VON RICHARD KEHL | 13.10.2009 11:00

UNI Kino: Hangtime - kein leichtes Spiel

Der Traum vom Sport-Stipendium

Drama von Regisseur und Autor Christian Zübert (Lammbock, Wunder von Bern) über das Schicksal zweier elternloser Brüder, welche beide eine Profi-Basketball Karriere vor sich gehabt hätten.


Wenn Die Auszeit zum Durchhänger wird. Als Hangtime wird die Zeit bezeichnet, in der ein Basketballespieler sich beim Wurf in der Luft befindet und noch nicht weiß, ob er einen Korb erzielt oder nicht. Der Film schildert die Sportler-Geschichte zweier Brüder, die bei einem Autounfall ihre Eltern verlieren. Georg, der ältere von Beiden, der eine Profikarriere als Basketballspieler vor sich hatte, muss nun für seinen kleinen Bruder Vinz sorgen, der ebenfalls - zehn Jahre später - das Zeug dazu hätte, in seine Fußstapfen zu treten. Dieser hängt lieber mit seinen Kumpels rum und träumt von einem Sport-Stipendium in den USA.

Vinz (Max Kidd) ist gefeierter Regional- Basketballstar beim Zweitligisten Hagen Phoenix, „versemmelt“ aber aus Ego-Gründen den entscheidenden Spielzug, Wurf und somit den Aufstieg in die Bundesliga. Sein Misserfolg macht schnell die Runde in der Regionalpresse, das seinem Selbstbewusstsein nicht sonderlich zu Gute kommt, und zur Folge, auch seinen Sport vernachlässigt. Er träumt von einem Sportstipendium in den USA und bewirbt sich dort mit minimalen Erfolgschancen.

Dabei lernt er die Kellnerin Kathi (Mirjam Weichselbraun) kennen und beginnt mit ihr eine Affäre - ein junger angehender Profisportler scheint ja doch eine gute Partie zu sein. Im Gegensatz dazu muss Georg sich immer wieder bei Damenbesuch für seine Bruchbude rechtfertigen.

Georg (Misel Maticevic) sieht in Vinz die Chance das Plattenbauviertel in dem er mit ihm hausen muss, für einen Spieler-Profivertrag für seinen Bruder, und damit auch ein besseres Leben, einzutauschen. Nur, damit hat er die Rechnung ohne Vinz gemacht, der ihn kurzerhand beim Vorstellungstermin und Probetraining bei einem Frankfurter Profiverein sitzen lässt: Die Nacht zuvor flieht er von Frankfurt zurück nach Hagen zu Freunden und Kathi.

Der Film dreht sich zwar um Basketball, das dient eigentlich nur als Kulisse um den brüderlichen Konflikt und die Suche von Vinz´s eigenen Weg durchs Leben darzustellen. Das merkt man auch schnell bei den Spielszenen: hier verbuchen Cheerleader mehr Nahaufnahmen als das eigentliche Basketballs-Spiel selbst.

Punktgenaue Seitenhiebe auf amerikanische Gangster- und deren Slang-Kultur sowie emotionale Momente treffen dabei im richtigen Moment ins Schwarze und verfehlen nur durch seltene Übertreibungen ihr Ziel. Ein aus Versehen abgetrennter Finger beim Automaten knacken soll als Arbeitsunfall inszeniert werden obwohl das Gewebe am Arbeitstag schon längst abgestorben ist, sorgt lediglich für ein „Plan-Schmunzeln“.

Vinz selbst überzeugt als Teenager Basketball-Spieler ebenso wie als gespaltener Teenager zwischen Wunschtraum und grausamer Realität. Nicht umsonst hat er beim Filmfest München 2009 den Preis als besten Nachwuchs- und Jungdarsteller gewonnen; für die Basketballszenen selbst, wurden Spieler aus höheren Ligen „gecastet“ . Somit ist auch eine sportlerische Authentizität gewährleistet, was gern zu oft bei solchen Themen außer Acht gelassen wird.