England 1961: Die hübsche Jenny (Carry Mulligan) zählt zu den talentiertesten, begehrtesten und erfolgreichsten Schülerinnen ihrer Kleinstadt. Jenny hat ein Ziel: auf dem Oxford College zu studieren. Der erfolgreiche Geschäftsmann David (Peter Saarsgard) hat ein Auge auf die adrette Schülerin geworfen und umwirbt Jenny, wortwörtlich, mit Schirm, Charme, Sportwagen, Glamour und Geschenken. Auch ihre Eltern sehen in dem „reiferen“ Mittdreißiger einen wirtschaftlichen Vorteil gegenüber ihren gleichaltrigen Klassenkameraden. David entführt die 16-jährige Jenny in die Welt der Reichen und Schönen. Dabei vernachlässigt Jenny ganz ihre Schule und Pläne in Oxford zu studieren. Stattdessen träumt sie fortan vom Jet-Set. An Ihrem 17. Geburtstag verliert Jenny durch David ihre Unschuld und träumt von Heirat und einem sorgenfreien Leben in Luxus. Dabei nimmt sie in Kauf von der Schule zu fliegen. Doch Davids Vergangenheit holt Jenny schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
Kritik: Der Traum vom sorgenfreien Leben im Luxus ist so alt wie die Menschheit selbst. Wahre Gefühle sind dabei sekundär. Frauen wollen versorgt sein und im Mittelpunkt stehen, das liegt in der Natur sowie Geschichte, während der Mann der Jäger und Sammler ist. Aktuelle Beispiele sehen wir am laufenden Band, in der sich junge Mädchen und Frauen an reiche oder prominente Männer „verkaufen“ und dabei auch „blank ziehen“.
Jüngstes Beispiel: Lothar Matthäus mit seiner Liliana, die er quasi von der Schule kurz vor ihrem Abitur in einer Nobel-Disco kennengelernt und in die Welt der “Reichen und Schönen“ eingeführt hat. Mittlerweile sind Lothar und Liliana getrennt und es verschließen sich langsam aber sicher immer mehr Türen zum Jet-Set ohne ihren Ex-Promi-Fußballprofi an Ihrer Seite.
Drehbuchautor Nick Hornby lieferte bereits Vorlagen für Streifen wie „About a Boy“ oder „High Fidelity“. Umso größer die Erwartungen an „An Eductation“ - einem "Coming Age Drama" um die Schülerin Jenny - unter der Regie von Lone Scherfing.
Der Film selbst ist ein eindringliches sowie gesellschaftskritisches Porträt der 60er Jahre. Im Gegensatz zur heutigen Zeit hatten Frauen damals ohne höhere Bildung wenige Möglichkeiten sich im Berufsleben zu etablieren. Eine Heirat war obligatorisch für das damalige Frauenbild. Dialoge zwischen Jenny, Lehrern und der Schulleiterin verdeutlichen dies. Die beiden Hauptdarsteller David und Jenny überzeugen in ihren Rollen voll. Charismatisch verkörpert Peter Saarsgad als David den typischen „Dandy“ und Jenny das naive Mädchen, das auf seine „Tour“ abfährt und reinfällt. Aber auch die restliche Schauspielriege von Jennys Vater bis zur Schulleiterin (Alfred Molina, Emma Thompson) etc. kann sich wahrhaft sehen lassen. Das Set ist sehr detailgetreu im 60er Jahre Stil gehalten; Kameraführung und Regie erinnern ebenfalls dabei an Klassiker aus dieser Ära. Selbst die Frisur von Jenny kopiert den Audrey Hepburn-Look (Frühstück bei Tiffany), der zur gleichen Zeit für einen weltweiten Modetrend sorgte.