VON MAXIMILIAN REICHLIN
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17.03.2014 15:11
Von 3 auf 300 - Die Entwicklung des Bildungssystems im Sultanat Oman
Vor dem Amtsantritt des derzeitigen Sultans Qabus ibn Sa'id gab es im gesamten Sultanat Oman nur drei staatliche Schulen. Fünf Jahre später waren es bereits über 250 und das Schulsystem wird weiter ausgebaut. Auch Universitäten, private Hochschulen und Colleges konnten sich mittlerweile im Sultanat etablieren. Auch immer mehr Frauen wählen hier den höheren Bildungsweg. Wie war dieser rasante Ausbau des Bildungssystems möglich und wozu hat er geführt? UNI.DE über die beeindruckenden Leistungen des Sultanats.
Analphabetismus
Selbst im Land der Dichter und Denker ist die Zahl der Analphabeten viel größer, als die meisten gedacht haben
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Die Verhältnisse im
Sultanat Oman im Osten der arabischen Halbinsel waren vor dem Jahr 1970 für jeden westlichen Bürger unverständlich:
Nur drei Schulen existierten im gesamten Herrschaftsgebiet, die Quote der Analphabeten war astronomisch hoch. Dann jedoch trat Sultan Qabus die Herrschaft an und viele Dinge änderten sich. Sein erstes Ziel: Die Bekämpfung des Analphabetismus. Innerhalb von fünf Jahren erhöhte sich die Zahl der schulischen Einrichtungen
auf knapp 262, darunter etwa auch eine Schule zur Ausbildung von Lehrpersonal. Außerdem existieren etwa 100 Koranschulen und einige internationale Schulen.
Paradiesische Zustände im Bildungssektor
Obwohl im Oman keine bindende Schulpflicht besteht, werden knapp 90% aller Kinder eingeschult, und, wenn nötig, sogar mit Hubschraubern zum Unterricht gebracht. Der Schulbesuch ist kostenlos. Solche Verhältnisse sind nur möglich aufgrund der hohen Einnahmen des Oman aus dem Export von Erdöl, das dem Sultanat zu seinem Reichtum verholfen hat. Steuern, die in die Bildung investiert werden könnten, gibt es dagegen
so gut wie keine. Nur ab einem Einkommen von über 30.000 Omanischen Rial (ca. 56.000 Euro) gilt ein Einkommenssteuersatz von 12%.
1986 öffnete schließlich auch die erste (und bis heute einzige) staatliche Universität ihre Pforten, die
Sultan-Qabus-Universität (SQU) in Maskat, die heute über acht Fakultäten verfügt. Daneben gibt es heute zahlreiche private Universitäten, Colleges und Fachhochschulen sowie einige ausländische Schulen, etwa die German University of Technology. Der Frauenanteil, sowohl in den Universitäten als auch in inländischen Führungspositionen, ist deutlich höher, als beispielsweise in Deutschland. An der SQU beträgt er bereits
an die 50 Prozent, weswegen für manche Studiengänge mittlerweile Männerquoten eingerichtet werden mussten.
Die Alphabetisierung des Oman
Der rasante Ausbau des Bildungssystems zeigt Wirkung. Den angestrebten Kampf gegen den Analphabetismus hat Sultan Qabus mit diesen Maßnahmen auf jeden Fall gewonnen. Im Jahr 2004 betrug die Quote der lesefähigen Omaner unter der männlichen Bevölkerung knapp 87%, unter den Frauen 74%. Eine Entwicklung, die sich sehen lassen kann. Zum Vergleich: 1990 waren noch knapp 50 Prozent aller über 15-jährigen Omaner Analphabeten, was aus dem
Human Development Report der Vereinten Nationen von 2006 hervorgeht. Viele Studenten gehen auch ins Ausland. Von den knapp 600.000 omanischen Studierenden studierten in den Jahren 2008/2009 etwa 30.000 im Ausland, verteilt auf 40 verschiedene Länder – davon etwa 13.000 Frauen.
All dies verdankt das Sultanat wohl dem amtierenden Sultan, unter dessen Leitung im Jahr 1970 auch der Ausbau des Sozialwesens hin zu einer kostenlosen Krankenversorgung und einer gesicherten Alters- und Invalidenrente begann. Und Qabus ist noch lange nicht am Ende. So hat er bereits den
Bau einer zweiten staatlichen Universität angekündigt, um das Bildungswesen des Oman noch weiter zu verbessern und zu erweitern.