VON JULIA ZETZ | 31.12.2013 16:05
Und da war sie nicht mehr da
Meine Oma war toll, sie war eine richtige Oma, so wie man sie sich vorstellt. Sie hat zu Ostern die größten Nester verschenkt, hat mir immer fünf Mark zugesteckt als ich klein war und es gab sonntags immer Braten und Kuchen. So sollte eine Oma sein. Und alt wird sie eigentlich nie. Doch dann kam der Tag, an dem mir bewusst wurde, dass meine Oma alt geworden ist. Es war vor vier Jahren, da rief mich mein Vater an und sagte zu mir: „Julia, deine Oma liegt im Krankenhaus, sie hat was mit dem Herzen.“. Und da blieb mir meins gleich stehen. Meine Oma im Krankenhaus? Das ging mir nicht in den Kopf. Das war der Moment, der mir meine Illusion nahm. Er raubte mir die Vorstellung meiner Oma und warf mich in die eiskalte Realität: Meine Oma wird bald nicht mehr da sein.
Meine Mama sagt immer: „Mütter sind zum erziehen da, Omas zum verwöhnen“. Und genau das hat meine Oma immer gemacht, bis zu dem Tag im Dezember vor vier Jahren. Der Anruf hat mich gelähmt. Ich war in einer großen Luftblase gefangen, die mich von allem isoliert hat. „Nein Papa, ich kann jetzt nicht ins Krankenhaus fahren, ich muss arbeiten.“, hab ich gesagt. Musste ich aber gar nicht, reiner Selbstschutz.
So zerbrechlich sah sie aus
Der Selbstschutz löste sich auf und wurde zum zermürbenden schlechten Gewissen. Der Weg ins Krankenhaus war als ob ich auf den elektrischen Stuhl müsste. Ich wollte sie so nicht sehen, so zerbrechlich, so schwach. Wo waren die gute Laune, die mahnenden Worte über zu viel Schokolade und der leckere Kuchen? Alles wurde ersetzt durch kalte Krankenhauswände, den ekelhaften Geruch von Desinfektionsmitteln und das laute Wimmern ihrer Zimmernachbarin. Sollte meine Oma wirklich so sein? Ich wollte das nicht in Erinnerung behalten.
Der Arzt war sachlich-fachlich und dafür hasste ich ihn. Wie konnte er nur so über meine Oma reden, es war doch immerhin meine Oma! Er erzählte irgendwas von Wasser und Herz und anderen Dingen, die ich nicht verstanden habe. Ich konnte die ganze Zeit nur in ihre Augen sehen und sah..... Nichts mehr. Der gutmütige Glanz, die Liebe, alles war weg.
Mit der Faust ins Gesicht
Und dann war es soweit, mein Vater rief mich erneut an und sagte mir: „Julia, die Oma kommt jetzt ins Altersheim.“. Das traf mich wie eine Faust ins Gesicht. Ich hätte damit rechnen können, aber ich tat es nicht. Und wieder kam die Luftblase, die mich von allem abschottete und mich in einen Zustand verfallen ließ, den ich niemals wieder erleben möchte. Meine Oma im Altersheim? Jetzt wird einer sagen, das sei doch nicht schlimm. Das würde ja nicht bedeuten, dass sie bald sterben würde. Doch, das tat es.
Nur wenige Monate nach ihrem Einzug ins Altersheim klingelte mein Telefon erneut. „Julia, die Oma ist gestorben.“. Und jetzt kam nicht die Luftblase, sondern erneut die Faust, doch sie traf mich nicht nur einmal, es fühlte sich an wie tausend Schläge. Ich saß auf meinem Stuhl und verstand die Welt nicht mehr. Und da sitze ich heute noch.
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Gesundbleiben!
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Stammzellspende gegen Blutkrebs – wie geht das? Eine Spenderin der DKMS im Interview
Jedes Jahr erkranken alleine in Deutschland über 10.000 Menschen an Leukämie. Seit der Einführung der Stammzellentransplantation haben sich aber die Behandlungsmöglichkeiten und damit die Heilungschancen der Betroffenen erheblich verbessert. Eine große Schwierigkeit bei der Transplantation besteht darin, dass Spender/-in und Empfänger/-in genetisch möglichst ähnlich sein müssen. Trotz einer internationalen Spenderkartei wird in jedem siebten Fall kein geeignetes Transplantat gefunden.
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Arme Krankenhäuser
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sieht die Lage ernst: "Es ist schon dramatisch, wie das gegenwärtige System der Krankenhausfinanzierung mehr als die Hälfte der Kliniken in die roten Zahlen drückt". Nun forderte er von Union und SPD die offenen Fragen in Sachen Finanzierung im Gesundheitsbereich zu klären. Nach seiner Auffassung sollte jede Klinik einen bestimmten finanziellen Rahmen erwarten können, der auch die Versorgung der Patienten sicherstellen würde.
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Unglückliche Reiche?
Immer mehr Menschen in den reichen OECD-Staaten schlucken Antidepressiva. Dafür gibt es mehrere Gründe, und welche davon dominieren, ist umstritten. In Deutschland dürfte Stress ein wesentlicher Faktor bei der Zunahme von Depressionen sein. Der lässt sich aber durch ein verändertes Verhalten reduzieren. Und Glücksforscher behaupten, dass Lebensqualität und Lebenszufriedenheit als verfassungsrechtlich verbrieftes Staatsziel die Politik dazu bringen könnte, die Lebensqualität im Hinblick auf mehr Glück und weniger psychische Leiden zu verbessern.
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Krebsvorsorge soll vor einer lebensbedrohlichen Krankheit bewahren – doch gerade durch den medizinischen Fortschritt geschieht oft das Gegenteil. Bei manchen Krebsarten wird in über der Hälfte der Fälle aufgrund von zu genauen Untersuchungsmethoden (!) eine Erkrankung diagnostiziert, die nie da war oder zumindest nie ausgebrochen wäre. „Überdiagnosen“ nennt sich das Phänomen, das durch die folgenden Überbehandlung das Leben Betroffener zerstören kann. Dabei gibt es schon jetzt die Möglichkeit, Patienten davor zu bewahren.
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Ein Sprichwort sagt: „Die Zeit heilt alle Wunden“. Dass manche Wunden, vor allem die psychischer Natur, gar nicht mehr, oder nur sehr schwer wieder heilen, das müssen vor allem Menschen, die schwere leidvolle Erfahrungen gemacht haben, immer wieder beobachten.
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