen sollte, ein vorläufiges anderes Tempo braucht oder ein Neujustieren der bisherigen Vorstellungen notwendig ist. Und: Ob man mit seiner Tätigkeit in zehn Jahren noch zufrieden ist oder wie der Arbeitsmarkt zu diesem Zeitpunkt aussieht, kann heute ohnehin keiner vorhersagen. Daher muss man manchmal vormalige Entscheidungen neu überdenken oder die beruflichen Weichen umstellen. Kurzum: Berufliche Orientierung ist ein Prozess, kein starrer Vorgang.

Bild: "photographer-2157148". Von andreas160578 – pixabay.com.
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