VON RICHARD KEHL | 10.11.2009 09:59

UNI Kino: 2012

Roland Emmerichs kitschiger Weltuntergang nach Maya Prophezeiung

Wenn Regisseur Roland Emmerich (Independence Day, Godzilla, 10.00 BC, The Day After Tommorow etc.) was kann, dann die Welt zerstören. In 2012 macht er genau dies. Was ganz gut anfängt, endet allerdings in puren Kitsch.

Im Jahr 2009 werden verstärkt Sonneneruptionen und seismische Aktivitäten im Erdinneren festgestellt. Laut dem Maya Kalender soll eine bestimmte Planetenkonstellation am 21. Dezember im Jahre 2012 zum Ende der Welt führen. Gigantische Vulkanausbrüche, noch nie dagewesene Tsunamis sollen dafür sorgen, dass kein Stein mehr auf dem anderen bleibt und die Weltkarte neu definiert werden muss.

Wissenschaftler, unter der Leitung von Dr. Adrian Helmsley (Chiwetel Ejiofor), erkennen die Gefahr und arbeiten an einem Geheimprojekt, welche das Überleben der Menschheit gewährleisten soll: Eine Art „Arche Noah“ für ein ausgesuchtes Potential an finanzkräftigen Personen, Politik-Oberhäuptern, Tierarten und Kunstwerken. Die Zeit rennt davon und die Katastrophe rückt unaufhaltsam näher. Der US-Präsident (Dany Glover) selbst gibt den Auftrag für dieses monströse Projekt, das in der Hochebene in Tibet gebaut werden soll. Die Leitung hierfür übernimmt sein Chefberater Carl Anheuser (Oliver Patt). Der erfolglose Buchautor Jackson Curtis (John Cusack) macht 2012 zufälligerweise mit seinen zwei Kindern, einer davon heißt bewusst Noah, Urlaub im Yellowstone Park und stolpert in militärisches Sperrgebiet. Dummerweise genau dort, wo der Weltuntergang ausbrechen wird. Davon geht auch Guerilla Webradio-Betreiber Charlie Frost (Woody Harelleson) , der ebenfalls vom Yellowstone Park aus sendet und seinen Hörern und Webseiten-Besuchern den Weltuntergang predigt und auch im Besitz einer Karte ist, wohin man muss, um an Bord einer der Archen für die Welt- und Wirtschaftselite zu gelangen.

Weltuntergangszenarien sind unterschiedlich: Mal ist es eine Epidemie oder Mutation wie in „Carriers“, welche die Menschheit dahinrafft, Weltkriegs- und Verschwörungstheorien, höhere Lebewesen oder Naturkatastrophen. Roland Emmerich gliedert sich in den letzten Teil ein und bezeichnet sein Werk selbst als „Die Mutter aller Katastrophenfilme“. Ob ernst oder ironisch gemeint, sei mal im Raum stehen gelassen. Jedenfalls, was als Drama angekündigt wird, wirkt eher episodenhaft als Satire. Eine Forschungsstation im Erdinneren, in der Wissenschaftler ihre Temperatur mittels Eiswasser-Fußbäder regeln; Zitate von Arnold Schwarzenegger Doppelgänger als Gouverneur von Kalifornien „Alles ist in Ordnung“ und der Konter von John Cusack „Das ist ein Schauspieler und kein Politiker… wenn der so etwas sagt, dann nimmt man die Beine in die Hand und rennt davon“, deuten eindeutig auf den Galgenhumor des Regisseurs während des Drehs hin. Auch die schicksalshafte Aneinanderreihung von „Zufällen“, dessen damit verbundenen illustren Charakteren, wirkt „aufgesetzt“. Ganz zu schweigen von den damit verbundenen schwachsinnigen Dialogen, welche ethische Grenzsituationen aufzeigen sollen, aber eher trivial, kitschig und „prollig“ sind.

Auch die Spezialeffekte des bevorstehenden Weltuntergangs waren alle schon mal da, kommen einem aus anderen Katastrophenfilmen bekannt vor, wirken aber dennoch, nach wie vor, auf großer Kinoleinwand beindruckend, retten den Film vor dem cineastischen Weltuntergang, und halten ihn auf Mittelmaß-Rettungs-Kurs.