Eine düstere Satire, dessen übertriebene Vision gar nicht so weit von der Realität entfernt zu sein scheint: Eine erfolglose Hobbyband will den Durchbruch in Amerika schaffen, verspricht den Tod des Frontmanns vor laufender Kamera und schreckt selbst vor Life-Amputationen zur besten Sendezeit nicht zurück.
Kommerzielle TV-Sender setzen immer mehr auf Sensationslust ohne Rücksicht auf jegliche Ethik. Dabei ist die „Show“ drumherum wichtiger als das eigentliche Werk. Darum funktionieren auch Castingshows – egal ob Supermodel, Popstars, Big Brother, Dschungelcamp, Promisingles etc. Der Zuseher will dabei keine Qualität, sondern Skandale und Emotionen sehen, um seinen Voyeurismus zu befriedigen. Die Medienwelt entwickelt hierfür immer neue und grenzüberschreitende „Spiele für das Volk“.
Willkommen im 21. Jahrhundert. Das Zeitalter des Medien-Voyeurismus, der Generation Social Network und damit verbunden Selbstdarstellung. Vorgegaukelte Scheinwelten, sterilisiert durch Medien-Inszenierungen, dominieren die TV-Landschaft. Dabei überschreiten immer mehr Prominente sowie Durchschnittsbürger die Grenzen der Privatsphäre und des guten Geschmacks. Erstere, um im Gespräch zu bleiben und ihren Marktwert zu erhöhen; andere, um evtl. entdeckt zu werden.
Gerade heranwachsende Generationen, damit auch Studenten, bekommen immer mehr eine Welt aus – mehr Schein als Sein – präsentiert. Wohin wird dieser Trend noch führen; welche Grenzen müssen noch überschritten werden? Diese Frage haben sich auch die Macher des Films "Short Cut To Hollywood" gestellt.
Regisseur und Hauptdarsteller Jan Henrik Stahlberg liefert nach seinem Selbstjustiz-Streifen „Muxmäuschenstill“ sein nächstes provokantes und schockierendes Werk in Zusammenarbeit mit Marcus Mittermeier ab. Diesmal inszeniert er hier mit Stilmitteln aus Nachrichten-Sendungen, Dokumentationen, Talkshows, Werbung und Musik-TV-Formaten seinen ganz persönlichen Medien-Horrortrip: Das Versprechen eines in der Midlife-Crisis steckend geplagten Hobbymusikers, vor laufenden Kameras, seinen Tod zu übertragen, innerhalb der dafür eigens entwickelten und geplanten TV-Staffel - Der Preis für den Weltruhm auf Zeit.
Drei Freunde: Tierarzt Christian (Christoph Kottenkamp), Versicherungskaufmann Johannes alias John F. Sallinger (Jan Henrik Stahlberg) und Gebrauchtwagen-Verkäufer Mattias (Marcus Mittermeier) träumen vom großen Ruhm in Amerika mit ihrer Hobbyband. Fehlendes Talent und überdurchschnittliches Popstar-Alter wollen sie mit den drei großen „S“: „Show, Sex, Skandale“ wett machen. Mit eigener Kamera dokumentieren sie dabei ihren Weg zum Erfolg, versprechen den Tod des Sängers und amputieren sogar den kleinen Finger des Frontmanns - später sogar seinen linken Arm um für Aufmerksamkeit zu sorgen. Mit dieser Strategie versuchen sie Investoren und Presse für sich zu gewinnen. Der Erfolg bleibt aus. So wird kurzerhand das Konzept geändert: Die Band wird von den Berlin Brothers zu Bagh-Dad-Street-Boys umgetauft und stürmt als Terroreinheit verkleidet ein Restaurant. Ein Fernsehsender wittert das große Geschäft, stellt Kaution und baut die drei Freunde zu Superstars innerhalb kürzester Zeit auf und vermarktet diese nach allen Regeln der Medien-Kunst.
Es wird der Übertragungs-Zeitpunkt der nächsten Amputation festgelegt sowie die zeitnahe Ausstrahlung des Todes des Sängers, am besten noch vor den Playoffs der NFL.
Kritik:
Eigentlich erwartet man eine schwarze Komödie, wird aber bald im Laufe des Films eines besseren belehrt. Was als naiver Roadmovie von Midlife-Crisis geplagten talentfreien Musikern beginnt, mündet in einen Albtraum innerhalb einer geisteskranken Medienwelt – eine Farce auf unsere kurzlebige Konsumgesellschaft ohne dabei „durchschnittlich“ zu sein. Henrik Stahlberg trifft genau den Nerv der Zeit. Blutig, ehrlich und bildgewaltig inszeniert er eine groteske Medienwelt mit deren „Gladiatoren“ und Machern. Der Streifen schockiert mit satirischen, horrorartigen Szenarien und verdeutlicht provokant wie krank unsere Gesellschaft eigentlich ist. Die Menschlichkeit rückt dabei völlig in den Hintergrund, der Mensch bzw. das Menschenleben selbst, wird nur als Produkt betrachtet: Gnadenlos vermarktet und bis auf den letzten Blutstropfen ausgesaugt, um die Sensationslust zu befriedigen und dann - der Nächste bitte. Ein ehrlicher Film der den Zeitgeist trifft und mehr als nur eine Satire ist.