VON MAXIMILIAN REICHLIN | 17.12.2013 19:44
Immer Ärger mit der EFSA – Über die Kritik an der Behörde für Lebensmittelsicherheit
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (kurz: EFSA) ist eine Agentur der Europäischen Union, die die Aufgabe hat, über die Risiken bestimmter Nahrungsmittel oder Krankheitserreger aufzuklären und über die Zulassung von gentechnisch veränderten Pflanzen zu entscheiden. Gerade in den letzten Jahren wird der EFSA aber immer wieder mangelnde Unabhängigkeit vorgeworfen. Verbindungen führender Mitglieder zur Gentechnik-Industrie sollen demnach die Entscheidungen der Behörde beeinflussen und mitunter zur Zulassung nicht einwandfrei geprüfter Produkte führen. Was ist dran an den Vorwürfen und welche Aufgaben hätte die Behörde? UNI.DE hat sich umgehört.
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Seit 2002 existiert die EFSA bereits auf Grundlage einer EU-Verordnung. Grundsätzlich soll die Behörde eine „wissenschaftliche Beratungs- und Kommunikationsstelle über Risiken in Zusammenhang mit der Lebensmittelkette“ sein. Konkret bedeutet das: Die EFSA kontrolliert Nahrungsmittel und Futterpflanzen für die Tierzucht auf eventuelle Krankheitserreger und andere Gesundheitsrisiken. Eine der wichtigsten Aufgaben der Agentur übernimmt das rund 20-köpfiges Gremium „Gentechnik“. Hier geht es um die Zulassung gentechnisch veränderter Pflanzen für den Verkauf.
Und genau hier besteht auch das größte Problem. Das Gentechnik-Gremium gibt seit Jahren Anlass zur Kritik. Vielen Mitgliedern werden
Verbindungen zu großen Firmen der Gentechnik-Industrie, und damit ein Interessenkonflikt vorgeworfen. Selbst in der Führungsriege der Behörde spiele sich Lobbyarbeit ab. So wechselte die ehemalige
Leiterin der Gentechnik-Gruppe Suzy Renckens Anfang 2010 ohne Auflage der Behörden nahtlos von der EFSA zum Gentechnikkonzern Syngenta. Auch jetzt soll wieder eine Lobbyistin eingeschleust werden: Beate Kettlitz, eine führende Mitarbeiterin der FoodDrinkEurope, die alle größeren Lebensmittel- und Getränkehersteller der EU vertritt, wurde von der EU-Kommission für den Verwaltungsrat der EFSA nominiert.
Diese Art der Behördenführung bleibt nicht ohne Folgen: Die mangelnde Unabhängigkeit der EFSA wirke sich demnach in einer unzureichenden Prüfung der Studien aus, die von den Gentechnik-Unternehmen selbst für ihre Produkte durchgeführt werden. Unternehmensunabhängige Forschung finde kaum statt. Prominentestes Beispiel: Der unabhängige testbiotech e.V. berichtet über kritische Studien des italienischen Molekularbiologen Gilles-Eric Séralini über die
gentechnisch veränderte Maissorte NK603. Das Produkt konnte, so die Studio, in verschiedenen Tests mit der Tumorbildung bei diversen Versuchstieren in Zusammenhang gebracht werden.
Diese wissenschaftliche Studie jedoch wird von der EFSA nicht zur Entscheidungsfindung genutzt. Stattdessen basiert die Zulassung durch die Behörde einzig und allein auf der internen Studie des Herstellerkonzerns Monsanto. Durch die Sicherheitsprüfung der EFSA wurde der Genmais 2004/5 offiziell sowohl als Futtermittel, als auch als Nahrungsmittel zugelassen. Die Stellungnahme der Behörde: Die Maissorte sei ebenso unbedenklich, wie herkömmlicher Mais. Um den Mais dreht sich auch eine aktuelle Diskussion:
Wieder soll ein umstrittener Gentechnik-Mais von der EU auf Grundlage der EFSA-Bewertung für den Handel zugelassen werden. Über die Sorte 1507, ausgestattet mit einem integrierten Insektengift, wird in den nächsten Wochen abgestimmt. Sollte auch dieses Produkt seinen Weg in den Handel finden, befürchtet testbiotech durch den Anbau eine enorme Belastung für die Umwelt.
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