VON RICHARD KEHL | 23.12.2013 16:38

Der Medicus

Der Bestseller von 1986 von Noah Gordon galt als „unverfilmbar“, wer den Film sieht und das Buch kennt, weiß auch warum. Das Ergebnis der deutsch inszenierten und produzierten filmischen Umsetzung ist durchschnittlich, lässt viele Fragen offen, auf Details wurde einfach verzichtet.

England im 11. Jahrhundert: Moderne Medizinstudenten, Ärzte und Krankenhäuser wie sie heute bekannt sind, gab es damals nicht. Die Heilkunst war eine Gratwanderung von Ketzerei und Volksgaukelei. Sogenannte fahrende Bader reisten durch die Provinzen rissen Zähne, renkten Gelenke ein, amputierten Körperteile, verabreichten suspekte Heilmittel. Während die medizinische Entwicklung in Europa noch in den Kinderschuhen steckte, war diese im fernen Osten bereits erheblich weiter fortgeschritten. Hier gab es sogar eine Universität mit Medizin-Studenten. Der junge Rob Cole (Tom Payne) war noch ein Kind als er zum Waisen wurde. Seine Mutter starb an der sogenannten, damals noch unheilbaren, Seitenkrankheit, später als Blinddarmentzündung bekannt. Rob hat eine außergewöhnliche Gabe: Er kann spüren, wenn jemand stirbt. Erstmals bemerkte er diese Gabe kurz bevor seine Mutter an der noch damals unheilbaren Krankheit verstarb.

Auf sich allein gestellt schließt sich der junge Waise einem fahrenden Bader (Stellan Skarsgård) an. Auf seinen Reisen hörte der angehende Student von einer Stadt in Persien namens Isfahan. Dort lehrt ein berühmter Gelehrter namens Ibn Sina (Ben Kingsley) jüdischen und arabischen Studenten die Medizin. Christen waren Feinde der arabischen Welt, so dass Rob als jüdischer Student getarnt, seinen langen Weg in das weit entfernte Persien auf sich nimmt, um dort Medizin zu studieren.

Der Film erzählt die Geschichte wie die „moderne“ Medizin und ihr Studententum den Weg nach Europa fand. Im Gegensatz zum Buch schwimmt der Film sehr an der Oberfläche: Sprachprobleme werden erst gar nicht berücksichtigt, Rassen- und Glaubens-Konflikte nach Klischee abgehandelt; eine Romanze hinzugedichtet. Es gibt zwar schöne und epische Kameraeinstellungen zu sehen, aber von einem epischen Filmerlebnis ist der Medicus leider weit entfernt. Das liegt aber auch an manchen Schauspiel-Leistungen, die teilweise unmotiviert oder deplatziert wirken, sowie an der Gesamtinszenierung des Films: Aufwendig produziert, aber frei von Höhepunkten.

Manche Filme können nicht lange genug sein, beim Medicus dagegen, trotz komprimierten Buchstoffs, macht sich oft Langeweile in den 150 Minuten bemerkbar.

Fazit: Wer nicht zu hohe Erwartungen an den Medicus hat, ist mit dem Film gut bedient und bessert nebenbei sein Allgemeinwissen auf. Wer dagegen einen epischen Abenteuerfilm erwartet, wird enttäuscht sein.

Kinostart: 25.12.2013