VON MAXIMILIAN REICHLIN | 22.07.2013 14:38

Wenn Ernährung uns krank macht – Die Zivilisationskrankheit "Essen"

Verschiedene aktuelle Studien haben ergeben, dass für einen Großteil der heute in unserer Gesellschaft auftretenden Krankheiten eine falsche Ernährung verantwortlich. Diese führt aktiv zu ernährungsbedingten Krankheiten, kann allerdings auch die Entstehung chronischer Krankheiten wie Krebs fördern. Viele Ärzte haben es bisher versäumt, eine ausreichende Aufklärungsarbeit zu leisten, ähnlich steht es um soziale Einrichtungen, die sich mit Kindern beschäftigen. Im vergangenen Monat hat die American Medical Assosication einen ersten Schritt unternommen, um diese Aufklärungsarbeit voranzutreiben und „Fettleibigkeit“ als Krankheit eingestuft.

Dass eine falsche Ernährung ein gewisses Gesundheitsrisiko mit sich bringt, ist schon lange bekannt. Zu viel Fett in der täglichen Ernährung führt etwa zu einem Verschluss der Arterien, die in der Folge zum Herzinfarkt führen kann, zu viel Zucker ist ein Risikofaktor für Diabetes. Doch nicht nur diese aktiv ernährungsbedingten Krankheiten können durch das Essen ausgelöst werden. Eine Untersuchung in den USA ergab, dass etwa auch ein Drittel aller bösartigen Tumore auf eine falsche Ernährung zurückzuführen ist. Eine andere, auf Hawaii durchgeführte Studie belegte, dass Männer, die sehr viel tierisches Fett und Milchprodukte zu sich genommen hatten, ein erhöhtes Risiko aufwiesen, an Prostatakrebs zu erkranken.

Die Uhr tickt, der Wecker läutet, die Zeit ist vorbei

Dies lässt sich, so die Ernährungs- und Umweltinitiative „GreenFacts“, auf eine Veränderung der Lebens- und Ernährungsgewohnheiten zurückführen: Demnach nähmen immer mehr Menschen statt Getreideprodukte oder Kartoffeln eher Nahrung mit zugesetztem Zucker oder Fett zu sich. Dies verbinde sich dann mit einem Tagesablauf, der überwiegend im Sitzen absolviert wird. Dadurch steige das Risiko auf Ernährungsbedingte Krankheiten und in der Folge auch auf chronische Krankheiten wie Krebs.

Um diesem Trend entgegenzuwirken, wäre eine frühe Aufklärung in Schulen und sozialen Einrichtungen nötig. Diese fehlt allerdings augenscheinlich bisher. Obwohl in Deutschland zehn bis 20 Prozent aller Kinder übergewichtig und immerhin noch bis zu acht Prozent krankhaft fettleibig sind, werden an Kindergärten und Tagesstätten kaum Präventionsmaßnahmen eingeleitet, im Gegenteil: Die betroffenen Kinder haben hier Probleme, sich zu motivieren und zu integrieren und werden nicht ausreichend unterstützt. Ähnlich sieht es in Arztpraxen aus. Der Präsident der amerikanischen Gesundheitsbehörde AMA Ardis Hoven bemängelt die mangelnde Vorbereitung der Ärzte auf Probleme, die etwa mit Fettleibigkeit einhergehen.

Um dafür ein Bewusstsein zu schaffen, hat die AMA im Juni Fettleibigkeit offiziell als Krankheit eingestuft. Hoven hofft, durch diese neue Einstufung Ärzte dazu bewegen zu können, die Probleme und Risiken ernährungsbedingter Krankheiten in die Gespräche mit ihren Patienten zu integrieren. Dies ist auch wichtig, da die neue Einstufung etwa ein Drittel aller Einwohner der USA über Nacht zu Patienten gemacht hat.

Wie genau ernährungsbedingten Krankheiten vorzubeugen ist, bleibt jedoch unklar. Eine genaue Anleitung, beziehungsweise eine Art „gesunden Speiseplan“ gibt es nicht. Die meisten Experten sind sich jedoch darin einig, dass die Ernährung ausgewogen sein sollte. Eine einseitige Ernährung, etwa vorwiegend Fleisch und Fischgerichte allerdings ohne Obst und Gemüse oder andersherum verwehre dem Körper wichtige Ressourcen und steigere damit das Risiko, ernährungsbedingt zu erkranken.