VON C.V.A. | 08.07.2013 13:19

Vegane Ernährung - eine gute Alternative?

Zurzeit leben circa 600 000 Menschen in Deutschland vegan, d.h sie verzichten auf sämtliche Produkte die vom Tier stammen. Oft bedeutet die Entscheidung zu dieser Lebensweise auch eine Veränderung der Lebenseinstellung, die nicht immer nur auf wohlwollende Resonanz stößt. Doch wie kann vegane Ernährung auch alltagstauglich sein?


Einen Monat lang vegan ernähren: Seit Nina diesen Plan gefasst hat, stehen Soja-Reismilch, Tofu, Nussmus und viele andere Dinge auf dem Speiseplan, die sie zuvor noch nie gegessen hat. Ausprobieren will sie, ob eine vegane Ernährung für sie in Frage kommt und auch alltagstauglich ist. Wie verhält man sich, wenn man zum Essen eingeladen ist? Wie erklärt man den Leuten, warum man sich dafür entschieden hat, ohne dabei in eine ethische Diskussion abzudriften? Am Anfang stieß ihre Entscheidung auf Verwunderung. Viele belächelten ihren Versuch und glaubten nicht, dass sie lange durchhalten würde. Doch Nina ist optimistisch. Das Frühstück erscheint noch unproblematisch: Nina isst zum Beispiel Soja-Reismilch mit Obst und Haferflocken oder Brot mit Pilzpaste. Kaffee gibt‘s nur mit Sojamilch oder schwarz. Beim Mittagessen wird es schon schwieriger: Die Tomatensoße muss jetzt ohne Sahne schmecken, die Nudeln ohne Ei und Butter. Stattdessen greift Nina auf selbstgemachten Basilikumpesto zurück. Bald merkt sie, dass sie ein veganes Kochbuch benötigt. Eine Vorliebe fürs Kochen ist bei dieser Ernährung ausgesprochen vorteilhaft. Viele Gerichte, wie zum Beispiel Ofengemüse mit Bohnenpüree erfordern Geduld. Obwohl es inzwischen diverse vegane Fertiggerichte in Biosupermärkten gibt, sollte man hin und wieder Zeit fürs Kochen einplanen.

Gründe

Die Macht des Konsumenten – Illusion oder einflussreiche Kraft?

Zu den Produkten die Veganer meiden, gehören tierische Produkte wie Fleisch, Milch, Eier aber auch Honig- und Lederprodukte. Um die „verbotenen“ Produkte zu ersetzen, greifen sie auf verschiedene pflanzliche Öle, Nüsse und Samen zurück. Als Hauptgrund für eine vegane Lebensweise werden meist die untragbaren Zustände in den Schlachthöfen und die generelle Quälerei von Tieren genannt. In Deutschland werden jedes Jahr circa 2 Milliarden Tiere auf grausame Weise getötet. Doch nicht nur um des Fleisches willen werden die Tiere getötet. Milchkühe werden ebenfalls geschlachtet sobald die Milchproduktion nachlässt. Aber auch die Eierproduktion ist problematisch: Männliche Küken, die in Folge der Legehennenzucht entstehen, werden bei lebendigem Leibe vergast oder maschinell getötet, da sie für die Eierproduktion nicht brauchbar sind. Veganer wollen nicht für die Tötung von Tieren mitverantwortlich sein, deshalb verzichten auf all diese Produkte, die Teil der Massenzucht-Maschinerie sind. Die exzessive Nutztierhaltung wirkt sich allerdings auch auf das gesamte Ökosystem negativ aus. So entstehen 51 Prozent aller Treibhausgase durch Nutztierhaltung. Diese richtet somit mehr Schaden an, als der gesamte Autoverkehr und wird gelegentlich als Hauptursache der Klimakatastrophe bezeichnet. Hier wollen Veganer ansetzen und mit einer bewussten Ernährung einen Teil zum Schutz der Tiere und der Umwelt beitragen.

Veganer und die Gesellschaft

Zum Problem wird manchmal die Intoleranz anderer Menschen gegenüber einer veganen Lebensweise. Spott oder Ignoranz schlägt Veganern recht häufig entgegen, auch ist es für sie manchmal schwierig, sich an die Umgebung anzupassen, da ein Großteil der Gesellschaft Milch- und Fleischprodukte dem täglichen Speiseplan wie selbstverständlich hinzu zählt. Aber auch Fleischesser fühlen sich oft von Veganern irritiert oder gar angegriffen, insbesondere wenn diese missionarisch unterwegs sind. Häufig fühlen sich Fleischesser von den moralisch-ethischen Bekehrungen der Veganer gestört oder fühlen sich sogar ethisch unterlegen, weil sie sich dazu bekennen, Fleisch und Tierprodukte zu essen. Doch nicht alle Veganer wollen missionieren. Der Starkoch Attila Hildmann beispielsweise kocht ausschließlich vegan und war mit seinen Kochideen schon häufiger im deutschen Fernsehen zu sehen. Trotz seines veganen Lebensstils distanziert er sich von missionarischen Zeitgenossen. Vegan zu leben ist eine Entscheidung die man für sich selbst trifft. Anderen Menschen soll man auch ihre Entscheidung Fleisch und Milch zu konsumieren überlassen, ist seine Devise.

Probleme der veganen Ernährung

Wer sich für eine vegane Ernährung ohne tierisches Eiweiß entscheidet, sollte einige Punkte beachten. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung beispielsweise rät von einer veganen Ernährung im Säuglings- und Wachstumsalter, sowie während einer Schwangerschaft und im höheren Alter ab. Grund dafür ist eine mögliche Unterversorgung einiger mineralischer Stoffe wie Calcium und Vitamin B12, die in bestimmten Lebensphasen zu Schäden am Organismus führen kann. Ausführliches Wissen über vegane Ernährung, sowie über eventuell benötigte Supplemente ist unabdingbar. Durch Ernährungswissen können Mangelerscheinungen verhindert werden. Wer sich für Tierschutz und die vegane Lebensweise interessiert, kann es einfach ausprobieren. Zahlreiche Blogs und Webseiten informieren über diverse Rezepte. Wem das zu viel ist - auch Vegetarier tragen schon einen Beitrag zum Tierschutz bei.

Nina entschließt sich nach den vier Wochen für eine dauerhafte vegane Ernährung. Da sie in einer Großstadt wohnt ist es kein Problem entsprechende Produkte im Bio-Supermarkt zu finden oder auch ab und zu in ein veganes Restaurant zu gehen. Dadurch fühlt sie sich keinesfalls in ihrer Lebensqualität eingeschränkt. Ihre Umwelt hat sich auch daran gewöhnt und einige ihrer Rezepte sind inzwischen ein Hit in ihrem Freundeskreis. Auf Belehrungen verzichtet Nina. Für sie gilt: Ernährung ist eine private Angelegenheit - jeder soll selbst entscheiden wie er leben möchte und welche Ernährung er bevorzugt. Viele ihrer Freunde sind nach wie vor Fleischesser, akzeptieren aber Ninas Entscheidung. Manchmal, insbesondere bei Grillabenden stört sich Nina am Fleischkonsum, aber das behält sie für sich. Ein sensibles Thema ist es allemal.