VON C.V.A. | 19.07.2013 13:26

Macht Rohkost glücklich?

Als Rohkost bezeichnet man pflanzliche, machmal auch tierische Lebensmittel, die unerhitzt zubereitet werden. Weder Kochen, noch Braten, noch Backen ist erlaubt. Eine reine Rohkost-Ernährung kann vegetarisch, vegan oder keines von beiden sein. Die Hauptsache ist, dass die Lebensmittel nicht erhitzt werden, damit wichtige Nährstoffe, wie Vitamine oder ungesättigte Fettsäuren nicht verloren gehen. Doch was hat es mit den Rohkost-Theorien auf sich? Ist Rohkost wirklich eine sinnvolle Ernährungsweise?



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Rohkost-Ernährung - was ist das?

Über eine genaue Definition von Rohkost besteht kein Konsens. Es gibt mehrere verschiedene Rohkost-Ernährungslehren in Deutschland, die jeweils ihre eigene Definition von Rohkost vertreten. Dazu gehört beispielsweise die Urkost -Theorie, auch Ur-Methodik genannt, die von Franz Konz entwickelt wurde. Laut Konz` Annahme entstehen Krankheiten durch falsche Ernährungsweisen und können durch eine Änderung des Essverhaltens therapiert werden. Konz fordert nicht nur den Verzehr von veganer Rohkost (Fleisch zu essen ist für ihn ethisch nicht vertretbar), sondern hält es auch für wichtig, wildgewachsene Kräuter wie Löwenzahn oder Sauerampfer in den Speiseplan aufzunehmen. Weiterhin spricht er sich gegen das Waschen von Gemüse und Kräutern aus, da auf diese Weise wichtige Mikroorganismen abgespült werden.

Ein anderes interessantes Konzept ist die Instictotherapie. Das von Guy-Claude Burger entwickelte Modell ist eine Sonderform der Rohkost, bei dem sich der Mensch auf seinen Instinkt verlassen soll. Laut Burger weiß der Mensch instinktiv, was er zum Essen braucht und kann dies anhand seines Geruchs- und Geschmackssinns erkennen. Solange die Nahrungsmittel nicht erhitzt worden sind, kann alles verzehrt werden, also auch jede Art von unerhitztem Fleisch.

Die von dem Ehepaar Diamond entworfene Idee des Fit for Life vertritt eine Form der Roh- und Trennkost, in der vor allem Obst verzehrt wird. Fit for Life sieht den Menschen als Früchtefresser und schlägt eine Ernährungsweise vor, die zu 70 Prozent aus Obst, Gemüse und Salat und zu 30 Prozent aus Brot, Getreide und Fleisch besteht. Außerdem soll ausschließlich destilliertes Wasser getrunken werden.

Probleme der Rohkost-Ernährung

Diese Konzepte sind teilweise heftig umstritten, insbesondere, nachdem die Gießener Studie nachweisen konnte, dass eine strenge Rohkost-Ernährung zu schwerwiegenden Mangelerscheinung führen kann. Von 1996-1998 führte das Institut für Ernährungswissenschaften an der Universität Gießen die Studie durch, in der verschiedene Formen der Rohkost-Ernährung und deren Wirkungsweise untersucht wurden. Ergebnis war unter anderem, dass 57 Prozent der Studienteilnehmer untergewichtig waren. Bei vielen Frauen blieb die Menstruation aus, viele Versuchspersonen litten an den verschiedensten Symptomen der Unterernährung sowie an Vitamin- und Calcium-, Zink- und Iod-Mangel. Der Leiter der Studie Klaus Leitzmann rät aufgrund dieser Ergebnisse davon ab, sich ausschließlich von ungekochten Lebensmitteln zu ernähren. Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät hiervon ab.

Rohkost eine Alternative

Boris Lauser, Chefkoch eines Gourmet Dinner Clubs in Berlin „kocht“ vor allem vegane unerhitzte Speisen. Er hält ungekochtes Gemüse für gesünder, da ab 42 Grad viele wertvolle Vitamine verloren gehen und sich die chemische Struktur von Proteinen und Fetten verändert. Bei der Zubereitung nutzt er warme Luft damit die Flüssigkeit aus den pflanzlichen Lebensmitteln entweicht, die Nährstoffe bleiben dadurch allerdings auch erhalten. Lausers Rezepte zeigen, dass Rohkost alles andere als langweilig ist. Bei ihm gibt es zum Beispiel Lasagne, Tiramisu und Pizza à la Rohkost.

Doch Lauser selbst isst auch Gekochtes. Obwohl er ausschließlich Rohkost zubereitet, spricht er sich nicht für eine reine Rohkost-Ernährung aus. Vor allem Menschen, die körperlich hart arbeiten und Sport treiben benötigen seiner Meinung nach mehr Kalorien. Lausers Ernährung besteht zu 70 Prozent aus Rohkost und vor allem verzichtet er auf Fertigprodukte. Wer mit dem Gedanken spielt, seine Ernährung auf Roh- und Trennkost umzustellen, könnte sich daran ein Beispiel nehmen.