VON RICHARD KEHL | 24.11.2009 10:00
UNI Kino: Nokan - Die Kunst des Ausklangs
DIESJÄHRIGER OSCAR-GEWINNER FÜR DEN BESTEN AUSLÄNDISCHEN FILM
Rührselig bildsprachliches Drama mit lustigen aber auch traurigen Szenen über die „Berufung“ eines Traditions-Bestatters.
Der junge Cellist Daigo Kobayashi (Masahiro Motoki) hat in Tokio ein neues Engagement beim dort ansässigen Orchester angetreten. Dummerweise wird der Orchesterbetrieb aufgrund fehlender Besucherzahlen eingestellt. Um Kosten zu sparen zieht er mit seiner Frau in das Haus seiner verstorbenen Eltern auf dem Lande.
Auf eine nicht eindeutige Zeitungsanzeige bewirbt sich Daigo dort bei einem „Reise-Unternehmen“. Es handelt sich hierbei um einen traditionellen Bestatter eines sogenannten „Nokanshi“. Dieser hat die Aufgabe den Leichnam – vor den Angehörigen – auf seine letzte Reise vorzubereiten und zu verabschieden. Das geschieht mit, dem traditionellen Aufbahren, der Totenwäsche sowie dem auftragen des letzten Makeups für den „Reisenden“ Der Inhaber des Bestattungs-Unternehmens erkennt sofort Daigo´s Berufung für diese „aussterbende“ Tradition und lockt ihn mit Geld und weisen Sprüchen in diesen Beruf. Vor seiner Frau verheimlicht er seine neue Arbeit, erlebt dabei skurrile, witzige, aber auch bewegende Momente und geht –im wahrsten Sinne des Wortes – auf Tuchfühlung mit dem Tod. Dabei erntet er Zuspruch aber auch Ablehnung in seinem Umfeld. Zudem erreicht ihn eines Tages die Botschaft über das Ableben seines verhassten Vaters.
Tradition wurde in Japan schon immer großgeschrieben, allerdings geraten die ein- oder anderen Bräuche immer mehr in Vergessenheit. Dies verdeutlicht auch die Szene mit den „lieblosen Leichenbestattern“, die tote Menschen nur als „Ware“ sehen und wie Möbelpacker abtransportieren. Der Regisseur geht auf Leichentuch-Fühlung und stellt den Traditions-Beruf des „Nokashi“ mit all seinen Einzelheiten in den Mittelpunkt ohne zu sehr polemisch zu sein.
Mit viel Liebe, Leidenschaft, Gefühl und der Gratwanderung zwischen Ekel, Vorurteil, Akzeptanz und Tradition schafft es der Regisseur von der ersten bis zur letzten Sekunde den Zuseher in seinen Bann zu ziehen. Der Tod gehört dabei zu unserem täglichen Leben und ist nichts wovor man sich fürchten, oder Menschen, die damit arbeiten, ekeln muss. Im Gegenteil: sie verdienen unseren Respekt. Was anfangs lustig, ja nahezu satirisch beginnt, mündet in ein Bollwerk voll Emotionen und symbolischer Sprache und dessen versteckten Botschaften, untermalt mit der dazu passend klassischen Musik, in der auch das Cello in epischen Landschaftsaufnahmen zum Einsatz kommt. Nur wenige Szenen des Films wirken dabei etwas „übertrieben“ wie der Verlust seiner Frau, als diese die Wahrheit über den Job ihres Lebensgefährten erfährt und ihre reumütige Rückkehr. Insgesamt gesehen ein Meisterwerk, mit einem zu Recht ausgezeichneten Oscar, das auf die Lach- und Tränendrüse gleichzeitig drückt.
Zum Filmstart
verlosen wir für München 5x 2 Freikarten. Folgende Frage muss hierfür beantwortet werden:
Wie ist der Original-Titel, dieses Films, der den Oscar als besten ausländischen Film gewonnen hat?
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