VON MAXIMILIAN REICHLIN | 01.07.2013 15:10

Vegetarisch vs. Fertigpizza – So essen die Deutschen

Vor allem essen die Deutschen sehr ungesund. Das ist zumindest das Ergebnis einer kürzlich von der Techniker Krankenkasse durchgeführten Ernährungsstudie. Demnach sei vor allem die schnelllebige moderne Gesellschaft ein Auslöser dafür, dass die Deutschen Nahrung mit fehlendem oder falschem Bewusstsein konsumieren. Auf der anderen Seite mausert sich die vegetarische Ernährung laut Aussagen des Vegetarierbundes Deutschland zu einer gesunden Massenbewegung. Wie essen die Deutschen also wirklich? UNI.de hat sich umgehört.

Vier von zehn jungen Menschen essen mit der Gabel in der einen und dem Smartphone in der anderen Hand. Dieses Schlagwort der Techniker Krankenkasse (TK) zu der kürzlich erschienen Ernährungsumfrage "Iss was, Deutschland?" umschreibt das angebliche Hauptproblem: Die Deutschen nähmen sich keine Zeit mehr für die Nahrungsaufnahme, damit verkomme das Essen zu einer Nebensache. Ein Symptom des fehlenden Bewusstseins für gesunde Ernährung.

Zeit, ein moderner Sklaventreiber

Knapp die Hälfte der befragten Deutschen gab als Hauptursache für die ungesunde Ernährung Zeitmangel an. Im Berufsalltag gesund zu essen sei schwierig bis unmöglich und hat man die Zeit, nutzt man sie gleichzeitig noch für andere Kleinigkeiten, etwa Emails beantworten oder Fernsehen. Fast-Food ist für viele Zeitgeplagte die einzige Lösung, überhaupt noch etwas zu essen. Mindestens dreimal die Woche greifen die Befragten unter 25 darauf zurück. Auch schnelle Fertiggerichte sind beliebt: Vier von zehn Deutsche ernähren sich laut Studie ein- bis zweimal die Woche von Tütensuppen oder Tiefkühlpizzen. Viele auch aus Kostengründen. Für eine gesunde Ernährung fehle demnach das Geld. Paradox, findet die TK: Denn im Schnitt seien Fast-Food-Hütten und Fertiggerichte teurer als selbst zubereitetes Essen.

Die Folge: Es fehlt am Bewusstsein für die Gesundheit des eigenen Körpers. Dieses Bewusstsein will die TK geweckt sehen: Durch Aufklärungsarbeit an Schulen und in Kindergärten oder -tagesstätten und vor allem in den Betrieben. Eine andere Studie, die des Vegetarier-Dachverbandes in Berlin, erkennt dagegen bereits ein gesteigertes Ernährungsbewusstsein, hin zu einer gesunden und fleischlosen Ernährung: Rund acht Millionen Menschen in Deutschland essen demnach heute vegetarisch, Tendenz weiter steigend.

Dabei gehe es zwar nur den älteren Mitbürgern um gesundheitliche Aspekte, während die Jüngeren eher aus ethischen Gründen auf Fleisch und Wurst verzichten, dennoch lässt sich hier ein rasanter Aufstieg in den vergangenen Jahren verzeichnen, was wohl auch durch die Ballung von Lebensmittelskandalen in den letzten Jahren zu erklären ist. Dass Vegetarier tatsächlich gesünder leben, ist nicht von der Hand zu weisen: Sie haben ein rund 36 Prozent geringeres Risiko, an ernährungsbedingten Leiden wie Bluthochdruck oder einen zu hohen Cholesterinspiegel zu erkranken. Das zeigt eine Studie der Loma Linda University in Kalifornien.

Die Studien der TK und des Vegetarierbundes spalten die Deutschen hier also in zwei Lager: Auf der einen Seite stehen die bewussten Vegetarier, die, glaubt man der Studie des Dachverbandes, immerhin etwa zehn Prozent der Bevölkerung ausmachen, auf der anderen Seite stehen die zeitgeplagten Gelegenheitsesser, deren Bewusstsein, so die TK, erst noch geweckt werden muss. "Wenn wir eine Gesellschaft wollen, die länger und gesünder lebt, müssen wir uns stärker darum kümmern, was wir essen und wie wir essen. An beiden Punkten können und müssen wir ansetzen." so TK-Chef Dr. Jens Baas.